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Gast-Kommentar
Schweiz
12.02.2023
13.02.2023 17:53 Uhr

Dr. Gut: «Beamte verdienen 12 Prozent mehr»

Dr. Gut: «Auch bei gleicher Qualifikation verdienen die Staatsangestellten deutlich mehr.» (Symbolbild) Bild: Linth24/www.pixabay.com
Eine neue Studie zeigt: Wer beim Bund arbeitet, verdient viel mehr als in der Privatwirtschaft. Das ist unfair und verzerrt den Wettbewerb.
  • Kolumne von Dr. Philipp Gut

Der durchschnittliche Jahreslohn in der Schweizer Privatwirtschaft liegt bei knapp 90'000 Franken. Der Bund zahlt hingegen im Durchschnitt einen Jahreslohn von rund 120'000 Franken – eine enorme Differenz. Auch in den Gemeinde- und Kantonsverwaltungen liegen die Löhne deutlich über denjenigen in der Privatwirtschaft.
Eine neue Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) in Luzern hat nun genauer hingesehen. Der Befund: Auch bei gleicher Qualifikation verdienen die Staatsangestellten deutlich mehr.

«Lohnprämie» für Beamte

«Beim Bund verdient man zwischen 6.5 bis 16.8 Prozent mehr als eine Person mit gleicher Qualifikation in der Privatwirtschaft», heisst es in der Studie. Im Durschnitt sind es 11.6 Prozent. Die Autoren nennen das «Public-Private-Pay-Gap». Sie sprechen von einer «Lohnprämie», die Staatsangestellte im Vergleich zu ihren Kollegen in der Privatwirtschaft bekommen.

Problem für den Arbeits- und Bildungsmarkt

Eine solchen Beamtenbonus gibt es auch bei den Kantonen (5.6 Prozent mehr) und bei den Gemeinden (5.1 Prozent mehr).
Die grossen Lohnunterschiede zwischen dem staatlichen und dem privaten Sektor sind ein Problem – und von «grosser Relevanz für den Arbeits- und den Bildungsmarkt», wie die Studienverfasser schreiben.

Verzerrter Wettbewerb um Talente

Denn: «Der Staat ist der grösste Arbeitgeber in der Schweiz und übt damit automatisch auch grossen Einfluss auf den Arbeitsmarkt aus. Wenn er systematisch höhere Löhne bezahlt als der Privatsektor, verzerrt dies den Wettbewerb um Talente.» Private Arbeitgeber seien «gezwungen, ihre Löhne anzuheben, um mithalten zu können».

Einfluss auf die Ausbildung

Gleichzeitig übt der üppig bezahlende Staat mit seinem Stellenangebot einen grossen Einfluss auf den Bildungsmarkt aus: «Studenten entscheiden sich eher für Studienfächer, mit denen sie mehr Chancen auf eine attraktive Stelle in den Verwaltungen haben.» Auf diese Weise wird die negative Spirale noch verstärkt.

Belastung für Steuerzahler

Hinzu kommt: Die zu hohen Staatslöhne belasten nicht nur die Privatwirtschaft, sondern früher oder später auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Fazit: Die Lohnprämie für die Staatsangestellten ist unfair und diskriminierend. Damit ein fairer Wettbewerb zwischen den staatlichen und den privaten Arbeitgebern herrscht, müssen verantwortungsvolle Politiker dafür sorgen, dass Bund, Kantone und Gemeinden keine überrissenen Löhne mehr zahlen.

Dr. Philipp Gut schreibt auf dem Online-Verbund Portal24 jede Woche eine Kolumne, die auf den 16 dem Verbund angeschlossenen Portalen jeden Sonntagmorgen publiziert wird. Seine Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
Philipp Gut ist Buchautor, SVP-Politiker und einer der profiliertesten Journalisten der Schweiz. Mit seiner Kommunikationsagentur Gut Communications GmbH berät er Parteien, Verbände, Unternehmen und Private.

www.gut-communications.ch

Dr. Philipp Gut, Kolumnist