Zentrale Herausforderung für die Unternehmen ist der Arbeitskräftemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird: Im Jahr 2035 fehlen der Ostschweiz im Vergleich zu heute schätzungsweise 60'000 Arbeitskräfte. Das zeigte das Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» der IHK St.Gallen-Appenzell und der St.Galler Kantonalbank mit über 900 Gästen.
«Ja, wir werden in der Schweiz eine wirtschaftliche Abkühlung haben, aber diese wird uns aller Voraussicht nach nicht so stark treffen wie die Finanzkrise 2008 oder die Anfänge der Coronapandemie 2020».
Dieses Resümee zog Jan-Egbert Sturm, Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, am Montagabend, 21. November 2022, am Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» vor rund 900 Gästen in der St.Galler Olma-Halle 2.1.
Als massgeblichen Treiber der gegenwärtigen wirtschaftlichen Abkühlung identifizierte Sturm den explosionsartigen Anstieg der Gaspreise im Zuge des Ukrainekrieges. Dieser sei in weiterer Folge ein wesentlicher Treiber der aktuellen Inflation. Dennoch blickt Sturm vorsichtig optimistisch in die Zukunft: Aufgrund der mehrheitlich positiven Stimmung in der Wirtschaft und der erwarteten Entspannung bei den Energiepreisen werde die Schweizer Wirtschaft auch im kommenden Jahr ein leichtes Wachstum von 1.0% erfahren.
Ostschweizer Wirtschaft in guter Verfassung, Anpassungsfähigkeit gefordert
Die wirtschaftliche Situation der Ostschweizer Unternehmen ist weiter gut und zeigt im Gegensatz zur Gesamtschweiz und dem nahen Ausland vorerst kaum Bremsspuren. «Die konjunkturelle Entwicklung in der Ostschweiz präsentiert sich trotz Lieferschwierigkeiten, steigender Preise und des Fach- und Arbeitskräftemangels weiter überraschend stabil», meint Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse der St.Galler Kantonalbank sowie Mitglied des Konjunkturboards Ostschweiz.
«Einzig stark vernetzte und international exponierte Branchen wie der Grosshandel und die Industrie erwarten eine Abnahme der Nachfrage in den kommenden Monaten», so Hilb. Diesbezüglich sei der starke Franken im Vergleich zum Euro hervorzuheben. «Exportorientierte Unternehmen haben aus dem Wechselkursschock 2015 gelernt und mittlerweile in ihren Handelsverträgen oftmals eine Wechselkursklausel verankert» ergänzt Hilb.