- Kolumne von Dr. Philipp Gut
Ausländische Journalisten, zuvorderst deutsche, schäumen. Sie laufen Sturm gegen das Verdikt des Schweizer Stimmvolks, das der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zu einem deutlichen Sieg verholfen hat.
Für den Berliner «Tagesspiegel» ist die SVP und damit fast ein Drittel der Schweizer Wähler «rechtsextrem». Für den «Focus» ist die Schweiz «reich» und «radikal, sie zeige ihr «hässliches Gesicht». Und die «Zeit» aus Hamburg ätzt: «Die Hau-den-Ausländer-Karte hat gezogen.»
Wählerschelte aus dem Ausland
Diese schrillen Töne sagen wenig über die Schweiz aus, aber viel über den überschaubaren Kenntnisstand und den politischen Standort der Schreiber – offensichtlich stehen sie weit links.
Bemerkenswert ist allerdings, mit welcher fast schon masochistischen Lust Schweizer Medien wie «Watson» und andere die Wählerschelte aus dem Ausland aufnehmen.
Und was ist mit Scholz und Wagenknecht?
Wie realitätsfremd dieses Zerrbild ist, zeigt ein Blick auf ausländische Zuwanderungsdebatten. Deutschland und viele andere europäische Staaten führen wieder Grenzkontrollen ein, um der illegalen Migration Herr zu werden. SPD-Kanzler Olaf Scholz will ausserdem die Gesetze verschärfen und Flüchtlinge «in grossem Stil» abschieben.
Die Alt-Kommunistin Sahra Wagenknecht, die eben eine neue linke Partei gegründet hat, sagt: «Wir müssen die Zuwanderung eindämmen, die gerade in den Schulen der ärmeren Wohngebiete fatale Folgen hat.» Im «optimalen Fall» sollten die Asylverfahren an den EU-Aussengrenzen stattfinden. Die Anreize, nach Deutschland zu kommen, sollten «minimiert» werden, so Wagenknecht.
Politiker erwachen, Journalisten schlafen
Meine lieben Kollegen Journalisten, merkt ihr was? Das sind exakt die Positionen, die die SVP und viele Schweizer vertreten. Ist ein Olaf Scholz, ist eine Sahra Wagenknecht deswegen «rechtsextrem»?
Natürlich nicht. Sie haben bloss erkannt – auch unter dem zunehmenden politischen Druck von rechts –, dass sie die Realität nicht länger negieren können. Nur, viele Journalisten schlafen noch.