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Wirtschaft
10.12.2022

Aktienmärkte in vorweihnachtlicher Ruhe

«Bei den Kryptowährungen herrscht weiterhin Katerstimmung. Bitcoin und Ethereum hat es heftig gebeutelt», so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
In den letzten Tagen ging es an den Aktienmärkten ruhiger zu und her. Geringe Bewegungen, SMI hält 11'000 Punkte. Viele Investoren feiern schon an Firmen- oder Familienanlässen. Kommende Zinsentscheide bremsten.

In der Schweiz schauten am Mittwochmorgen alle auf die Bundesratswahlen. Neu gewählt wurden Albert Rösti und Elisabeth Baume-Schneider. Bundespräsident für 2023 wird Alain Berset. Bei der Departementsverteilung gab es nur drei Änderungen. Karin Keller-Sutter übernimmt die Finanzen, Albert Rösti das Energie-, Verkehrs- und Umweltdepartement. Die neue Bundesrätin wird Justizministerin.

Grossrazzia in Deutschland: Die «Reichsbürger», die am Mittwoch verhaftet wurden, gelten als Querdenker. Kritische Stimmen sehen jedoch kaum die Gefahr eines Staatsstreichs, eher ein Ablenkmanöver der Regierung von den aktuellen Problemen wie Rezession, Inflation, steigenden Zinsen, Energieverknappung, Insolvenzen.

Gemäss Angaben der Nationalbank (SNB) sind die Immobilienpreise im Jahresverlauf 2022 gefallen. In den letzten zwölf Monaten wurden schweizweit lediglich 22'800 Neubauwohnungen bewilligt. Das beeinflusst das Preisniveau, welches auch durch die gestiegenen Hypothekarzinsen gesteuert wird.

Im Kampf gegen die Pandemie hat China seine strikten Null-Covid-Massnahmen gelockert. Die Regierung verkündete Lockerungen bezüglich Quarantäne, PCR-Tests und Ausgehverboten. Anlass waren aber vor allem wirtschaftliche Gründe, weniger die Gesundheit.

Bei den Kryptowährungen herrscht weiterhin Katerstimmung. Bitcoin und Ethereum hat es im Zuge der gegenwärtigen Probleme heftig gebeutelt. Für manche Experten nähert sich der Hype endgültig dem Ende zu.

Unternehmensnachrichten

Die Kapitalerhöhung der Credit Suisse, die am Donnerstag abgeschlossen wurde, stand zeitweise auf Messers Schneide. Aber 98 Prozent Aktionäre haben mitgemacht. Die Bank hat nun frisches Kapital von rund vier Milliarden erhalten. Das Vertrauen in die Bank ist immer noch wackelig, aber der Aktienkurs hat sich nach der Kapitalerhöhung etwas kräftiger erholt.

Beim Stromproduzenten Axpo prägten Verwerfungen an den Energiemärkten das Geschäftsjahr 2021/22. Der Gesamtumsatz lag zwar mit CHF 10.55 Mrd. deutlich höher als im Vorjahr (CHF 6.06 Mrd.). Aber die Gewinnzahlen gingen zurück, bereinigtes Betriebsergebnis CHF 392 Mio. CHF (Vorjahr: CHF 643 Mio.), Unternehmensergebnis (Gewinn) CHF 594 Mio. (Vorjahr: CHF 607 Mio.). Die Bundesgarantie in Milliardenhöhe wurde nicht gebraucht, aber die Kreditlimiten bei den Banken wurden erhöht.

Ein ABB-Spinoff, neuer Name Accelleron, ein weltweit führender Anbieter von Hochleistungs-Elektronik, ist seit Spätsommer 2022 an der Schweizer Börse SIX kotiert und dürfte bei der Energiestrategie der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen.

Trendwende in der Luftfahrt: Nach drei Jahren Verlusten von knapp USD 190 Mrd. Dollar wegen Corona könnte sich die Branche im Jahre 2023 wieder erholen. Aber die Energie- und Treibstoffkosten bremsen noch etwas. Auch die Flughäfen dürften von den höheren Passagierfrequenzen profitieren.

Nach einem kräftigen Kursanstieg ersetzt Porsche die Puma-Aktie im deutschen Aktienindex DAX.

Streit unter Pharmaherstellern: Pfizer und BioNTech klagen gegen Moderna wegen Patentverletzungen bei den Corona-Impfstoffen betreffend mRNA-Technologie.

Zu den Kursgewinnern 2022 gehört der Heizungsbauer Meier Tobler mit einem Plus der Aktien von 110 Prozent in diesem Jahr.

Aussichten

Noch vor Weihnachten werden die Notenbanken Zinsentscheide treffen. Hier werden wegen abnehmender Teuerungsdynamik kleinere Schritte erwartet. Die Schweizerische Nationalbank hat am wenigsten Druck, wegen der weltweit tiefsten Teuerungsrate.

Im Januar gibt es die ersten Jahresabschlüsse. Bei den Maschinen- und Technologieaktien sind die Erwartungen tiefer. Bei einigen Banken dürften aufgrund der höheren Zinsen die Gewinne steigen. Zudem gibt es Spezialsituationen, die von der veränderten Energiesituation profitieren. An die internationale Verschuldung, vor allem der USA, werden wir immer wieder erinnert.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24