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Wirtschaft
01.07.2023
01.07.2023 08:14 Uhr

Börse hofft auf besseres Halbjahr

Nach der ersten Jahreshälfte 2023 zieht Christopher Chandiramani Bilanz : «Die meisten Börsenplätze gehen mit Gewinnen ins zweite Halbjahr.» Bild: Linth24
Holpriger Wochenstart: Neben bekannten Problemen wie Inflation, Zins und Konjunktur verunsicherte der «Wagner-Aufstand». Am Freitag kam es dank Kurspflege zum Halbjahresend-Rally.

Die Inflation in der Eurozone gab im Juni erneut deutlich nach. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gemäss Statistikamt in Luxemburg gegenüber dem Vorjahr um 5.5 Prozent, nach 6.1 Prozent im Mai (aktuell Schweiz 2.2%).

Negativer Frühindikator: Die Wirtschaftsaussichten bleiben weiterhin getrübt. Im Juni 2023 lag das KOF Konjunkturbarometer bei 90.8 Punkten. Die Aussichten für die Schweizer Konjunktur verbleiben für die kommende Jahreshälfte somit auf unterdurchschnittlichem Niveau.

Die Schweizerische Nationalbank hat im ersten Quartal 2023 so viele Devisen verkauft wie noch nie. Von Januar bis März 2023 hat die SNB Devisen im Gegenwert von CHF 32.3 Mrd. veräussert, dies gemäss eigner Statistik. Die Frankenstärkung ist neben der Zinspolitik eine weitere Methode zur Abwehr der importierten Inflation.

Die positiven Ergebnisse des jährlichen Stresstests für die US-Banken und starke amerikanische Konjunkturdaten haben die US-Börsen gestützt. Auch die UBS und CS wurden geprüft. Untersucht wurden die Stabilitätsgefahren.

Die Chefs der wichtigsten Zentralbanken trafen sich in Portugal. Angesichts einer anhaltend hartnäckigen Inflation schliessen sie ein weiteres zukünftiges Anziehen der Zinsschraube nicht aus.

CS und UBS sowie diverse andere Kantonalbanken und Postfinance erhöhen die Kontozinsen für Sparer.

Unternehmensnachrichten

Asiatische Touristen kehren zurück. Die Titlis Bergbahnen sind weiter auf Erholungskurs und haben im ersten Halbjahr 2022/23 mehr verdient. Bereits im Vorjahr hatte sich die Bergahmen von der Corona-Krise erholt. Der Betriebsertrag stieg in der Periode von November 2022 bis April 2023 um 25 Prozent auf CHF 35.5 Mio., heisst es in einer Medienmitteilung. Davon entfielen CHF 24 Mio.  (+23%) auf den Ertrag des Bahnbetriebs, der Rest stammt aus Hotellerie und Gastronomie.

Erneut wurden beim Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler grosse Zukäufe beobachtet. Die Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation meldete am Montagabend den Kauf von Schindler-PS im Wert von CHF 12 Mio. Laut Aussagen einer Schindler-Sprecherin handelte es sich bei den Transaktionen wie schon in den Vorjahren um «Umschichtungen im Zusammenhang mit dem Aktionärsbindungsvertrag». Die Familiengruppe Schindler hält eine Aktienmehrheit von rund 70 Prozent an der Firma.

Der Pharmakonzern Novartis verkauft sein verbliebenes Ophthalmologie-Geschäft. Am Freitagmittag kündigte der Konzern an, sein Augenheilmittel Xiidra an den US-Konzern Bausch + Lomb zu verkaufen.

Die Aktien der Derivateboutique Leonteq sind zu Wochenbeginn nach einer Gewinnwarnung zeitweise bis zu 9 Prozent eingebrochen. Der Finanzdienstleister leidet laut einer Mitteilung unter tieferen Erträgen im Handelsgeschäft.

Die neuen Aktien des Biotech-Unternehmens Santhera werden nach der geplanten Reverse-Split-Zusammenlegung am Montag, 3. Juli 2023, erstmals gehandelt.

Bahnfusion: Die Luftseilbahn Adliswil-Felsenegg LAF fusioniert mit Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU. Die Aktionäre haben dem Zusammenschluss der beiden Bahnen des ZVV-Verbundes zugestimmt. Die Aktien werden ausserbörslich gehandelt.

Rückblick und Aussichten

Die meisten Börsenplätze gehen mit Gewinnen ins 2. Halbjahr: Japan mit rund 26 Prozent, Deutschland mit 15, die USA und Schweiz mit jeweils bescheidenen rund 5 Prozent, ein Plus als Reaktion auf einen milden Winter mit weniger Energieverbrauch als befürchtet – eine Art «Erleichterungsrally». Unter den besten Schweizer Aktien waren Newron Pharma (bis +275%), Ypsomed (+57%), VAT Group und Straumann (je +45%) sowie Holcim (+33%).

Die Konjunkturzyklen haben sich verändert, Inflation, die straffere Geldpolitik sowie die hohen Energiepreise, angefacht durch den Ukrainekrieg waren die Störfaktoren. Der Fachkräftemangel entstand durch das Ende der Corona-Pandemie, sowie durch eine Pensionierungswelle bei den geburtenstarken Jahrgängen der späten Fünfziger und frühen Sechzigerjahre. Für das zweite Halbjahr bestehen Hoffnungen auf ein Ende der steigenden Leitzinsen, der stärksten seit über 30 Jahren, sowie eine Erholung nach den Rezessionstendenzen in Europa und Asien. Einige Investoren erwarten Chancen auf Kursgewinne bei Aktien von Gesellschaften, welche mit künstlicher Intelligenz (KI) und klimaneutraler Energieproduktion Geld verdienen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24