Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag den Leitzins um 0.25 Punkte auf 1.75 Prozent angehoben. Es war bereits der fünfte Zinsschritt in Folge. Vor rund einem Jahr lag der Leitzins bzw. Negativzins noch bei minus 0.75 Prozent. Betroffen sind vor allem die Hypotheken und direkt auch Mieten, auf welche die höheren Kreditkosten abgewälzt werden. Im Zuge der Geldverteuerung zahlen nun auch einzelne Bankinstitute ihren Kunden wieder Kontozinsen.
Auch die Bank of England erhöht den Leitzins kräftig im Kampf gegen die Inflation. Der Leitzins steigt hier deutlich um 0.5 auf insgesamt 5 Prozent. Eine noch stärkere geldpolitische Kehrtwende gab es in der Türkei: Die dortige Zentralbank hebt den Leitzins von 8.5 auf unvorstellbare 15 Prozent an.
Deutschland öffnet die Grenzen. Der Bundestag hat eine Reform des Einwanderungsgesetzes für Arbeitskräfte aus Staaten ausserhalb der Europäischen Union (EU) beschlossen. Die grosse Koalition bestehend aus SPD, Grünen und FDP will damit mehr Arbeitskräfte aus Drittstaaten anziehen, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben. Erwartet werden hunderttausende zusätzliche Einwanderer.
Die Schweizer Volkswirtschaft hat im ersten Quartal 2023 in der Leistungsbilanz einmal mehr einen hohen Überschuss erzielt. Von Januar bis März hat die Schweiz 16.0 Mrd. Fr. mehr eingenommen als ausgegeben, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) mitteilte.
Unternehmensnachrichten
Der amerikanische Lizenzpartner von Roche, Sarepta, hat von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für die Gentherapie namens Elevidys erhalten. Diese wird zur Behandlung von erblich bedingtem Muskelschwund eingesetzt.
Der Hersteller von Computerzugehör Logitech legt ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von rund einer Milliarde USD auf. Der Verwaltungsrat hat das über drei Jahre laufende Rückkaufprogramm genehmigt. Auch die Dividendenausschüttungen an die Aktionäre sollen steigen.
Durch die Abspaltung der Generikasparte von Novartis entsteht mit Sandoz in Kürze ein neues Börsenschwergewicht. Damit dürfte das indexmässige Übergewicht der Pharma im SMI weiter zunehmen.
Beim Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler sind in den letzten Tagen hohe Käufe von eigenen Wertpapieren durch Geschäftsleitungsmitglieder bekannt geworden. Die SIX-Börsenaufsicht meldete an Donnerstag einen Kauf von Schindler-PS im Wert von CHF 31 Mio.
Am Donnerstag fand in Zug die Generalversammlung 2023 von Landis+Gyr statt. 204 Aktionärinnen, Aktionäre und Stimmrechtsvertreter nahmen teil und vertraten 67.16 Prozent des Aktienkapitals. Alle vom Verwaltungsrat vorgeschlagenen Anträge wurden genehmigt. Die Dividende beträgt CHF 2.20 pro Aktie, Auszahlung am 28. Juni.
Der Hersteller von Elektronikkomponenten Carlo Gavazzi hat sich im vergangenen Geschäftsjahr sehr gut entwickelt. Auf Gruppenebene legten Umsatz und Ertrag zweistellig zu. Der Umsatz wuchs 14.3 Prozent auf CHF 209.6 Mio. Fr. und der Betriebsgewinn stieg um 26.8 Prozent auf CHF 39.3 Mio.
Aussichten – Rezession eine grössere Gefahr als Inflation
Aus analytischer Sicht war die Leitzinserhöhung der SNB nicht nötig gewesen, weil die Inflation sich bereits stark abschwächt hat und in der Schweiz immer viel geringer war als im Ausland. Auch der Schweizerfranken wird immer stärker. Höhere Zinsen geben nur neue Unruhe auf dem Immobilienmarkt, schwächen die Konjunktur und verschärfen die Staatsdefizite. Aber nicht nur die Zinsen, auch die Konsumentenstimmung und die Halbjahresergebnisse der Unternehmungen werden die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten beeinflussen. Der Arbeitsmarkt bleibt zurzeit stark infolge Fachkräftemangels. Aber die Rezessionsgefahren nehmen zu. Die Eurozone schwächt sich bereits merklich ab, die USA könnten folgen. Aber die Finanzmärkte glauben zurzeit noch an eine «weiche Landung».