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Schweiz
09.05.2023

Pest rottet unsere Krebse aus

Ein Kamberkrebs, den Kuno von Wattenwyl, Abteilungsleiter Fischerei des Schwyzer Amts für Gewässer, 2017 beim Walenseeli im Zürichsee gefunden hat. Bild: zvg
Invasive Flusskrebse verdrängen heimische Krebsarten und bringen die Krebspest.

Die im Kanton Schwyz einheimischen Edel- und Steinkrebse werden Jahr für Jahr weniger. Die Einführung von amerikanischen Flusskrebsen, die Krebspest sowie die Zerstörung des Lebensraums durch den Menschen sind dafür verantwortlich. Doppelt unglücklich: Den invasiven Krebsarten kann die Krebspest nichts anhaben, wodurch sie gegenüber den heimischen Arten einen klaren Vorteil haben. Der amerikanische Kamberkrebs etwa hat schon in alle Schwyzer Seen vordringen können – mit Ausnahme des Wägitalersees. Er wurde schon vor dem Jahr 2000 im Zürichsee gesichtet und kommt seither am unteren wie am oberen Zürichsee vor. Der Signalkrebs, der ebenfalls aus Nordamerika stammt, ist noch nicht so lange da. «Oberhalb von Küsnacht ist in einem Fliessgewässer eine Signalkrebspopulation bekannt», so Kuno von Wattenwyl, Abteilungsleiter Fischerei des Schwyzer Amts für Gewässer. Diese hätte wohl auch schon den Zürichsee erreicht, sich dort aber noch nicht etabliert.

Fliessgewässer als letzter Rückzugsort

Ebenfalls bei Küsnacht hat man gemäss der Koordinationsstelle für Flusskrebse Schweiz KFKS einmalig einen roten Amerikanischen Sumpfkrebs gesichtet. Doch: «Der Zürichsee ist als Lebensraum glücklicherweise weniger für die Art geeignet», erklärt Raphael Krieg von der KFKS. 2019 bis 2021 habe man ausserdem einen Galizierkrebs vor Stäfa gefunden. Der ursprünglich aus Osteuropa stammende Krebs wurde in den 70er-Jahren gezielt ausgesetzt, um verschwundene Edelkrebsbestände zu ersetzen. Als europäische Art hat aber auch er keine Chance gegen die Krebspest.

Der heimische Edelkrebs hingegen kann sich nur noch in Fliessgewässern, etwa im Krebsbach in Wollerau, in der Sihl und besonders um den Hüttnersee halten, im Zürichsee kommt er praktisch nicht mehr vor.

Krebspest: So wird die Verbreitung verhindert 

Der Erreger der Krebspest zählt zu den 100 gefährlichsten Arten weltweit. Er bildet Sporen, die je nach Temperatur über zwei Wochen im Wasser überleben können. Infizierte oder aufgrund der Krebspest verstorbene Flusskrebse entlassen laufend Zoosporen des Erregers ins Wasser. Durch kontaminierte Fischereiutensilien, Stiefel, Boote, Tauchanzüge, Baumaschinen usw. wird die Krebspest in neue Gewässer verschleppt. Um dies zu verhindern, müssen Gerätschaften, Maschinen, Kleider etc. desinfiziert werden. Dazu empfiehlt das KFKS Virkon-S-Tabletten oder -Pulver. Dazu werden die Maschinen oder Kleider vor der Behandlung gründlich gereinigt. Danach wird die Lösung von 10 Gramm pro Liter Wasser mittels Sprühwasser aufgetragen und mindestens 10 Minuten gewartet. Wenn es sich um glatte Oberflächen handelt, kann alternativ die Kleidung oder das Gerät während 24 Stunden bei mindestens 25 Grad getrocknet werden. 

Auch durch Aushubmaterial wie Kies oder Erde kann kontaminiertes Wasser oder ein Flusskrebs verschleppt werden. Hier kann dies eine Zwischenlagerung, die Abtrocknung oder eine spezielle Entsorgung verhindern. Mit dem Einbau von Krebssperrenmit glatter Oberflächewird versucht, die weitere Ausbreitung invasiver Flusskrebsarten zu stoppen. Wenn sich die Krebse nicht festhalten können, ist die Überwindung eines Hindernisses fast unmöglich. Wichtig ist, dass die Sperre nicht über Land umgangen werden kann, da Flusskrebse gute Kletterer sind und auch senkrechte Hindernisse überwinden können. Es wird der Einbau von zwei Sperren hintereinander empfohlen, falls ein Krebs die erste Sperre überwinden kann. Mehr Informationen zu den Massnahmen auf flusskrebse.ch.

Anouk Arbenz, March24&Höfe24