Prüfung der Möglichkeiten im Gespräch
Die Schweizer Behörden prüfen aktiv die Möglichkeit der Einführung einer Fahrprüfung für E-Bikes. Laut einem Forschungsauftrag des Bundesamtes für Strassen (Astra), soll untersucht werden, ob die positiven Aspekte überwiegen oder ob potenzielle Nachteile, wie beispielsweise eine mögliche Abschreckung für den Umstieg auf E-Bikes, in Betracht gezogen werden müssen. Es wird ebenfalls geprüft, ob eine solche Prüfung für alle Altersgruppen sinnvoll wäre oder ob sie nur für ältere Menschen ab einer bestimmten Altersgrenze erforderlich sein sollte.
Steigende Unfallzahlen
Es kommt wenig überraschend, da die Beratungsstelle für Unfallverhütung auch in diesem Jahr besorgt auf die zunehmenden Unfallzahlen hingewiesen hat. Im Jahr 2022 gab es bei polizeilich registrierten Unfällen mit E-Bikes 560 Schwerverletzte, von denen 23 Personen ihr Leben verloren. Besonders auffällig ist dabei, dass mehr als die Hälfte der schweren E-Bike-Unfälle ohne Fremdeinwirkung geschah. Über die letzten fünf Jahre hinweg waren zwei von drei Todesopfern älter als 65 Jahre.
Laufende Massnahmen werden diskutiert
Veloorganisationen weisen zu Recht darauf hin, dass die Unfallzahlen mit den gestiegenen Verkaufszahlen zusammenhängen. Innerhalb von fünf Jahren hat sich der Verkauf laut Velosuisse fast verdoppelt. Es ist jedoch unklar, wie viele dieser E-Bikes tatsächlich in Betrieb sind. Das Bundesamt für Strassen kann die steigenden Unfallzahlen nicht einfach als statistische Unvermeidbarkeit hinnehmen. Das Amt strebt das Ziel an, die Verkehrstoten bis 2030 auf 100 pro Jahr zu reduzieren. Die aktuellen Zahlen liegen um das Eineinhalbfache über diesen Zielen. Das Astra prüft daher laufend Massnahmen und passt bei Bedarf die geltenden Rechtsvorschriften an.
Rechtliche Anforderungen
In der Schweiz benötigen langsame E-Bikes bis 25 km/h, die vor allem von älteren Menschen bevorzugt werden, derzeit keine Prüfung. Eine Ausnahme besteht für Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren, diese müssen die Töffliprüfung vorweisen können, allerdings ist diese nur theoretisch, nicht praktisch. Für schnelle E-Bikes bis 45 km/h ist der Mofa-Führerschein die Mindestvoraussetzung für alle Altersgruppen, jedoch ist auch hier keine praktische Prüfung erforderlich.
Verpflichtende Kurse als mögliche Lösung
Beatrice Steinegger, die Fachleiterin Radsport bei Pro Senectute, befürwortet , dass Personen über 65 Jahren vor dem Gebrauch eines E-Bikes einen verpflichtenden Kurs absolvieren sollten. Während ihrer Ausflüge hat sie beobachtet, dass einige Schwierigkeiten beim Steuern der E-Bikes haben und sich nicht mehr an neue Verkehrsregeln erinnern. Andere Expertinnen, die befragt wurden, bevorzugen freiwillige Schulungen oder sprechen sich für eine Verpflichtung unabhängig vom Alter aus.
Vergleichsweise strenge Regeln in der Schweiz
Ende November steht ein Workshop mit verschiedenen Interessenvertretern an, darunter der Fachhändler-Verband 2rad Schweiz. Laut Sekretär Daniel Schärer lehnt der Verband obligatorische Kurse und Prüfungen ab, da dies das Ende des E-Bikes als Fortbewegungsmittel bedeuten könnte. Auch Martin Platter, Geschäftsführer des Branchenverbands Velosuisse, ist irritiert. Sollten die Empfehlungen zu einer generellen E-Bike-Prüfung führen, auch für langsame Modelle, würden die Schweizer Vorschriften im Vergleich zum europäischen Ausland noch strenger werden. Er nennt beispielsweise die Pflicht, das Licht tagsüber eingeschaltet zu lassen, dessen Nutzen er in Frage stellt, sowie die Tachopflicht.
Es reicht langsam
"Es ist genug", erklärt er und betont, dass man den E-Bike-Fahrern nicht noch zusätzliche Vorschriften auferlegen sollte. Besonders angesichts der Tatsache, dass die Schweiz es gleichzeitig nicht schafft, für Autos einen Mindestabstand von eineinhalb Metern beim Überholen durchzusetzen und die Fahrradinfrastruktur, besonders auf dem Land, zu verbessern.