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Gast-Kommentar
Sport
02.12.2022

Sepp Blatter: «Dieser Sieg ist die Meisterprüfung der Schweizer»

Die Erlösung: Die Schweizer jubeln über den 3:2-Sieg gegen Serbien. Jetzt wartet Portugal im Achtelfinal. Bild: Alberto Lingria / Reuters / Linth24
Jubel in Doha: Die Schweizer Nationalmannschaft bleibt cool und zieht nach einem 3:2 gegen Serbien in den WM-Achtelfinal ein.

Show, Spektakel, Tempo. Schweizer und Serben bieten in Doha in der ersten Halbzeit das ganze Spektrum an Unterhaltung. Xherdan Shaqiri schiesst die Mannschaft von Trainer Yakin in der 20. Minute in Führung. Der Weg in die Achtelfinals scheint schon früh an diesem Abend geebnet. Doch Serbien weicht keinen Zentimeter zurück – und erarbeitet sich im Mittelfeld dank generösem Einsatz ein Übergewicht.

Mitrovic (27.) per Kopf und Vlahovic (35.) – nach einem leichtfertigen Ballverlust von Shaqiri – wenden das Spiel: 1:2. Die Partie offenbart bis zu diesem Zeitpunkt das ganze Spektrum der Schweizer Stärken und Schwächen. Mit Xherdan Shaqiri weiss die Nati einen Mann in ihren Reihen, der jederzeit den Unterschied ausmachen kann – im Positiven wie im Negativen. Granit Xhaka, der Kapitän und potenzielle Anführer, bleibt in der ersten Halbzeit unsichtbar.

Doch auch Serbien ist in der Defensive anfällig – wie schon gegen Kamerun, als man einen 3:1-Vorsprung verspielt hat. So gleicht Embolo die Partie in der 44. Minute aus.

Zwischenfazit aus Schweizer Sicht: Nach der offensiven Nullnummer gegen Brasilien sind die Geister wiederbelebt. Murat Yakin hat offenbar die richtigen Worte gefunden, um seine Spieler aus der kreativen Lethargie zu reissen.

Das schönste Tor des Turniers

Hätte es einen Beweis dafür gebraucht, liefern ihn die Schweizer in der 48. Minute: Embolo, Shaqiri, Vargas – Remo Freuler: 3:2. Vielleicht die schönste Kombination dieser WM und quasi der Türöffner für die Schweiz in den weiteren Turnierverlauf.

Am Dienstag wartet im Achtelfinal mit Portugal und Superstar Cristiano Ronaldo der glamouröseste Gegner überhaupt. Und das Beste daran: Zu verlieren hat das Team von Murat Yakin ab sofort nichts mehr.

Deutschland scheitert krachend

Wenn schon scheitern, dann richtig krachend. Dies muss sich am Vorabend die deutsche Nationalmannschaft gedacht haben. Zwar gewann sie gegen Costa Rica 4:2. Doch der überraschende Sieg von Japan gegen Spanien beendete das Turnier des vierfachen Weltmeisters abrupt.

Wie immer in solchen Situationen in Deutschland war das mediale Urteil unmissverständlich: «Debakel» und «Desaster» hiess es in der ARD. Die «Bild» schrieb am Tag danach vom «schrecklichen und peinlichen WM-Aus» und von der «unerträglichen Arroganz um unsere Nationalmannschaft».

Ausgeschieden ist das Team von Trainer Hansi Flick am Donnerstag. Faktisch aber verirrte es sich schon viel früher in die Sackgasse – als es alle Energien in ein Stück Stoff steckte und mehr über Regenbogenfarben und politische Statements gegen das Gastgeberland Katar nachdachte als über eine siegbringende Taktik. «One Love». Dieser Slogan dürfte noch zum Trauma des Deutschen Fussball-Bundes werden. Und ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: Wer Sport und Politik vermischt, macht einen grossen Fehler.

Sepp Blatter