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Wirtschaft
29.07.2023
29.07.2023 00:57 Uhr

Börse: Zinsgipfel in Sichtweite

Der Schweizer Aktienmarkt bleibt laut Christopher Chandiramani interessant. Im Fokus stehen solide Qualitätswerte (Bilanz und Dividende). Bild: Linth24
Börsen-Hauptthema waren wiederum Notenbank-Leitzinserhöhungen. Investoren gehen von einem der letzten Zinsschritte im Jahr aus. SMI stieg darum leicht auf knapp über 11'300 Punkte.

Die US-Notenbank FED hat bereits am Mittwoch aufgrund der anhaltenden Inflation eine erneute Leitzinserhöhung um 0.25 Prozentpunkte bekannt gegeben (5.25 bis 5.5 Prozent). Die Europäische Zentralbank EZB reagierte am Donnerstag und hat ihren Leitzins um ebenfalls 0.25 Prozentpunkte angehoben. Damit liegt Satz jetzt bei 4.25 Prozent. Nach einer geldpolitischen Lagebeurteilung am 22. Juni straffte auch die Nationalbank SNB, erhöhte ihren Leitzins auf 1.75, verzichtete aber diesmal wegen der CHF-Stärke auf weitere Steigerungen.

Für 2023 rechnet die OECD mit einem globalen Wachstum von 3.0, vorher 2.8 Prozent. Nachwirkungen der Covid-Pandemie werden nach wie vor andauern, ebenso bremst der Krieg in der Ukraine das Wachstum durch teurere Energie und teureren Weizen.

Mehr Firmenkonkurse im ersten Halbjahr, diese stiegen im ersten Halbjahr 2023 um 22 Prozent. Baufirmen, Restaurants und Hotels waren am stärksten betroffen.

Der Bundesrat rechnet weiterhin mit einem Strommangel im Winter und hat eine erste Ausschreibung für Reservekraftwerke nach dem Jahr 2026 gestartet. Das Volumen dieser ersten Ausschreibung liegt bei einer elektrischen Gesamtleistung von 400 Megawatt (MW).

Unternehmensnachrichten

Der Nahrungsmulti Nestlé wuchs dank Preiserhöhungen im ersten Halbjahr 2023 deutlich. Organisch verbesserte sich der Umsatz des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns um 8.7 Prozent auf CHF 46.3 Milliarden.

Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli steigerte den Umsatz auf CHF 2085.5 Mio. Unter dem Strich bleibt CHF 204.5 Mio. Gewinn. Die Konsensschätzung war mehr als 50 Mio. Fr. tiefer.

Der Maschinenbauer Sulzer hat im ersten Halbjahr wieder einen höheren Gewinn geschrieben. Bei einem 5.6 Prozent höheren Umsatz von CHF 1.6 Mrd. Fr. ist Betriebsgewinn um gut 27 Prozent auf CHF 162.4 Mio. gestiegen, Reingewinn CHF 104.3 Mio., nach einem Verlust von 48,8 Mio. Fr. im Vorjahr.

Der Pharmakonzern Roche hat im ersten Semester 2023 einen um 8 Prozent auf CHF 29.8 Mrd. gesunkenen Umsatz erwirtschaftet. Grund für sind vor allem weniger Verkäufe von Corona-Tests nach dem Pandemie-Ende.

Das Transportunternehmen Kühne+Nagel weist im ersten Halbjahr ebenfalls ein deutlich tieferes Resultat aus. Der Umsatz ist 38 Prozent auf CHF 12.7 Mrd. gefallen, der operative Gewinn auf Stufe EBIT hat sich auf CHF 1.14 Mrd. halbiert, der Gewinn ebenso (860 Mio. Fr.). Grund sind weniger Transporte nach Corona.

Der Grossapotheker Galenica hat im ersten Halbjahr den Umsatz 5.5 Prozent auf CHF 1.85 Mrd. gesteigert. Die Gesellschaft senkt aber den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Ausserordentliche Abschreibungen sowie eine Verfügung der Wettbewerbskommission aus dem Jahr 2017 belasten den EBIT mit CHF 9.8 Mio.

Aber Julius Bär hat im ersten Halbjahr den Gewinn deutlich verbessert. Der Konzerngewinn lag mit CHF 532 Mio. um 20 Prozent über Vorjahr. Zudem hat die Zürcher Privatbank auch wieder steigende Neugeldzuflüsse.

Der Ventilspezialist Belimo hat im ersten Semester ein Umsatzwachstum um 7.7 Prozent auf CHF 448.4 Mio. verzeichnet. Der Betriebsgewinn stieg um 10.4 Prozent auf CHF 84.7 Mio. und der Reingewinn lag mit CHF 65,0 Mio. 6 Prozent deutlich höher im Vergleich zum Vorjahr.

Aussichten

Der Schweiz geht es relativ gut. Das Wachstum ist stärker als in den Ländern der EU, die Inflation ist niedriger, auf dem Arbeitsmarktmarkt herrscht Vollbeschäftigung. Betrachtet man die Währungen als Vergleich, hat sich der Euro gegenüber dem Franken seit der Einführung vor rund 25 Jahren nahezu halbiert. Beim US-Dollar ist der Unterschied sogar noch grösser. Länder-Diversifikation hat sich nicht gelohnt. Entsprechend interessant bleibt auch der Schweizer Aktienmarkt. Wir fokussieren auf solide Qualitätswerte (Bilanz und Dividende). Die höheren Zinsen helfen vor allem den Finanzwerten. Hypothekarbanken verzeichnen dieses Jahr durchwegs Gewinnsteigerungen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24