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Schweiz
02.06.2023

Albert Volkart – ein Hombrechtiker Getreide-Pionier

Albert Volkart (22.4.1873 – 3.8.1951) aus Hombrechtikon war Professor für Pflanzenbau an der ETH Zürich. Bild: Wikipedia/J. Meiner
Der Hombrechtiker Pionier für Pflanzenbau und Getreidezüchtung, Albert Volkart, wäre im vergangenen April 150 Jahre alt geworden. Der Landwirt Hans Dändliker hat über die spannende Persönlichkeit recherchiert und zu seinen Ehren ein Video produziert.

Das Kurzvideo, welches der Landwirt Hans Dändliker für die Delegiertenversammlung des Zürcher Bauernverbandes produziert hat, beginnt mit den Worten von Hans Dändliker: «Ich möchte Sie mitnehmen auf eine landwirtschaftliche Zeitreise unter Berücksichtigung der damaligen regionalen, kantonalen, schweizerischen und internationalen Verhältnisse.»

Die Informationen für den Kurzfilm stammen gemäss Dändliker aus dem eigenen Familienarchiv, dem Archiv von Freunden und über die Recherche im Internet.

Aussergewöhnliche Berufswahl

Albert Volkart war am 22. April 1873 in Hombrechtikon als Sohn des Landarztes Diethelm Albert Volkhart und Ernestine Volkhart Dändliker geboren. Nach seiner Schulzeit in Hombrechtikon, einem Aufenthalt im Welschland und seiner Ausbildung am Strickhof in der Jahresschule, wurde Volkart Landwirt. Anschliessend studierte er an der ETH Zürich Agronomie, was zu diesem Zeitpunkt eine aussergewöhnliche Berufswahl gewesen sei, so Dändliker. 1934 wurde Albert Volkart zum ersten Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) gewählt.

Hans Dändliker bei seinen Recherchearbeiten für das Kurzvideo. Bild: Video-Screenshot

Prägende Kriegsjahre

Während seiner Dissertation hatte er bereits an der Schweizer Samenuntersuchungsanstalt in Oerlikon gearbeitet. Dokumente aus dieser Zeit belegen, wie Volkart das Institut massgeblich geprägt hat.

Während des 1. Weltkrieges wurde ihm vom Bundesamt für Landwirtschaft die Organisation der Pflanzenproduktion und die Beschaffung von Saatgut übertragen. Die grosse Verantwortung habe Volkart sehr geprägt, so Dändliker. Einschneidend sei insbesondere das Jahr 1917 mit heute kaum mehr vorstellbaren Regierungsbeschlüssen gewesen. So durfte beispielsweise gemäss Beschluss vom Februar 1917 kein frisches Brot mehr verkauft werden – Brot musste mindestens ein Tag alt sein. Mit Regierungsratsbeschluss vom 31. März 1917 wurden sämtliche Speiskartoffelvorräte von mehr als 50 Kilogramm zur Sicherstellung des Saatguts beschlagnahmt.

Weitsichtiger Hombrechtiker

Durch seine Weitsicht habe Volkart die Entwicklung von neuen Getreide- und Kartoffelzüchtungen massgeblich mitgeprägt, so Dändliker weiter. Alt-Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen nannte ihn einen weitsichtigen Fachmann mit gutem Humor und Bescheidenheit.

Volkart starb am 3. August 1951 während eines Erholungsurlaubs in Hombrechtikon. Er wurde in Männedorf beigesetzt.

Hans Dändliker vor dem Geburtshaus von Albert Volkart im Hombrechtiker Hinterholz. Bild: Video-Screenshot

Schweiz braucht die Landwirtschaft

Zum Schluss steht Hans Dändliker vor einer grossen Linde auf seinem Hof. «Als Wissenschaftler war Albert Volkart ein Monument wie diese Linde, die mein Grossvater 1913 gepflanzt hatte und die jene Zeit als stille Betrachterin miterlebt hat. Damals wie heute haben in der Kornkammer von Europa grosse Zerwürfnisse stattgefunden mit globalen Folgen.»

Die Linde stehe für Beständigkeit, die sich über die Jahre den äusseren Bedingungen angepasst und sich gegen den Himmel gestreckt habe. «Sie steht für mich sinnbildlich für die Landwirtschaft, die sich aufgrund der Mechanisierung und des technischen Fortschritts in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat. Und doch sehe ich die politische Entwicklung, weg von der produzierenden Landwirtschaft, kritisch.»

Zum Schluss zitiert Hans Dändliker Alt-Bundesrat Wahlen wie folgt: «Die schweizerische Landwirtschaft braucht Männer wie Professor Doktor Volkart, und sie braucht sie wohl nirgends dringender als in unserer Lehr- und Forschungsstätte. Das in Symbiose mit allen Bäuerinnen und Bauern.»

Hans Dändliker / Redaktion Ährenpost