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Schweiz
06.12.2023

Neue Pisa-Studie: sinkende Lesekompetenz

In der Schweiz hat die Leseleistung der Schüler noch einmal abgenommen. (Symbolbild)
Am 5. Dezember 2023 hat die OECD die Ergebnisse der PISA-Erhebung 2022 vorgestellt. Insgesamt kam es in der PISA-Erhebung 2022 zu einem beispiellosen Rückgang des OECD-Leistungsdurchschnitts. Verglichen mit 2018 sank er in Lesekompetenz um 10 Punkte und in Mathematik um fast 15 Punkte.

Gemäss Mitteilung der OECD hatten rund 690'000 Schülerinnen und Schüler aus 81 Ländern und Volkswirtschaften an der Erhebung teilgenommen – stellvertretend für 29 Millionen Schülerinnen und Schüler in aller Welt. Schwerpunktbereich war die Mathematik.

Das Programm zur internationalen Schulleistungsstudie (PISA) bewertet die Kenntnisse und Fähigkeiten von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Bei den Tests wird untersucht, wie gut die Schüler komplexe Probleme lösen können, kritisch denken und effektiv kommunizieren. Dies gibt Aufschluss darüber, wie gut die Bildungssysteme die Schüler auf Herausforderungen im wirklichen Leben und zukünftige Erfolge vorbereiten.

PISA 2022 ist die erste gross angelegte Studie, in die Daten zu den Leistungen der Schülerinnen und Schüler, zu ihrem Wohlergehen und zur Bildungsgerechtigkeit aus der Zeit sowohl vor als auch nach der Pandemie einfliessen.

Beispielloser Rückgang des Durchschnitts

31 Ländern und Volkswirtschaften ist es trotz der schwierigen Umstände gelungen, ihre Mathematikleistungen wenigstens auf dem Niveau von PISA 2018 zu halten. Insgesamt kam es in der PISA-Erhebung 2022 aber zu einem beispiellosen Rückgang des OECD-Leistungsdurchschnitts.

Verglichen mit 2018 sank er in Lesekompetenz um 10 Punkte und in Mathematik um fast 15 Punkte. Der Leistungsrückgang in Mathematik ist dreimal so hoch wie jede vorherige Veränderung von einer PISA-Erhebung zur nächsten.

Auf die Coronapandemie könne der Leistungsrückgang nur teilweise zurückgeführt werden. Die Leistungen in Lesekompetenz und Naturwissenschaften hätten bereits vorher zu sinken begonnen, und auch bei den Mathematikleistungen seien in diversen Ländern schon vor 2018 negative Trends zu beobachten gewesen.

Pisa Studie 2022 im Lesen – Blau: durchschnittliche Leistung / Orange: OECD-Vergleich (23 Länder) Bild: OECD

Mathe gut, Lesen stabil

Die Schweiz nahm erstmals im Jahr 2000 an PISA teil. Durch den internationalen Vergleich der Ergebnisse können politische Entscheidungsträger und Pädagogen in der Schweiz von den Richtlinien und Praktiken anderer Länder lernen.

Im internationalen Vergleich schneiden die 15-jährigen Jugendlichen in der Schweiz in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften gut bis sehr gut ab. In allen drei getesteten Kompetenzbereichen liegt die Schweiz über dem OECD-Durchschnitt. Die besten Testergebnisse erreichen die 15-Jährigen in der Schweiz in Mathematik.

In der Schweiz erreichten die Schülerinnen und Schüler mit durchschnittlich 508 Punkten ein sehr gutes Ergebnis in Mathe. Nur sieben Länder erzielen höhere Werte. Internationaler Spitzenreiter ist Singapur mit 575 Punkten.

Trotz der guten Werte zeigt sich seit 2015 in der Mathematik ein Rückgang der Leistung ab. Fast 1/5 der Schweizer Schüler erreicht die Mindestanforderungen gemäss Studie nicht. Zudem scheint die Schere zwischen Jugendlichen aus dem untersten und dem obersten Viertel der sozialen Herkunft weiter aufzugehen.

Lesen: Im hinteren Drittel

Beim Lesen erreichten die Schweizer Schüler 483 Punkte und liegen damit zwar nach wie vor über dem OECD-Durchschnitt (476). Die Schweiz belegt im Vergleich aber nur einen Platz im hinteren Drittel. Immerhin: Der Abwärtstrend der letzten Jahre scheint sich abzuschwächen. 

Bei den Naturwissenschaften erreicht die Schweiz 503 Punkte bei einem Durchschnitt von 485 Punkten.

Motivationsproblem und Angst vor Mathe

Eine mögliche Erklärung für den Rückgang der Leistungen in Mathematik könne der Wandel in den Einstellungen der Schüler sein. 15-Jährige in der Schweiz haben 2022 mehr Angst vor Mathematik als im Vergleich zu früheren Erhebungen.

Auch die zunehmende Problematik des Lehrermangels könnte ein Grund sein. Jene Schüler mit Beeinträchtigungen beim Unterricht wegen Lehrermangel hätten in allen drei Bereichen markant schlechtere Leistungen gezeigt. Zudem seien die Schüler wegen Corona grossen schulischen Herausforderungen ausgesetzt gewesen. Allerdings berichteten viele Jugendliche auch von positiven Erfahrungen in der Zeit und einem hohen Wohlbefinden.

Probleme gibt's offenbar bei der Lernmotivation: Sie fehlte bei über 50 % der 15-Jährigen.

An der Pisa-Studie 2022 nahmen in der Schweiz 6'829 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus 260 Schulen teil. Neben der Erfassung der Kompetenzen in Mathematik, im Lesen und in den Naturwissenschaften werden auch individuelle Einschätzungen und verschiedene Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit einem Fragebogen abgefragt.

Die Pisa-Studien sind internationale Schulleistungsstudien, die im Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) durchgeführt werden und in der Regel alle drei Jahre die Kenntnisse und Fähigkeiten von 15-Jährigen untersuchen.

Zürioberland24/bt