Verena Herzog, Nationalrätin SVP, TG
Verena Herzog, sollen die Corona-Massnahmen sofort aufgehoben werden – wie beurteilen Sie das?
Leute, die dies fordern, benehmen sich wie Kleinkinder, die den Fokus auf die Gefahr verloren haben. Sie rennen auf den letzten Metern vor dem Ziel auf die Strasse, unbesehen davon, ob ein Fahrzeug naht oder nicht, nur weil sie sofort auf die andere Strassenseite wollen. Der richtige Zeitpunkt zur Überquerung wird vergessen, weil die Gefahren und Konsequenzen ausgeblendet werden.
Was spricht Ihrer Ansicht nach dagegen?
Ein langfristiger Fokus auf beständige Normalität ist gefragt. Es macht keinen Sinn, problemorientierte, kurzsichtige Eigeninteressen über die Fachbeurteilung zu stellen und erneute Wellen zu riskieren.
Welche Massnahmen sollen am schnellsten aufgehoben werden – und wann spätestens?
Die Homeoffice-Pflicht kann ab sofort abgeschafft werden. Die Quarantäneregelungen wurden richtigerweise vereinfacht. Wann welche Massnahmen aufgehoben werden können, bestimmt die epidemiologische Lage und nicht ein fixes Datum. Die Maskenpflicht im ÖV darf erst als letzte Massnahme fallen. Denn diese Massnahme ist einfach, kostengünstig und äusserst wirksam. Schauen wir auf die langfristige finanzielle Belastung durch das Gesundheitssystem ist die Auslastung der Spital- und Intensivbetten nur eines von mehreren sinnvollen Beurteilungskriterien für die Aufhebung der Massnahmen. Jährlich wiederkehrende zusätzliche Arbeitsausfalltage durch Covid-Infektionen und künftige Epidemien, die enormen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen, sollten genauso vermieden werden.