Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Kanton AR
13.09.2023

«Ich habe einen grossen Fehler gemacht»

Stellt sich an einer Medienkonferenz der Öffentlichkeit: Bischof Markus Büchel. Bild: linth24
Am Dienstag wurde eine Studie der Universität Zürich bekannt, die über 1'000 Fälle sexueller Misshandlungen im Umfeld der katholischen Kirche aufzeigt. Betroffen ist auch das Bistum St. Gallen. Nun übernimmt Bischof Markus Büchel die Verantwortung.

Bei der Aufarbeitung im Nachgang von gewissen Fällen seien Fehler gemacht worden, gibt Büchel zu. Der damalige Bischof Ivo Fürer (†92) habe zwar «richtig gehandelt» und die Sache ernst genommen. Damals habe aber noch nicht die Pflicht bestanden, eine Voruntersuchung bis nach Rom auszuweiten. 

Als Büchel übernahm, sei der Fall abgeschlossen gewesen. «Mir wurde kein offener Fall übergeben», sagt Büchel. «Ich hätte intensiver reagieren sollen und den Fall nach Rom melden müssen», sagt Büchel. Mittlerweile läuft eine Anzeige gegen den fehlbaren Priester. «Ich kann diesen Fehler nur einräumen. Es war ein Fehler und zu diesem muss ich stehen», sagt Büchel. 

«Erschreckend, beschämend»

Was die Pilotstudie der Universität Zürich in nur einem Jahr zutage gefördert habe, sei «erschreckend, beschämend», sagt Büchel. Einer der Fälle aus dem Bistum St. Gallen habe sich in Lütisburg SG im «Iddaheim» zugetragen. Dort habe es zwischen 1978 und 1988 psychische, physische und sexuelle Gewalt gegeben. 

Ein zweiter Fall beleuchtet den Priester E.M. «Pfarrer Tätscheli», wie er von den betroffenen und teils misshandelten Mädchen genannt wurde. Mit diesem Priester hat Markus Büchel 2010 eine Messe gefeiert, worauf eine der betroffenen Frauen eine heftige, emotionale Reaktion zeigte und sich meldete.

«Ich habe einen grossen Fehler gemacht»

Bischof Büchel hatte seine Ausführungen mit einer Entschuldigung begonnen: «Ich habe einen grossen Fehler gemacht», sagte der 74-Jährige. Er spricht von einer systematischen Vertuschung, die in der katholischen Kirche jahrelang gang und gäbe gewesen sei. «Ich hätte anders gehandelt», sagt er rückblickend. 

Gleichzeitig gäbe es am Bistum St. Gallen eine «neue Ernsthaftigkeit», die Einzug gehalten hätte. Er tue alles, dass sich die Situation in Zukunft ändere. Die Pilotstudie sei für ihn «ganz schwer zu Kenntnis zu nehmen». Ein grosser Schmerz sei da und er denke an die Betroffenen. 

Thomas Renggli