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Wirtschaft
04.02.2023
07.02.2023 17:47 Uhr

Börsen: Teuerungskampf und Zinsentscheidungen

«Die jüngsten Zinserhöhungen haben die Erholung der Aktienmärkte wenig beeinflusst», stellt Christopher Chandiramani fest. Bild: Linth24
Die Notenbanken der USA, Europas und Grossbritanniens zogen die Zins-Schraube nochmals an; die Börsen hielten sich trotzdem gut. Hoffnungen auf eine Entspannung bei Teuerung und Energiepreisen sind intakt.

Zwar hat die Inflation offenbar ihren Zenit überschritten, aber für die Notenbanken ist sie immer noch zu hoch. Somit hat zur Bekämpfung die amerikanische Notenbank FED zum achten Mal hintereinander ihren Leitzins erhöht, diesmal aber nur um 0.25 auf 4.5 bis 4.75 Prozent. In Europa betrug die Erhöhung 0.5 auf 3 Prozent. In der Schweiz blieben die Leitzinsen der Nationalbank vorläufig noch unverändert.

Die US-Industrie erzielte vor Jahreswende ein Auftragsplus. Die Bestellungen sind im Vergleich zum November um 1.8 Prozent gestiegen. Die Ökonomen hatten mit 2.2 Prozent gerechnet.

Im Januar 2023 lag der Index der Konsumentenstimmung in der Schweiz saisonbereinigt bei 30 Punkten und damit im pessimistischen Bereich.

Der Engpass bei der Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten hat sich verschärft. Der Bundesrat stuft die Lage als problematisch ein und ergreift Sofortmassnahmen.

Unternehmensnachrichten

Die jüngsten Zinserhöhungen haben die Erholung der Aktienmärkte wenig beeinflusst. Bei den grosskapitalisierten Werten («Blue-Chips») wurden aber Gewinnmitnahmen verzeichnet.

Die Grossbank UBS hat 2022 in einem schwierigen Umfeld mehr verdient. Der Reingewinn stieg und 2 Prozent auf USD 7.63 Mrd. Die Aktionäre erhalten eine leicht höhere Dividende von USD 0.55. Zudem plant die UBS eigene Aktien im Wert von rund USD 5 Mrd. zurückkaufen.

Im Jahre 2022 erzielte Novartis einen Reingewinn von USD 7 Mrd., was den Erwartungen der Analysten entsprach. Unter dem Strich war der Gewinn mit USD 24 Mrd. tiefer als 2021, was den Verkauf eines Roche-Aktienpakets beinhaltete. Für 2022 wird eine Dividende von CHF 3.20 pro Aktie vorgeschlagen. Dieses Jahr beabsichtigt Novartis, die Generikasparte Sandoz abzuspalten und die Aktien separat an die Börse zu bringen.

Im abgelaufenen Jahr stiegen die Verkäufe von Roche nur um 1 Prozent auf CHF 63.3 Mrd., währungsbereinigt um 2 Prozent. Sowohl in der Pharma- als auch der Diagnostik-Division erzielte der Basler Konzern ein Wachstum. Der Konzerngewinn sank jedoch um 6 Prozent auf CHF 13.5 Mrd. Eine Dividende in Höhe von CHF 9.30 wird erwartet. Die Einnahmen aus dem Corona-Geschäft dürften in Zukunft deutlich abnehmen.

Die Julius-Bär-Gruppe hat 2022 das schwierige Marktumfeld gespürt und einen tieferen Gewinn als im Vorjahr erzielt. Der Konzerngewinn des Vermögensverwalters lag mit CHF 950 Mio. um 12 Prozent unter dem Rekordergebnis des Vorjahres. Die verwalteten Vermögen beliefen sich zum Jahresende auf CHF 424 Mrd.

Die Swisscom publiziert versehentlich zu früh provisorische Zahlen. Der Telecom-Konzern hat im vergangenen Jahr offenbar etwas weniger verdient. Gemäss ungeprüften Kennzahlen lagen der Umsatz 2022 bei CHF 11.1 Mrd. Fr. und der operative Gewinn auf Stufe Ebitda bei 4.4 Mrd. Die im Jahr 2022 getätigten Investitionen werden mit 2.3 Mrd. angegeben.

Im Jahr 2022 erhielt ABB Aufträge im Wert von knapp USD 34 Mrd., was plus 16 Prozent bedeutet. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf USD 29.4 Mrd.

Der Detailhändler Migros übernimmt die Ostschweizer Apothekerkette «Zur Rose» für CHF 360 Mio.

Der Zementkonzern Holcim ist mit einer Klima-Klage von Umweltschützern in Indonesien konfrontiert.

Aussichten

Die OECD hat kürzlich die globalen Wachstumsprognosen von bescheidenen 2.6 auf 2.9 Prozent erhöht, ein Silbersteifen am Horizont. Treiber sind China (Ende der Zero-Covid-Strategie) und Indien.

Die negativen Faktoren wie Krieg, Inflation und Zinsen sind noch nicht überwunden, werden auch weiterhin die Anlagepolitik erschweren.

Verschiedene Unternehmensabschlüsse sind weniger rückläufig als befürchtet und lassen sogar auf Dividendenerhöhungen hoffen.

Die Notenbanken bleiben bezüglich ihrer Geldpolitik restriktiv. Das könnte auch den Obligationen wieder etwas mehr Schwung geben.

Die Hypothekarzinsen und Mieten, vor allem Nebenkosten, haben weiter steigende Tendenz.

Investoren in Aktien hoffen bereits auf ein besseres 2024.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24