«Wir sind in Sicherheit, aber wir haben keine Ruhe», sagt Anja, eine junge Ukrainerin. Zusammen mit ihren beiden Schwestern, der Schwägerin, der Mutter, dem Grossvater und mehreren Kleinkindern lebt sie seit einigen Tagen im Haus «Hoffnung» im Kinderdorf Pestalozzi oberhalb von Trogen.
Der Kontrast könnte nicht grösser sein. In der Heimat wütet der Krieg. Ihre Männer und viele Freunde mussten sie in der Ukraine zurücklassen. In Trogen leben sie umgeben von sanften Hügeln in einem original Appenzellerhaus mit Blick auf den Bodensee.
Auf der Flucht seien sie auf viele hilfsbereite Menschen gestossen. Über die Slowakei, Ungarn und Österreich gelangten sie in die Schweiz. «Als wir in Budapest den Zug verpassten, hat uns eine Familie bei sich aufgenommen», erzählt Anja. Immer wieder blicken die Frauen auf ihre Handys und hoffen auf Nachrichten aus der Heimat.
Kinder wissen Bescheid
Auch die Kinder wissen über den Krieg Bescheid. Es sei wichtig, dass sie die Wahrheit erfahren würden. Inmitten der Frauen sitzt der 82-jährige Grossvater. Er hatte sich eine bessere Welt für seine Nachkommen gewünscht. «Unser grösster Wunsch ist es, nach Hause zurückzukehren und unsere Häuser wieder aufzubauen,» sagt seine Enkelin.
Neben der Familie befinden sich noch rund 50 weitere Menschen aus der Ukraine im Kinderdorf - vor allem Frauen und Kinder. «Heute kommen nochmals 50 weitere Flüchtende zu uns», sagt Martin Bachofen, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi.