Nach fünf aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen verändert die Schweizerische Nationalbank den Leitzins nicht mehr, belässt ihn auf 1.75 Prozent. Eine vermutlich weitere konjunkturelle Abschwächung wird abgewartet ebenso die Inflationsentwicklung, zurzeit noch 1.6 Prozent. Sie könnte aber nach Mietzinserhöhung, teurerer Elektrizität sowie steigenden Krankenkassenprämien möglicherweise wieder ansteigen. Mit ihrer Wechselkurspolitik war die Nationalbank bisher erfolgreich. Der Schweizerfranken wurde gegenüber dem Euro und dem Dollar stärker und hat so die Teuerung in der Schweiz abgeschwächt.
Die US-Zentralbank belässt nach zahlreichen Erhöhungen in Serie das Zielband für die Leitzinsen unverändert bei 5.25 bis 5.50 Prozent. Die FED legt damit zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Zinspause ein, schliesst aber spätere zusätzliche Zinserhöhung nicht aus, sobald die Inflation wieder steigen sollte. Der Arbeitsmarkt bleibt in den USA äusserst robust. Auch hier herrscht Fachkräftemangel.
Die Anzahl der Firmenpleiten ist im bisherigen Jahresverlauf höher ausgefallen als in der Vorjahresperiode. Von Januar bis Mai 2023 wurden im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Vorjahres fast ein Fünftel mehr Konkursverfahren eröffnet. Diese Woche wurde bekannt, dass die Konservenfabrik Hero in Lenzburg ihre Produktion einstellt. Das betrifft rund 50 Arbeitsplätze.
Der Bundesrat will im Gesundheitswesen Kosten senken. Mit günstigeren Generika sollen pro Jahr rund CHF 250 Mio. eingespart werden. Zudem bezahlen Patienten, welche das Original kaufen, mehr Selbstbehalt.
Der Bundesrat hat ebenfalls entschieden, dass sich die Schweiz beim Gas ein freiwilliges Sparziel von 15 Prozent setzen soll (Winterhalbjahr 2023-24).
Unternehmensnachrichten
Die LLB-Gruppe vereinheitlicht ihren Markenauftritt. Das führt dazu, dass die Liechtensteinische Landesbank, die Bank Linth LLB und die österreichische Tochter künftig unter der gemeinsamen Marke LLB auftreten.
Der Versicherungskonzern Baloise hat in den ersten 6 Monaten 2023 ein etwas tieferes Geschäftsvolumen erzielt. Der Gewinn lag in den ersten sechs Monaten des Jahres um 4.2 Prozent tiefer bei CHF 205.7 Mio. Der Rückgang ist hauptsächlich auf tiefere Gewinne im Lebensgeschäft sowie durch höhere Kosten und negative Währungseffekte zurückzuführen. Das Betriebsergebnis ging um 10.1 Prozent auf CHF 267.2 Mio. zurück.
Zwei negative Nachrichten bei Lonza: Pierre-Alain Ruffieux wird das Unternehmen per Ende September verlassen. Ad interim übernimmt Verwaltungsratspräsident Albert Baehny zusätzlich zu seinen bisherigen Pflichten auch als operativer Leiter des Konzerns. Lonza muss die Impfstoffproduktion für Moderna in Visp einstellen. Das US-Biotechunternehmen wird künftig seinen Bedarf an mRNA-Impfstoff selber herstellen.
Der Eisenbahnhersteller Stadler Rail erweitert seine Produktionskapazitäten in Ungarn und wird dafür rund EUR 45.2 Mio. investieren. Dadurch kann Stadler an diesem Standort zukünftig rund 20 Prozent mehr herstellen.
Aussichten
Die Notenbanken handelten überraschend zurückhaltend. Konjunkturbremse oder Inflationsbekämpfung werden gegeneinander abgewogen. FED und SNB ist zum offenbar zum Schluss gekommen, dass die bisherigen Zinserhöhungen vorerst reichen, um dem Teuerungsdruck entgegenzuhalten. Die Nationalbank musste bei ihrem Entscheid abwägen, ob man Kreditnehmer, vor allem Hausbesitzer und Mieter durch Zinserhöhungen weiter unter Druck setzen sollte. Offenbar ist man zum Schluss gekommen, dass eine weitere Zinserhöhung auch wegen der Frankenstärke aufgeschoben werden kann, bis zu einem Zeitpunkt, wo die Teuerung und vor allem die Energiepreise nochmals massiv steigen.
Aufgrund der unsicheren Haltung der Notenbanken haben die Aktienbörsen gelitten, sind abgebröckelt. Aber sobald die Richtung wieder etwas klarer wird, dürften auch die Märkte wieder davon profitieren. Regional- und Kantonalbanken sowie Stromwerte sind in der gegenwärtigen Situation privilegiert, erwarten höhere Gewinne.