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Lifestyle
26.08.2023

Moritz Schreber war der Namensgeber

Einst diente er auch als Versorgung in Zeiten der Notlage. (Symbolbild) Bild: Barbara Tudor
Alles begann Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals wurden sogenannte Armengärten ins Leben gerufen, die auf den Grundstücken wohlwollender Menschen angelegt wurden. Die Armut sollte damit gelindert werden.

Heimarbeiterfamilien waren in der frühen Neuzeit von solcher Selbstversorgung ebenso abhängig wie später die Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter. In städtischen Verhältnissen betrieben Arbeiterfamilien im 19. Jahrhundert den Anbau von Kartoffeln und Gemüse auf Bauerwartungsland am Stadtrand. Der philanthropische Wohnungsbau des 19. Jahrhunderts legte Wert auf die Bereitstellung von Gartenland in den Arbeitersiedlungen.

Der Schreberplatz als Schrebergarten

Die ersten parzellierten Gärten wurden 1797 in Kappeln an der Schlei in Deutschland angelegt, um Hunger und Verarmung durch die steigende Bevölkerung vorzubeugen. Bereits 1826 gab es Gärten in 19 weiteren Städten. Schon zur Mitte des Jahrhunderts hin entstanden viele weitere in etlichen Städten – unter Verbund des Roten Kreuzes, der Bahn oder der Arbeitervereinigung.

In Leipzig spielten, turnten und bewegten sich Kinder unter Aufsicht von Pädagogen. Die erste solcher Spielwiesen am Johannapark in Leibzig wurde Schreberplatz genannt, nach dem verstorbenen Arzt, Moritz Schreber. Doch diese hatten noch herzlich wenig mit den späteren Schrebergärten zu tun.

Schnell wurden es Familiengärten

Aus den Schreberplätzen entstand die Idee, dass man Gärten darauf anlegen könnte, wo die Kinder eine weitere Beschäftigung hätten. Doch nicht nur die Kinder nutzten diese, sondern recht schnell wurden sie von Eltern und Familien genutzt. Aus Kinderbeeten wurden Familienbeete und daraus später abgetrennte Gärten, die dann Schrebergärten genannt wurden.

Auch nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Schrebergärten grosse Bedeutung. Sie wurde genutzt, um dem Hunger der Bevölkerung vorzubeugen und auch zu Wohnraum umfunktioniert.

Die Gartenarbeit sollte zu Fleiss und Familiensinn erziehen, und die Arbeiter von Alkohol und Politik fernhalten. In ähnlicher Absicht bemühten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemeinnützige Organisationen und Naturheilvereine um die Anlage von Schrebergärten.

Grundlage für den Schrebergarten war der Schreberplatz. (Symbolbild) Bild: pixabay

1925 Gründung in der Schweiz

In der Schweiz schlossen sich die Kleingärtner zu Vereinen zusammen und gründeten 1925 einen schweizerischen Dachverband. Dem Schweizer Familiengärtner-Verband waren 2005 rund 28'500 Mitglieder und 375 Gartenareale angeschlossen.

Städte und Gemeinden stellen die Areale dauerhaft zur Verfügung, Genossenschaften verwalten die Gartengrundstücke. Naturnaher Gartenbau wird besonders gefördert, nachdem die Schrebergärten als Altlastengebiete erkannt wurden. Als soziale Einrichtung bieten sie Mietern die Möglichkeit einer kreativen und produktiven Freizeitbeschäftigung.

Am Anfang sollten Kinder in den Schrebergärten beschäftigt werden, schnell wurden es Familiengärten. (Symbolbild) Bild: pixabay

Was sind Schrebergärten?

Bei Schrebergärten (Auch Kleingärten, Parzellen oder Lauben genannt) handelt es sich um kleine Grundstücke in einer größeren Anlage, die vom betreibenden Verein gepachtet und bewirtschaftet werden können.

In Deutschland gibt es mehr als eine Million Kleingärten und über 15.000 Vereine, die diese organisieren sowie lange Wartelisten, um überhaupt erst an einen der Ruhepole zu kommen.

Der Begriff wurde 1864 das erste Mal benutzt.

Quellen: 

  • Frankfurter Allgemeine
  • G. Lauw, Die Kleingartenbewegung in der Schweiz, 1934
  • G. Katsch, J.B. Walz, Kleingärten und Kleingärtner im 19. und 20. Jh., 1996
Patricia Rutz / Goldküste24