Zwei giftige Arten in der Schweiz
Von den acht «schweizerischen» Schlangen sind zwei giftig, die Kreuzotter (Vipera berus) und die Aspisviper (Vipera aspis). Der lateinische Name Vipera kommt von vivipara, d.h. lebendgebärend. Die jungen Schlangen kommen in eine Haut eingepackt auf die Welt.
Die Kreuzotter ist ca. 60 cm lang, tagaktiv und steigt in der Schweiz auf eine Höhe bis gegen 2’700 m ü. M. Sie bevorzugt sonnige, bestaudete oder begraste unberührte Südhänge und Geröllhaufen. Sie findet sich vor allem im zentralen und östlichen Alpengebiet, selten im westlichen Jura. Ein Zickzackband auf dem Rücken und eine V-Zeichnung auf dem Kopf kennzeichnen sie, ausgenommen die seltenen schwarzen Formen.
Die Aspisviper ist über den ganzen Alpenraum bis zu den Pyrenäen und nach Süditalien hin verbreitet. Unterformen sind die Jura-, die Alpen- und die Rediviper, die sich in der Kopfform und in der Farbe leicht unterscheiden. In der Schweiz findet sich die Viper bis gegen 2’500 m ü. M. in Geröllhalden.
Biss so gut wie harmlos, aber...
Schlangengift besteht aus einer Mischung von Toxinen und Enzymen. Die Toxine helfen der Schlange beim Beutefang, indem sie die Beute fluchtunfähig machen und töten. Die Enzyme erleichtern vor allem die anschliessende Verdauung. Für die Schlange ist es aufwändig, Gift zu produzieren, deshalb setzt sie es mit Bedacht ein. Die Schlangen geben gemäss naturschutz.ch nicht bei jedem Biss Gift ab. Sie können ganz genau regulieren, ob und wie viel Gift sie abgeben. Einen Biss ohne Giftabgabe nennt man «Trockenbiss». Bildet sich nach spätestens zwei Stunden nach dem Biss einer Aspisviper oder Kreuzotter immer noch keine Schwellung am betroffenen Körperteil, kann davon ausgegangen werden, dass beim Biss kein Gift übertragen wurde.
Für den Menschen ist das Gift beider Schweizer Giftschlangenarten so gut wie harmlos. Trotzdem kann es in manchen Fällen zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Jedoch werden diese Situationen nicht primär durch das per se Gift verursacht, denn die Konzentration des Gifts ist nicht ausreichend, um dem Menschen ernsthaften Schaden zuzufügen. Dennoch kann eine zusätzliche allergische Reaktion auf das Gift zu einem allergischen Schock führen, der unbehandelt bis zum Tod führen kann. Bei Schockzeichen wie starkem Schwitzen, Atemnot und Kaltschweissigkeit, sollten die Beine hochgelagert und umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Gift heraussaugen? Falsch!
Im Volksmund hört man immer mal wieder, dass man nach einem Schlangenbiss das Gift aus der Wunde saugen soll. Von dieser Methode rät naturschutz.ch strengstens ab. Durch kleine Verletzungen im Mund könne das Gift näher an lebenswichtigen Organen wirken oder bei allergischen Reaktionen auf das Gift schneller zu Atemnot und Schwellungen im Hals-Rachen-Bereich führen. Auch soll die Blutung durch Einschneiden nicht verstärkt werden. Das betroffene Körperteil, oft die Hand oder das Bein, sollte stattdessen ruhig gestellt und gekühlt werden. Die Kühlung verzögere die Wirkung des Gifts.
Sollte sich eine starke Reaktion auf das Gift entwickeln, wirkt allein ein spezifisches Gegengift. Adrenalin, wie beispielsweise im Epi-Pen enthalten ist, hilft bei einer zusätzlichen allergischen Reaktion auf das Gift, jedoch nicht gegen die Wirkung des Gifts selber. Oft reagieren Personen, die auf Bienen oder Wespen allergisch sind, auch allergisch auf Schlangengift.