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Bildung
23.12.2023

Italienisch ist unbeliebt

Bild: Linth24
Drei Kantonsräte wollten wissen, weshalb Italienisch nicht als Grundlagenfach im Gymnasium angeboten wurde. Sie bekamen eine Antwort «al dente». Mamma Mia!

Die drei FDP-Kantonsräte Raphael Frei (Rorschacherberg); Jens Jäger, (Vilters-Wangs) und Ruth Keller-Gätzi (Wittenbach) wollten im Oktober wissen, warum Italienisch nicht als Grundlagenfach bei den Mittelschulen angeboten wird, immerhin sei das doch eine amtliche Landessprache. (Artikel siehe: https://linth24.ch/articles/211076-kein-italienisch-als-grundlagenfach)

Der Regierungsrat des Kantons St.Gallen, unter Führung des SVP-Mannes Stefan Kölliker, wartete nicht lange mit der Antwort und veröffentlichte diese kurz vor Weihnachten.

Am Anfang gibt es zwei eidgenössische, staatstragende Sätze: «Die Mehrsprachigkeit ist eines der prägenden und identitätsstiftenden Merkmale der Schweiz. Vor diesem Hintergrund ist es für den Kanton St.Gallen selbstverständlich, dass dem Italienischen als Minderheitensprache zum Zweck der Stärkung des nationalen Zusammenhalts Sorge zu tragen ist.» Entsprechend können, respektive könnten, Schüler und Schülerinnen Italienisch als Schwerpunkt oder als Freifach belegen.

Aber in diesen Zeiten, in denen sich ein Genfer und ein Zürcher weder auf Deutsch noch auf Französisch unterhalten, sondern auf Englisch miteinander reden, ist Italienisch nichts, was an den Schulen gewünscht wird.

Sogar Latein war beliebter als Italienisch

Die Fakten, welche der Regierungsrat auftischt, nehmen jedem Italophilen Menschen den Wind aus den Segeln. Originalton: «Seit 1995 ist noch keine einzige Klasse mit Grundlagenfach Italienisch zustande gekommen.» Und auch mit dem Schwerpunktfach sieht es nicht besser aus: «Bis ins Jahr 2016 war es das am wenigsten gewählte Schwerpunktfach – selbst Latein stand höher in der Gunst der Schülerinnen und Schüler. Vor zehn Jahren noch entschieden sich nur knapp vier Prozent der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten für Italienisch als Schwerpunktfach.»

Unterdessen hätte die Beliebtheit von Italienisch leicht zugenommen und liegt nur mit 6.3% Interesse wieder leicht vor dem Latein. Aber Spanisch ist zum Beispiel mit 12,9% Interesse doppelt so beliebt und bekanntlich ja keine der vier Landessprachen in der Schweiz.

Summa Summarum stellt die Erziehungsdirektion selbstzufrieden fest: «Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten haben heute im Kanton St.Gallen an jedem einzelnen Gymnasium die Chance, Italienisch als dritte Landessprache und Ausdruck der kulturellen Vielfalt der Schweiz zu erlernen.»

Aber eben: Wenn das die Schüler kaum wollen, nutzt auch die Empörung von Kantonsräten nichts.

Mario Aldrovandi, Linth24