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Wirtschaft
18.03.2023
21.03.2023 12:42 Uhr

Börse: Credit Suisse in Turbulenzen

Aus Christopher Chandiramanis Sicht war die Rettung der Credit Suisse richtig und trägt zur Wiedergewinnung des Vertrauens bei. Bild: Linth24
Nach einigen US-Regionalbanken geriet auch die Credit Suisse in Turbulenzen, ihre Aktien verloren bis zu 30 Prozent. Die Nationalbank-Hilfe beruhigte kurzfristig. SMI mit unter 10'600 Punkten klar schwächer.

Bankenbeben in den USA: Die langjährige Tiefzinspolitik der Notenbanken, eine plötzliche Anhebung der Leitzinsen sowie die Schwankungen der Kryptowährungen und Technologieaktien belasten massiv. Die Banken Silicon Valley und First Republic sowie auch kleinere Banken benötigten Unterstützungshilfe.

Unabhängig davon litt die Credit Suisse schon seit längerer Zeit unter Managementfehlern und Verlusten. Die Nationalbank hilft mit CHF 50 Mrd. Liquiditätszusicherung. Die Bank ist zusätzlich mit Klagen von US-Aktionären konfrontiert wegen angeblich irreführender Infos zum Geschäftsverlauf. 

Die Europäische Zentralbank EZB hat den Leitzins trotz Finanzkrise um weitere 0.5 Prozentpunkte angehoben. Damit liegt er neu bei 3.5 Prozent.

Für das Jahr 2023 prognostizieren die Experten ein unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft von nur 1.0 gefolgt von 1.6 Prozent im Jahr 2024. Diese Prognose geht jedoch davon aus, dass es keinen Strom-Blackout gibt. Im vergangenen milden Winter hat sich die Versorgungslage entspannt.

Die französische Regierung hat ihre Rentenreform gegen den Willen von Parlament und Volk durchgeboxt. Es geht um die Erhöhung des Rentenalters auf 64 Jahre.

Unternehmensnachrichten

Der Zugbauer Stadler Rail hat 2022 zwar so viele Aufträge gewonnen wie noch nie, aber der Gewinn wurde vom starken Franken reduziert: Unter dem Strich sank der Reingewinn um 44 Prozent auf CHF 75.1 Mio.

Der Umsatz des Uhrenherstellers Swatch erreichte knapp CHF 7.5 Mrd. – ein Plus 4.6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Umsatzsteigerungen von 25 Prozent in Lokalwährungen waren in allen Regionen ausser China zu verzeichnen. China litt unter dem Corona-Lockdown. Umsatzausfälle von über CHF 700 Mio. resultierten. Die MoonSwatch ist ein Hit mit über 1 Mio. verkauften Stück. Der Konzerngewinn stieg auf CHF 823 Mio. (Vorjahr 774 Mio.) bei einer Marge von 11.0 Prozent. Die Nettoliquidität bleibt ist mit CHF 2.5 Mrd. sehr hoch.

Der Pharmazulieferer Siegfried hat an seinen beiden neuen spanischen Produktionsstandorten ein Entwicklungszentrum in Betrieb genommen. Dafür hat Siegfried rund CHF 15 Mio. investiert.

Bei der Internetbank Swissquote ging der Reingewinn ging im Jahre 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent zurück auf CHF 157 Mio. Die Aktionäre erhalten gemäss Antrag dennoch eine gleich hohe Dividende von CHF 2.20 Fr. je Aktie. Das sind über 20 Prozent des Gewinns.

Der Luxusgüterhersteller Richemont erwägt eine Zweitkotierung der Aktien an der Börse von Johannesburg.

Der Lagerlogistikkonzern Interroll hat im letzten Jahr mehr verdient. Der EBIT erhöhte sich im Jahr 2022 auf CHF 105.2 Mio. (Vorjahr 99.3).

Der Baugerätehersteller Hilti publizierte für das Jahr 2022 tiefere Abschlusszahlen. Gründe waren unter anderem der hohe Kostenanstieg der Rohmaterialien, die Frankenstärke, sowie die Auswirkungen des Rückzugs aus dem Russland-Geschäft. Unter dem Strich gab der Reingewinn um 16.3 Prozent auf 565 Millionen nach.

Aussichten

Jede Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied. Das gilt auch für das weltweite Finanzsystem. Es ist nur so stark wie die schwächsten Banken. In der heutigen Zeit ist alles global vernetzt und voneinander abhängig. Die Rettung der CS war somit richtig und trägt zur Wiedergewinnung des Vertrauens bei. Zurück zur alten Stärke ist aber noch ein weiter Weg. Eine neuerliche Finanzkrise sollte abgewendet werden können. Inflation und Zinsen werden uns weiterhin beschäftigen, ebenso die weltweite Schuldenproblematik. Die Geldpolitik der Notenbanken ist momentan zu straff. Erfreulich sind aber zahlreiche gute Abschlüsse und Dividendenerhöhungen trotz unsicherem Umfeld. Bei den Industriewerten und Zyklikern dürfte das Jahr 2023 sehr anspruchsvoll sein. Materialverknappung und ausgeprägten Fachkräftemangel haben wir immer noch.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24