Bei den Parlamentswahlen gab es am letzten Wochenende leichte Verschiebungen, einen Mini-Rechtsrutsch mit Sitzgewinnen für Rechtsbürgerliche, Mitte und Sozialdemokraten. Die grünen Parteien gaben Sitze ab. Aber die Resultate wurden aufgrund von Nachzählungen mit einigen entdeckten Fehlern wieder relativiert. Bürgerliche gewannen weniger und Grüne schnitten weniger schwach ab. Zudem müssen in einigen Kantonen Ständeratskandidaten zu einem zweiten Wahlgang antreten. Im Gegensatz zum Ausland hat die Politik in der Schweiz kaum Einfluss auf die Aktienbörse. Bei der Europa-, Energie- und Klimapolitik könnte es jedoch zu einer Verschiebung von Prioritäten kommen. Beim Gesundheitswesen und den Altersrenten sind rasche Reformen zwingend.
Das Wirtschaftswachstum in den USA hat sich beschleunigt. Dazu trug besonders der private Konsum bei. Die grösste Volkswirtschaft der Welt kommt mit den gestiegenen Zinsen erstaunlich gut zurecht. Der Arbeitsmarkt boomt. Die US-Wirtschaft hat ihr Wachstum im Sommerquartal mehr als verdoppelt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September hochgerechnet um 4.9 Prozent zu.
Nach einem wochenlangen parteiinternen Machtkampf ist der Republikaner Mike Johnson als neuer Vorsitzender des US-Repräsentantenhauses gewählt worden. Mit dieser Wahl ist der US-Kongress nach drei Wochen wieder handlungsfähig.
Die Sveriges Riksbank (Schwedens Reichsbank) gilt als die älteste Notenbank der Welt. Ihr Chef erklärte diese Woche vor dem Parlament in Stockholm den Bankrott seines historischen Instituts.
Unternehmensnachrichten
Starrag und Tornos fusionieren. Die jeweiligen Aktionäre müssen dem Vorhaben vor dem Jahresende noch zustimmen. Bereits im Frühjahr hatten die beiden Hersteller von Werkzeugmaschinen Starrag (Umsatz 2022: 318 Mio. Fr., Ebit-Marge 5.8 Prozent) und Tornos (Umsatz 2022: 181 Mio. Fr., Ebit-Marge 6.4 Prozent) eine Fusion angekündigt. Es ging um ein zukünftiges gemeinsames und verstärktes Auftreten an den Weltmärkten.
Der Baustoffkonzern Holcim erhöht den Ausblick für die Ebit-Marge von bisher mindestens 16 auf 17 Prozent. Alle weiteren Ziele werden bestätigt. Als Drittquartalsumsatz wurde CHF 7.34 Mrd. publiziert, 8.8 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode, aber organisch/währungskorrigiert 4.3 Prozent mehr. Der bereinigte Betriebsgewinn Ebit hat sich 3.1 Prozent (organisch 14.1) auf 1.6 Mrd. Fr. erhöht, was dem Analystenkonsens entspricht.
Die Luzerner Kantonalbank hat in den ersten neun Monaten den Gewinn um 17.9 Prozent auf CHF 198 Mio. erhöht. Der Erfolg aus dem Zinsgeschäft ist 8.8 Prozent auf 313 Mio. gewachsen, der Handelserfolg um knapp 10 Prozent auf 49.5 Mio. Der Geschäftsaufwand hat sich unterproportional entwickelt, die Bilanz ist kaum verändert. Für das Gesamtjahr bestätigt die LUKB das erhöhte Gewinnziel von CHF 250-265 Mio. und eine angestrebte Dividende von CHF 2.50.
Der Industriekonzern Sulzer meldet per Ende September einen Auftragsbestand von CHF 2.2 Mrd. Es gingen für CHF 2.81 Mrd. Fr. Bestellungen ein (in Lokalwährungen +18 Prozent). Im dritten Quartal allein erreichte das Plus noch 5.4 Prozent. Alle drei Divisionen erzielten ein prozentual zweistelliges Wachstum. Die gute Jahresprognose 2023 wurde bekräftigt.
Der Hersteller von Computerzubehör Logitech hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 weniger umgesetzt, aber den Gewinn markant gesteigert. Die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 wurden nach oben angepasst, ein Umsatz von USD 4 bis 4.15 Mrd. und ein Ebit von USD 525 bis 575 Mio. (bisher: 400 bis 500 Mio.) wird anvisiert.
Der Logistikkonzern Kühne+Nagel hat im dritten Quartal mit netto CHF 5.44 Mrd. Fr. 46 Prozent weniger umgesetzt, der Rohertrag sank 23 Prozent auf CHF 2,08 Mrd. Der Ebit verringerte sich 52 Prozent auf CHF 446 Mio. und der Gewinn sank 53 Prozent auf CHF 321 Mio. Ursache: Während Corona waren die Transportvolumina doppelt so hoch.
Der Hersteller von Bodenbelägen Forbo muss wie im Vorjahr eine Gewinnwarnung publizieren. Ende November 2022, hat Forbo eingeräumt, dass sich das Konzernergebnis in Zukunft auf rund CHF 100 Mio. beschränken werde.
Neues Entschädigungsmodell: Die Zürcher Kantonalbank ZKB deckelt die Boni und erhöht die regulären Löhne.
Aussichten
In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 war Geldanlegen weiterhin sehr anspruchsvoll. Vorübergehende Kursgewinne wurden grösstenteils wieder ausgelöscht. Im Aktienbereich waren Finanzwerte, angeführt von der UBS, mehrheitlich besser. Auch Swiss Life, Swiss Re, Partners Group, Novartis, Swisscom und ABB lagen über der Indexentwicklung. Lonza, Roche, Richemont und auch Nestlé entwickelten sich unterdurchschnittlich.
Die US-Konjunktur entwickelt sich besser als erwartet, die Zinsen bleiben hoch, nur zwischenzeitlich gibt es Pausen bezüglich Leitzinserhöhungen. Die Verzinsung von längerfristigen Krediten und Staatsanleihen ist auf ein Mehrjahreshöchst geklettert, was diese Anlagen wieder attraktiver macht und echte Konkurrenz zu den Aktien bedeutet.
Die Ukraine und Israel werden uns weiter beschäftigen. Der Nahostkonflikt hat sich intensiviert, mit Gefahr einer Eskalation mit hohen Energiepreisen und Inflationsgefahren.
Eine nachhaltige Erholung der Aktien ist erst wieder zu erwarten, wenn Zinsen fallen und die Kriege beendet sind.