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Herisau
01.07.2023

Abschied von siebenmal viel Erfahrung

Die sieben Pensionierten: (hinten v.l.) Irene Glasl, Berti Schuler, Susanne Wittwen, Cornel Fecker und Brigitte Staubli; (vorne v.l.) Margrith Hartmann und Annemarie Wyssen. Bild: pd / herisau24.ch
Fünf Herisauer Lehrpersonen treten mit Beginn der Sommerferien die Pension an, zwei weitere sind seit dem Februar pensioniert.

Nach der Primarlehrer-Ausbildung in seinem Heimatkanton Schwyz wechselte Berti Schuler 1979 an eine Abschlussklasse im Schulhaus Emdwiese. Durch Ferienkurse erlangte er die Reallehrer-Qualifikation. Er erlebte 1984 den Umzug von der Poststrasse in den Ebnet-Neubau. 1991 wurde er zum «Springer»; sein Pensum umfasste einen immer höheren Anteil an Naturwissenschaft- und Werklektionen. Seit 15 Jahren ging er ausschliesslich seiner grössten Leidenschaft nach: Im Zentrum Werken unterrichtete er alle Jugendlichen der Sekundarstufe. Umfangreich und geordnet ist sein legendäres Materialdepot. Der 65-Jährige sagt: «Ich hatte den Ruf, dass ich alles brauchen kann.» Als Künstler hatte er 2003 seine letzte Ausstellung. «Ich kann mir vorstellen, wieder etwas anzupacken.»

Am Anfang nur Mädchen

Bis zu ihrem 65. Geburtstag hat Annemarie Wyssen unterrichtet. «Im Kanton Zug mit Textilien aufgewachsen, hatte ich meinen Traumberuf.» Sie erwarb die «Wählbarkeit für Mädchen-Handarbeit», wie das damals noch hiess. 1979 startete sie im Landhaus mit Schülerinnen der Primarstufe und der Realschule. 1990 wechselte sie an die Sekundarschule, gefolgt von einer Familienzeit, die sie mit Stellvertretungen ergänzte. 2000 stieg sie mit einem Teilpensum wieder in der Realschule ein. Ab 2013 unterrichtete sie Oberstufenklassen im Zentrum Werken und Primarklassen (mit Knaben…) in der Rosenau. Zuletzt war sie ausschliesslich an der Poststrasse tätig. Während des Umbaus ihres Hauses wird sie mit Mann und Hund acht Wochen im Wallis verbringen.

Immer auf der Unterstufe

Im Februar hat sich Brigitte Staubli pensionieren lassen, kurz nach dem 64. Geburtstag. Sie arbeitete zunächst an Stellvertretungen im Thurgau. 1980 trat sie eine Unterstufenstelle im Waisenhaus Herisau an. Ab 1994 unterrichtete sie nach Geburt ihrer Töchter in Kleinpensen als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache und Französisch. 2003 wechselte sie ins Landhaus Ost; ihr Pensum betrug etwa 50 Prozent. «Dass ich bei den jüngsten Primarkindern gestartet bin, war wohl ein Zufall, es war gerade eine Stelle frei.» Sie habe sich aber wohlgefühlt auf dieser Stufe und sei deshalb geblieben. Sie hilft wie zuvor ab und zu im Musikgeschäft ihres Mannes Luciano Pau aus. «Seit dem Abschied aus der Schule habe ich zudem Zeit für Neues.»

In fast allen Schulhäusern

Margrith Hartmann ist im Juni 64 Jahre alt geworden. Sie unterrichtete in Stein SG und ab 1984 an der Unterstufe im Kreuzweg. Nach familienbedingter Pause stieg sie wieder ein mit Einzelstunden in verschiedenen Kindergärten und in den Primarschulen Wilen, Ramsen, Moos. 1998 trat sie ein Teilpensum im Waisenhaus an, später im Landhaus, im Wilen; 2014 wechselte sie zurück ins Landhaus. Dort hat sie zuletzt in einem Pensum von 70 Prozent mit einer 3. resp. 4. Klasse und als Werklehrerin gearbeitet. «Es ergab sich, dass ich immer wieder mit anderen Lehrpersonen in einem anderen Schulhaus arbeitete. Das war spannend, erforderte aber Anpassungsfähigkeit.» Möglicherweise wird sie im Herbst in Herisau eine Stellvertretung übernehmen.

Das «coole Fach Latein»

Susanne Wittwen schloss 1983 das Seklehrerstudium sprachlicher Richtung an der Uni Zürich ab. Während eines halben Jahres arbeitete sie als Stellvertreterin an verschiedenen Orten, bis sich im Herbst 1983 in Herisau unerwartet eine feste Stelle ergab. Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter 1994 kehrte sie wieder in die Schule zurück. 2010 gehörte sie zu den Lehrpersonen, die sich «mit einem guten Gefühl» für den ersten Jahrgang des neuen Oberstufenmodells Neigung entschlossen und vom Ebnet West ins Ebnet Ost wechselten. Dort unterrichtete sie mit viel Freude vor allem Fremdsprachen, auch «das coole Fach Latein». Nun geht sie mit 63 Jahren in Pension, mit ihrem Mann Cornel Fecker, der ebenfalls im Ebnet Ost tätig war.

Mit 50 neue Herausforderung

Er stammt aus Waldstatt, schloss 1982 das Seklehrerstudium an der Uni Zürich ab. Es folgten Stellvertretungen in der Region sowie ein neunmonatiger Südamerikaaufenthalt. «Da der Stellenmarkt ausgetrocknet war, arbeitete er zuerst drei Jahre lang in einem Urnäscher Kinderheim als Betreuer und Werklehrer. Ab 1989 unterrichtete er an der Sekundarschule Herisau – zunächst im Ebnet-Pavillon, nach dem Umbau im Sekundarschul-Hauptgebäude. Auch er war eine «Neigung»-Lehrperson der ersten Stunde. Er habe es positiv erlebt, als 50-Jähriger nochmals eine Herausforderung anzunehmen – mit neuem System und in neuen Räumlichkeiten. Nun tritt er mit bald 65 Jahren die Pension an. «Die Welt steht uns offen. Aber zuerst haben wir eine Dachrenovation geplant.»

In vier Kantonen

Schon im Winter liess sich Irene Glasl pensionieren, mit gut 64 Jahren. Sie war ursprünglich Primarlehrerin und unterrichtete in vier Kantonen: in Zürich, im Thurgau, in St.Gallen – und in Appenzell Ausserrhoden. Mit 52 Jahren entschloss sie sich, die Ausbildung zur Schulischen Heilpädagogin zu absolvieren. «Ich hatte in der Müli ein Zweidrittel-Pensum.» Dreieinhalb Jahre lang unterrichtete sie dort, bis sie von gesundheitlichen Problemen betroffen war. Die Diagnose: Long Covid. Sie wurde in der Schule zunächst krankgeschrieben und hatte nachher ein Kleinstpensum. Das Wichtigste sei nun die Genesung. Es gebe bessere Phasen und Rückschläge. «Ich bin oft erschöpft, halte mich gerne im Garten auf und verweile generell in der Natur.»

pd