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Wirtschaft
25.03.2023
26.03.2023 13:58 Uhr

Börse: CS-Rettung und Leitzins-Erhöhung

Für Christopher Chandiramani stand die Schweizerische Nationalbank (SNB) doppelt im Fokus wegen der CS-Rettung und ihres Zinsentscheids. Bild: Linth24
Nach hektischer Vorwoche mit Kurs-Sturz wurde unter Mithilfe von UBS, Nationalbank und Bund die taumelnde Credit Suisse gerettet. Aktienkurse erholten sich, bröckelten später wieder ab. SMI bei 10'600 Punkten.

Jahrelange Misswirtschaft, eine falsche Bonuskultur sowie Milliardenbussen in den USA führten beinahe zum Kollaps der Credit Suisse. Auch die Kontrollbehörden und die Konzernprüfer haben stets geschwiegen. Ein umfangreiches Hilfspaket konnte die Bank retten. Die UBS übernimmt nun die CS für drei Milliarden Franken, tauscht die Papiere (Verhältnis 22.48 CS für eine UBS-Aktie) und die Eidgenossenschaft garantiert neun Milliarden. Die Nationalbank bürgt für weitere hundert Milliarden. Weitere Modalitäten sind noch nicht bekannt. Unschön ist auch das Notrecht, fehlende Mitsprache der CS- und UBS Aktionäre, ein Totalverlust für Inhaber von nachrangigen Anleihen und viele kommende Entlassungen beim Personal.

Trotz Bankenbeben hat die US-Notenbank FED den Leitzins am 23. März und 0.25 Prozent erhöht, zum neunten Mal in Folge, diesmal auf 5 Prozent. Auch die Nationalbank SNB strafft die Geldpolitik und erhöht den Leitzins um 0.5 Prozent auf 1.5 zur Bekämpfung der Teuerung.

Präsident Macron hat in Frankreich die Rentenreform, eine Erhöhung des Rentenalters von 62 auf 64 ohne Parlamentsbeschluss durchgeboxt. Dies führt täglich zu massiven Protesten der Bevölkerung. Der britische König Charles hat sogar seinen vorgesehenen Staatsbesuch verschoben.

Der Zugverkehr in Deutschland wird wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaften ab Montag stillgelegt. Auch das Flughafenpersonal ist mit dem Lohn unzufrieden und plant Streiks. Flüge der Lufthansa und Swiss fallen weitgehend aus.

Unternehmensnachrichten

Grosskapitalisierte Gesellschaften haben die meisten ihre Abschlusszahlen für das Jahr 2022 publiziert und halten nun ihre Generalversammlungen ab. Jetzt fehlen noch Zahlen verschiedener Nebenwerte. 

Der Devisen- und Finanzbroker Compagnie Financière Tradition (CFT) hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem klaren Plus beendet. Der operative Gewinn stieg um 29.1 Prozent auf CHF 94.2 Mio. Die Marge verbesserte sich um auf 1.5 Prozentpunkte auf 9.9 Prozent. Der Reingewinn nach Minderheiten kletterte um 40.3 Prozent auf CHF 89.1 Mio. Die Dividende wird erhöht.

Der Hersteller von Glasverpackungen Vetropack legt gute Zahlen vor. Das laufende Jahr dürfte deutlich mehr Gewinn bringen. Einerseits führten 2022 die Kriegsschäden am Glaswerk in der Ukraine wegen hohen Sonderabschreibungen zu einem niedrigeren Reingewinn, andererseits waren die finanziellen Schäden kleiner als angenommen. Während die Zahl verkaufter Glasverpackungen 10.6 Prozent auf 5.26 Mrd. Stück sank, stieg der Umsatz 10.2 Prozent auf CHF 899 Mio. Der Reingewinn fiel von 63.8 auf CHF 40.7 Mio. auch wegen gestiegener Energiekosten.

Beim Elektrizitätswerk Jona Rapperswil (EWJR) sind die Abschlusszahlen 2022 sehr solide. Der Gesamtertrag stieg von CHF 32.5 auf 39.4 Mio. Der Reingewinn fiel leicht von 3.9 auf CHF3.8 Mio., das Eigenkapital in der Bilanz beträgt 41 Prozent, die Dividende bleibt unverändert bei CHF 200 pro Namenaktie.

Der Umsatz der Telekommunikationsfirma Salt stieg um 2.8 Prozent auf CHF 1.07 Mrd. Der Reingewinn war tiefer als im Vorjahr, weil 2021 Handymasten verkauft wurden (Sondergewinn).

Aussichten

Die aktuelle Geldpolitik der Notenbanken ist eine Gratwanderung, auf der einen Seite wird die Teuerung bekämpft, auf der anderen Seite das Finanzsystem destabilisiert. Insbesondere kleine Banken und  Pensionskassen verlieren Geld. Gewinner sind grössere Hypothekarbanken bei steigender Marge. Die jüngste Turbulenz bei einigen regionalen US-Banken und der Credit Suisse ist auch zinsbedingt zu erklären. Weitere Leitzinserhöhungen sind schädlich und könnten die Aussichten der Märkte weiter trüben. Die Finanzwelt muss wieder gesundgepflegt werden. Ein Fall «Lehman Brothers» darf nie wieder vorkommen.

Die mittelfristige Zukunft der UBS könnte unterschätzt werden, die Bank profitiert von der Übernahme der Geschäfte, welche sie für drei Milliarden erworben hat. Diese kosteten vorher noch fast zehn Milliarden, aber die Risiken nehmen mit dieser Akquisition zu.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24