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Wirtschaft
22.07.2023
29.07.2023 00:41 Uhr

Halbjahreszahlen beflügeln Börse

Bei den Halbjahreszahlen überraschten laut Christopher Chandiramani die Sektoren Pharma, Finanzen und Energie positiv, während Industriewerte enttäuschten. Bild: Linth24
Nach schwächerem Start zündete Novartis eine «Rakete», es folgten ABB, Schindler und Partners Group mit guten Semesterzahlen. Industriewerte enttäuschten teils. SMI: 11'200 Punkte.

Die Lage im Schwarzen Meer hat sich zugespitzt. Das Getreideabkommen wurde gekündigt. Die ukrainischen Frachtschiffe, Häfen und Getreidespeicher werden von Angriffen und schweren Geschützen Moskaus bedroht.

Indien hat klimabedingt und wegen Ernteausfällen mit sofortiger Wirkung ein weitgehendes Ausfuhrverbot für Reis verhängt. Ziel ist die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit dem Grundnahrungsmittel zu garantieren und den Preisanstieg zu dämpfen. Auch dies könnte weltweit zu Mangellagen bei Lebensmitteln führen.

Nach dem Pandemie-Ende in China hätte man einen stärkeren Wiederaufschwung erwartet, doch das Wachstum der einstigen Konjunkturlokomotive der Welt schwächelt.

Der Schweizer Tourismus erholt sich im Juli weiter. Die Restaurateure und Hoteliers haben nach einem guten ersten Halbjahr auch im Juli wieder mehr Gäste empfangen. Eine steigende Nachfrage ist insbesondere aus der Schweiz und auch aus wichtigen ausländischen Märkten wie Asien und den Vereinigten Staaten zu beobachten. Auch Airlines, Flughäfen und Bergbahnen verzeichnen steigende Frequenzen.

Unternehmensnachrichten

Der Pharmakonzern Novartis erzielt kräftige Umsatz- und Margensteigerungen im ersten Halbjahr 2023 und erhöht die Prognose. Weitere Aktienrückkäufe von USD 15 Mrd. wurden angekündigt. Der Spin-off von Sandoz kommt im 4. Quartal (a.o. GV am 15.09.). Der Umsatz wuchs im zweiten Quartal um 9 Prozent auf USD 26.575 Mrd. und das operative Kernergebnis verbesserte sich um 17 Prozent auf 9.081 Mrd.

Auch der Industriekonzern ABB ist im zweiten Quartal 2023 kräftig gewachsen und hat den Gewinn deutlich gesteigert. Die Profitabilität stieg ebenfalls deutlich, weshalb der Konzern seine Prognosen weiter erhöht. Der Umsatz ist vom April bis Juni um 13 Prozent auf USD 8.16 Mrd. geklettert. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte verbesserten sich die Verkäufe sogar um 17 Prozent.

Sandoz investiert in Slowenien 90 Millionen Dollar für ein technisches Entwicklungszentrum.

Die Zuger Kantonalbank setzt mit Erfolg ihren Wachstumskurs fort. Der konsolidierte Gewinn von CHF 62.7 Mio. Franken verzeichnet ein Plus von 19.9 Prozent gegenüber dem 1. Semester 2022, dies dank Börsenerholung und besseren Margen im Kreditgeschäft (Hypotheken).

Im ersten Halbjahr setzte der Lift- und Fahrtreppenhersteller Schindler CHF 5.7 Milliarden um, das sind 7.1 Prozente mehr als im Vorjahrszeitraum. Auch margenmässig machte Schindler deutliche Fortschritte.

Der Luxusgüterkonzern Richemont hat im ersten Quartal (per Ende Juni) bei einem organischen Wachstum von 19 Prozent einen Umsatz von CHF 5.3 Mrd. erreicht. Dabei ist das Schmuckgeschäft erneut gut gelaufen. Mit den Zahlen wurden jedoch die Erwartungen verfehlt, was zu einem Kursrückgang der Aktien führte.

Das Immobilienunternehmen Warteck Invest kauft von Swiss Prime Site (SPS) Liegenschaften mit Seniorenresidenzen im Kanton Thurgau im Wert von CHF 43.5 Mio.

Der Winterthurer Textilmaschinenkonzern Rieter drückt auf die Sparbremse und streicht rund 300 Stellen.

Der Uhrenkonzern Swatch Group hat den Staat Malaysia verklagt, dies wegen des Verbots und der Beschlagnahmung von Regenbogen-Uhren.

Die Kioskgruppe Valora stellt den Betrieb der unbedienten Avec-Boxen ein.

Aussichten

Die Halbjahresergebnisse sind gemischter Natur. Einige Sektoren wie Pharma, Finanzen, Energie und dank höheren Zinsen auch die Finanzinstitute (Kantonalbanken), gefolgt von den Versicherungswerten entwickeln sich erfreulich. Auf den anderen schattigeren Seiten befinden sich einige Industriewerte, die bereits unter Rezessionsanzeichen und der ungünstigen Währungssituation (Frankenstärke) leiden. Die geopolitischen Probleme (Krieg in der Ukraine) sind nicht gelöst, aber an den Börsen kaum noch ein Thema. «Sauerstoff» für die Aktienmärkte bilden fallende Teuerung und Hoffnungen auf eine Entspannung bei der Geldpolitik.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24