- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Der durchschnittliche Jahreslohn in der Schweizer Privatwirtschaft liegt bei knapp 90'000 Franken. Der Bund zahlt hingegen im Durchschnitt einen Jahreslohn von rund 120'000 Franken – eine enorme Differenz. Auch in den Gemeinde- und Kantonsverwaltungen liegen die Löhne deutlich über denjenigen in der Privatwirtschaft.
Eine neue Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) in Luzern hat nun genauer hingesehen. Der Befund: Auch bei gleicher Qualifikation verdienen die Staatsangestellten deutlich mehr.
«Lohnprämie» für Beamte
«Beim Bund verdient man zwischen 6.5 bis 16.8 Prozent mehr als eine Person mit gleicher Qualifikation in der Privatwirtschaft», heisst es in der Studie. Im Durschnitt sind es 11.6 Prozent. Die Autoren nennen das «Public-Private-Pay-Gap». Sie sprechen von einer «Lohnprämie», die Staatsangestellte im Vergleich zu ihren Kollegen in der Privatwirtschaft bekommen.
Problem für den Arbeits- und Bildungsmarkt
Eine solchen Beamtenbonus gibt es auch bei den Kantonen (5.6 Prozent mehr) und bei den Gemeinden (5.1 Prozent mehr).
Die grossen Lohnunterschiede zwischen dem staatlichen und dem privaten Sektor sind ein Problem – und von «grosser Relevanz für den Arbeits- und den Bildungsmarkt», wie die Studienverfasser schreiben.
Verzerrter Wettbewerb um Talente
Denn: «Der Staat ist der grösste Arbeitgeber in der Schweiz und übt damit automatisch auch grossen Einfluss auf den Arbeitsmarkt aus. Wenn er systematisch höhere Löhne bezahlt als der Privatsektor, verzerrt dies den Wettbewerb um Talente.» Private Arbeitgeber seien «gezwungen, ihre Löhne anzuheben, um mithalten zu können».
Einfluss auf die Ausbildung
Gleichzeitig übt der üppig bezahlende Staat mit seinem Stellenangebot einen grossen Einfluss auf den Bildungsmarkt aus: «Studenten entscheiden sich eher für Studienfächer, mit denen sie mehr Chancen auf eine attraktive Stelle in den Verwaltungen haben.» Auf diese Weise wird die negative Spirale noch verstärkt.
Belastung für Steuerzahler
Hinzu kommt: Die zu hohen Staatslöhne belasten nicht nur die Privatwirtschaft, sondern früher oder später auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Fazit: Die Lohnprämie für die Staatsangestellten ist unfair und diskriminierend. Damit ein fairer Wettbewerb zwischen den staatlichen und den privaten Arbeitgebern herrscht, müssen verantwortungsvolle Politiker dafür sorgen, dass Bund, Kantone und Gemeinden keine überrissenen Löhne mehr zahlen.