- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Der Fall machte international Schlagzeilen: In einem links-grünen Berner Szenelokal wurde ein Konzert abgebrochen. Nicht, weil die Musiker reihenweise umgekippt wären oder weil der Strom ausgefallen wäre. Nein, weil die einheimischem Musiker Reggae spielten und Rasta-Locken trugen.
Das sei «kulturelle Aneignung», urteilten Besucher. Und die Veranstalter gaben dem Druck des links-urbanen Pöbels nach. Sie jagten die Musiker zum Teufel.
Und was ist mit der Kartoffel auf unserem Teller?
Der Vorgang sorgt für Empörung – zu Recht. In der Rasta-Schande von Bern entstellt sich der linke Antirassismus zur Kenntlichkeit: Er ist selbst hochgradig rassistisch.
Sollen etwa nur die Neapolitaner Pizza essen, nur die Bonner Beethoven spielen oder nur die Basken eine Baskenmütze tragen dürfen?
Und was ist mit der Kartoffel, die aus den südamerikanischen Anden stammt? Patrouillieren schon bald Säuberungstrupps, um die «kulturelle Aneignung» von unseren Tellern zu kippen?
Geistige Inzucht
Dass man es überhaupt aussprechen muss, zeigt, wie weit wir es gebracht haben: Seit es menschliche Kulturen gibt, leben sie vom gegenseitigen Austausch. Es ist das Wesen von Kunst und Kultur, aus eigenen und fremden Traditionen zu schöpfen, sich kreuz und quer inspirieren zu lassen und sich weiterzuentwickeln.
Die verstiegene Logik der «kulturellen Aneignung» hingegen führt geradewegs ins Ghetto. Sie führt zu geistiger Inzucht und Sterilität. Sie führt zum Tod jeder lebendigen und vielfältigen Kultur.