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Wirtschaft
29.04.2023
01.05.2023 08:01 Uhr

Börse: Zinsängste und US-Banken-Not

Christopher Chandiramani bezüglich Aktien: «Wir bevorzugen weiterhin Qualitätstitel mit solider Bilanz und grosszügigen Dividendenzahlungen.» Bild: Linth24
Kurz nach Jahreshöchst geriet eine weitere US-Bank in Schieflage. US-Fed- und EZB-Zinsentscheide werden bald erwartet. Schwächelnde Roche und Ems-Chemie begannen Abwärts-Trend, Handel endete versöhnlicher.

Der Quartalsbericht der US-Regionalbank First Republic entfachte erneut Sorgen bezüglich der  Stabilität des amerikanischen Bankensystems. Bereits im März gerieten einige Geldinstitute in Not, mussten gerettet werden.

In den USA wurde die Verschuldungsgrenze erhöht. Die US-Regierung arbeitete stets mit Krediten, die Maximalgrenze wurde erreicht. Wenn der Regierung die Liquidität ausgeht, droht ein Zahlungs-Stillstand.

Das US-Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Quartal 2023 im Jahresvergleich um lediglich 1.1 Prozent und wächst damit deutlich langsamer als im letzten Quartal 2022 mit 2.6 Prozent. Geringere Investitionen des Privatsektors und schrumpfende Lagerbestände bremsten.

Über das Schweizer Gewerbe fegt eine Konkurswelle hinweg. In den ersten drei Monaten stieg die Zahl der Firmenpleiten um 36 Prozent. Ursachen liegen in der Corona-Pandemie und den Lockdowns, Entschädigungs-Zahlungen des Bundes haben das nur verzögert.

Die Notfallpläne von Postfinance und ZKB sind gemäss Tests der FINMA nicht umsetzbar. Bessere Noten erhält die Raiffeisen-Gruppe. Die CS hätte die Kriterien erfüllt, litt aber unter starkem Liquiditätsschwund.

Das Bundesgericht hat die Gratis-Benützung des öffentlichen Verkehrs als nicht verfassungskonform erklärt.

Unternehmensnachrichten

In der Quartalrechnung des Pharmakonzerns Roche haben die rückläufigen Corona-Umsätze (Tests) Spuren hinterlassen. Im Q1/2023 schrumpfte der Konzernumsatz um 6.8 Prozent auf CHF 15.3 Mrd.

Wochenverliererin war die Aktie der Ems-Chemie Holding und verlor am Donnerstag über 6 Prozent, nachdem für das Gesamtjahr 2023 leicht schwächere Zahlen angekündigt worden waren. Abgeschwächt hat sich die Autoproduktion, vor allem im Fernen Osten. Ems-Chemie ist Zulieferer.

Die Migros zahlt CHF 360 Mio. für die Übernahme der Apotheke Zur-Rose. Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) hat die Übernahme des Schweizer Geschäfts der Apothekenkette durch die Migros ohne Auflagen bewilligt.

Der Industriekonzern Bucher hat im ersten Quartal 2023 die Verkäufe erneut gesteigert. Der Umsatz nahm um rund 17 Prozent auf CHF 970 Mio. zu. Bereinigt ergab sich eine Wachstumsrate von rund 20 Prozent. Der Auftragseingang ging hingegen gegenüber dem Vorjahresniveau zurück.

Der Rohstoffkonzern Glencore reagiert auf die bekanntgegebene Änderung der Zukunftspläne des kanadischen Bergbauunternehmens Teck. Aber Glencore bekräftigt seine Absicht, Teck zu übernehmen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Quartal wieder einen Milliardengewinn erzielt. Grund dafür war vor allem die positive Entwicklung bei den Aktien und Gold. Die SNB erzielte einen Gewinn von CHF 27 Mrd., dies nach einem dreistelligen Milliardenverlust im Vorjahr.

Der 28. April 2023 war ein Tag der Generalversammlungen. Neben der Nationalbank fanden auch bei Asmallworld, Baloise, Helvetia Versicherungen, Medmix, Metall Zug, Relef Therapeuthics, Swiss Life sowie den Kantonalbanken Wallis und Glarus, der VP-Bank Vaduz und beim EW Jona-Rapperswil GVs statt.

Aussichten

Ein altbekanntes Sprichwort lautet «Sell in May and go away». Das ist aber nicht immer die richtige Entscheidung.

Die meisten Quartalsabschlüsse der Unternehmungen waren gut, höhere Dividenden überraschten. Hauptprobleme sind aber immer noch Inflation und Zinsen. Auch die Wirtschaftskraft der Industrieländer schwächt sich weiter ab. Eine Rezession – ganz oder teilweise – ist nicht ausgeschlossen. Würden aber nochmals weitere Leitzinserhöhungen durchgesetzt, wie angekündigt, wären diese vermutlich die letzten in diesem Zinszyklus. Sonst könnten sich die Schieflage einiger Banken und die Verschuldungsprobleme weiter verschärfen.

Ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine wäre eine gute Basis für eine Beruhigung der Energiepreise und eine Erholung der Aktienkurse. Wir bevorzugen weiterhin Qualitätstitel mit solider Bilanz und grosszügigen Dividendenzahlungen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24