- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Ungläubiges Staunen, dann Enttäuschung und Wut: So könnte man die Reaktionen auf den überraschenden und doch nicht so überraschenden Untergang der Credit Suisse beschreiben. Damit verlieren wir nicht nur ein Finanzinstitut, sondern eine Institution, die zur Schweiz gehörte wie der Gotthard.
Der Paradeplatz in Zürich, einst das stolze Symbol unseres weltweit strahlenden Finanzplatzes, ist zu einem Schandfleck geworden. Die Schweiz versagt in ihrer Paradedisziplin. Aus granitsolide ist liederlich und lumpig geworden. Es ist nicht alles Gold, was giert.
Versager-Manager übernehmen keine Verantwortung
Die UBS lacht sich ins Fäustchen, sie hat den Konkurrenten zu einem Schnäppchenpreis einverleibt und dabei den Bundesrat, die Finanzmarktaufsicht und die Nationalbank über den Tisch gezogen.
Gelöst ist damit keines der tieferen Probleme. Im Gegenteil, es werden neue Probleme geschaffen. Die Manager und Managerinnen der CS – im Verwaltungsrat waren die Frauen zuletzt in der Mehrheit – haben abkassiert und versagt. Verantwortung müssen sie nicht übernehmen.
Topbanker, Flopbanker
Während die Topbanker, die jetzt als Flopbanker entlarvt werden, Millionenboni kassierten, müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für das Debakel geradestehen. Die Garantiesumme von über einer Viertel Billion Schweizer Franken sprengt die Vorstellungskraft. Quo vadis, Eidgenossenschaft?
Tiefschlag gegen den Rechtsstaat
Keine Beruhigung ist, dass der Staat beim CS-UBS-Deal die Finger im Spiel hat. Die Anzeichen verdichten sich, dass der Bundesrat dem Druck aus dem Ausland nachgab. Das Too-big-to-fail-Regelwerk hat ebenfalls versagt.
Und als wäre das nicht genug des Gruselns und Schreckens, hat der Bundesrat erneut Notrecht angewandt, ein Tiefschlag gegen unseren Rechtsstaat und gegen die direkte Demokratie.
Die Aktionäre, denen die CS gehört, werden enteignet. Auch rechtlich ist der staatlich begleitete Exit der CS eine Katastrophe – mit unkalkulierbaren Folgen. Die Schweiz muss mit teuren Klagen rechnen.
Reisst das neue UBS-Monster die Schweiz in den Abgrund?
Dabei musste die Profiteurin UBS erst vor wenigen Jahren noch selbst mit Steuergeldern gerettet werden. Was für eine diabolische Ironie. Ein Hoffnungsträger sieht anders aus.
Dies gilt umso mehr, als mit der neuen Riesenbank ein Monster geschaffen worden ist, dass die Schweiz bei einem Scheitern erst recht in den Abgrund reissen würde.
Vertrauen fulminant zerstört
Niemand kann heute sagen, was da noch alles auf uns zukommt. Aber eines ist sicher: Der Untergang der Credit Suisse ist mehr als nur der Untergang einer Bank.
Das zeigt sich schon an der Wortbedeutung: «Kredit» leitet sich vom lateinischen «credere» ab, also von «glauben» oder «vertrauen.» Und der Name «Credit Suisse» verband das auf kongeniale Weise mit der Schweiz. Damit ist es jetzt aus und vorbei.
Das Vertrauen in die Schweiz, in ihre Werte und ihren Finanzplatz ist fulminant zerstört.