Die gesetzlich verankerten Brandschutzvorschriften sind unter anderem in der Brandschutznorm der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF / AEAI) festgehalten und seit 2015 gesetzlich verpflichtend. Zweck der Brandschutzvorschriften sind «der Schutz von Personen, Tieren und Sachen vor den Gefahren und Auswirkungen von Bränden und Explosionen» (Art. 1). Diese betreffen nicht nur neu zu errichtende Gebäude und Anlagen, sondern auch die verhältnismässige Anpassung von bestehenden Gebäuden (Art. 2). Betroffen von den Vorschriften sind Eigentümer und die Nutzerschaft sowie alle Personen, die bei Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung von Gebäuden und Anlagen tätig sind (Art. 3).
Bis 2022 waren die Betriebe der Aepli Metallbau AG auf drei Standorte in Gossau verteilt. Neu sind alle sechs Firmenbereiche wieder zusammengeführt. Mit den neuen Produktionshallen hat Aepli zudem auch mit einem modernsten Maschinenpark Automatisierung und Digitalisierung vorangetrieben. «Denn nur so kann sich unser Familienunternehmen gegenüber der starken in- und ausländischen Konkurrenz behaupten und stellt damit sicher, dass wir auch künftig die besten Talente der Branche anwerben können», so Verwaltungsratspräsident Roman Aepli.
Planung mit den Konstrukteuren und Ingenieuren der Aepli AG
Die Realisierung der drei Hauptbereiche – der Produktionshallen A und B sowie des Bürogebäudes – erfolgte in verschiedenen Etappen. Für die Planung der Hallen konnten die Konstrukteure und Ingenieure der Aepli Metallbau AG ihre eigenen Ideen einbringen. Das Raumprogramm der zweigeteilten Halle wurde durch den neuen Maschinenpark und die automatisierte Fertigungsstrasse bestimmt und besitzt mit ihren 157 × 155 m Grösse (Gesamtfläche 25 000 m2 inklusive überdachter Aussenbereich) eine ungewöhnliche Dimension. «In zahlreichen Workshops mit unseren Produktionsleitern, Ingenieuren, Technikern und Logistikern haben wir zuerst die idealen Abläufe erarbeitet und in ein finales Layout übersetzt», erklärt Roman Aepli. Anschliessend unterstützte das Gossauer Planungsbüro Ammann & Koller die Metallbauspezialisten darin, alles zu einem grossen Ganzen zusammenzufügen und bewilligungsfähig zu machen. «Das Gebäude wurde sozusagen wie eine ‹Schachtel› über die Produktionslinien gestülpt», so Roman Aepli. Die Glaselemente mit einer Höhe von bis zu 9,1 m sind ebenfalls aus Sonderprofilen von Aepli. Ins-gesamt wurden für die beiden Hallen 2250 m2 Isolierglas und 2700 m2 VSG-Glas für den überdachten Mittelgang verbaut, damit ein Optimum an Tageslichteinfall erreicht werden konnte. Für die Gebäudehülle wurden 4250 m2 Aussen- und 4550 m2 Brandschutzpaneele verbaut.
Ostschweizer Sonne
Bereits bei Planungsstart war für das Familienunternehmen klar, dass der neue Hauptsitz seinen Strom möglichst selbst produzieren soll. Die 6000 m2 Solarfläche auf den Dächern und an der Fassade der Hallen ermöglicht es dem Unternehmen, bis 70 % des Stroms selbst herzustellen. Die im Februar 2023 in Betrieb genommene PV-Anlage produziert insgesamt 1,2 MWp. Während diese auf dem Dach der Halle A horizontal montiert ist, wird zusammen mit den vertikalen PV-Elementen an der Fassade genügend Winterstrom produziert. Bei Volllast benötigt Aepli lediglich 40 % für den Eigenverbrauch, die restlichen 60 % werden ins öffentliche Netz eingespeist. Im Herbst 2023 folgen weitere 2000 m2 PV-Elemente mit einer Gesamtleistung von 430 kWp, womit die Anlage eine der grössten in der Region sein wird. Sämtliche Fassadenelemente – inklusive der PV-Fassade sowie der Dachoblichter – hat Aepli selbst entwickelt und produziert. Das Spezielle an Letzteren sind ihre grossen Ausmasse. Die Unterkonstruktion der Oblichter besteht aus 3 mm dickem Stahlblech, das im Blechcenter gelasert und abgekantet wurde. Der Zusammenbau der Zargen erfolgte in der Schlosserei. Danach wurden die Zargen beschichtet. Da die Elemente bereits im Werk fixfertig zusammengebaut wurden, mussten sie nur noch mit einem Kran auf die Stahlträger des Dachs gehoben und befestigt werden.
Aepli-Air-Control-(AAC-)Fassade im Zickzack
Für die Architektur des Bürogebäudes mit einer Nutzfläche von circa 3000 m2 zeichnete die ARGE Waldburger + Partner aus Gossau mit dem Zürcher Architekturbüro StudioBoA verantwortlich. Beim Entwurf der Fassade standen nicht – wie in der Architektur meist üblich – die Auseinandersetzung mit der gebauten Umgebung und die technische Umsetzbarkeit im vorgegebenen Kostenrahmen im Fokus. Vielmehr war das Ziel, neben dem sehr grossmassstäblichen Fabrikationsgebäude einen Baukörper zu entwickeln, der sich trotz des fehlenden Kontexts in der Umgebung behaupten kann; und der zugleich dem hochmodernen Leistungsspektrum der Aepli Metallbau AG gerecht wird. Die Aepli-Air-Control-Fassadenelemente in verschiedenen Massen und mit integrierten Lamellenstoren wurden im Werk fixfertig konfektioniert und anschliessend auf der Baustelle im «Zickzack» versetzt auf die Unterkonstruktion montiert, von Stockwerk zu Stockwerk immer weiter nach aussen springend. Ein Kran hob hierfür die zwischen 600 kg (Elementgrösse 1500 × 2950 mm) und 2300 kg (Elementgrösse 4500 × 3500 mm) schweren Elemente auf die entsprechende Stockwerkshöhe. Zusammen mit den Schräggläsern im 4. OG wurden 154 AAC-Elemente montiert. Die Verblechung der restlichen Fassade beziehungsweise der horizontalen Untersichten und Brüstungen erfolgte entsprechend der kristallinen Fassadengeometrie.
Das Bürogebäude erfüllt Minergie-P-Eco-Standard. «Wir haben kein Problem, diesen besonders strengen Standard mit unseren Doppelhautfassaden zu erfüllen», so Roman Aepli. «Sowohl bei der klassischen Doppelhautfassade wie der CCF-Fassade mit Aepli Air Control gilt dasselbe geniale Prinzip: Der Zwischenraum zwischen der Vorverglasung und äusseren Glasflügel dient als Klimapuffer.»
Für die Zukunft gerüstet
Eine Besonderheit des Gebäudes ist das Dachgeschoss mit seinen geneigten grossflächigen Glaselementen sowie die fixen wie beweglichen, horizontal um die Dachterrasse laufenden Lamellen. Sie dienen als erweiterter Sonnenschutz für die Terrasse im Freien. Die flexible Lamellenkonstruktion wurde eigens für den Neubau entwickelt und mittels eines Prototyps mit über 17 000 Zyklen getestet und optimiert. «Für das reibungsfreie Auf und Zu der Lamellenstoren haben wir sehr viel experimentiert», erklärt Remo Felix, Projektleiter von Aepli für das Bürogebäude. «Für diese Eigenentwicklung sehen wir aber auch ein Potenzial in der Architektur.» Das viergeschossige Bürogebäude, dessen EG und 1. OG vermietet werden, benötigt dank der AAC-Fassade praktisch keine Heizenergie, da die Doppelhautfassade auch im Winter die Wärme im Gebäude hält. Das Beschattungssystem wird mit der Sonneneinstrahlung automatisch gesteuert.
Neben der Solaranlage ist die Sommerau auch dank Erdsonden-Heizung und -Kühlung sowie einer Stickstoffrückgewinnung äusserst klimafreundlich unterwegs. Der Stickstoff wird für die Laseranlage benötigt. Diese bezieht die elektrische Energie ebenfalls über die PV-Anlage. «Wir sind sehr stolz auf unser nachhaltiges und innovatives Wärmepumpensystem», betont Roman Aepli. Insgesamt wurden 38 Erdsonden à 350 m in den Untergrund gebohrt, mit denen saisonal Rückspeisungen von Energie möglich sind. Dass die Sommerau in so kurzer Zeit ohne Verzögerung fertiggestellt werden konnte, ist nicht nur der vorausschauenden Planung zu verdanken, «sondern vor allem auch dem gut abgestimmten Team zwischen Planung, Projektleitung, Werkstatt und Montage», so Roman Aepli. «Mit dem Neubau wurden viele Bauteile, mit welchen wir uns jeden Tag beschäftigen, realisiert und erfolgreich umgesetzt.»
Facts
- Bauherrschaft: Aepli Invest AG, Gossau
- Baumanagement: Gantenbein + Partner AG, St. Gallen
- Architektur: ARGE Waldburger + Partner AG mit StudioBoA GmbH, Herisau, Ammann & Koller AG, Gossau
- Fassadenplanung: Aepli Metallbau AG, Gossau