Stadtpräsident Martin Stöckling kommunizierte die plötzliche Entlassung von Stadtschreiber Reto Rudolf am letzten Montag, 27. März, persönlich. In seiner Mail an die Mitarbeitenden der Stadt schrieb er unter dem Titel «Freistellung Kanzlei»:
«Ich informiere euch darüber, dass das Arbeitsverhältnis mit Reto Rudolf aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über das Rollenverständnis als Stadtschreiber aufgelöst wird. Reto Rudolf ist mit sofortiger Wirkung freigestellt. Bitte wendet euch bei Fragen zu laufenden Geschäften an Stefan Eberhard. Wir danken Reto Rudolf für die geleisteten Dienste. Beste Grüsse, Martin Stöckling»
Keine Information
Aufgrund von Infos von Stadthaus-Mitarbeitenden publizierte Linth24 die mysteriöse Aktion. Die Kurzmeldung wurde bereits über 10’500-mal angeklickt. Das zeigt, wie das ruppige Vorgehen im Stadthaus rundum erstaunt - und interessiert.
In der Mittwochausgabe dann zitierte die «Linth-Zeitung» die Meldung von Linth24. Darin bestätigte die Kommunikationsleiterin der Stadt, Andrea Frei, die Entlassung des Stadtschreibers. Die Stadt werde dazu «zeitnah informieren».
Heute Donnerstagmorgen früh bat Linth24 die Stadt per Mail um weitere Infos bis heute Mittag. Es kam nichts.
Plötzliche Trennung ist unklug
Stadtinterne Quellen besagen, der freigestellte Stadtschreiber Reto Rudolf habe Fähigkeiten gehabt, in gewissen Bereichen habe es jedoch auch Kritik gegeben.
Sowas kommt vor, und diesfalls gilt es, eine Trennung umsichtig anzugehen. Denn die plötzliche Freistellung eines Kadermitarbeiters ist weder normal noch klug. Vor allem dann, wenn sich der Geschasste nichts Schweres hat zuschulden kommen lassen. Und die «unterschiedliche Auffassung über das Rollenverständnis als Stadtschreiber», wie Stöckling schrieb, sieht nicht gerade nach einem grossen Verbrechen aus.
Einvernehmlich wäre schlauer
Handelt der Arbeitgeber in solchen Fällen unbedacht, führt die Freistellung immer zu einem grossen Imageschaden beim Betroffenen. Und damit zu Schadenersatzforderungen gegenüber dem Arbeitgeber.
Eine einvernehmliche Trennung wäre weitaus schlauer und für die Stadt mit Sicherheit viel kostengünstiger gewesen.
Stadtrat nicht informiert
Erstaunlich am Fall ist auch, dass die Stadträte über die am Montag – offenbar durch den Stadtpräsidenten – vorgenommene Trennung nicht informiert waren. Auch dies zeigt, – wie die nicht existente Kommunikation zum Fall –, dass die Freistellung eher eine Affekt-Handlung als eine umsichtig geplante Auseinandersetzung war.
Und nebenbei fragt sich bei alledem noch: Wo war, wo ist eigentlich der Personalchef der Stadt, wenn ein Kadermitarbeiter hinausgeschossen wird?