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Wirtschaft
06.01.2024
08.01.2024 08:29 Uhr

Börsen-Schwergewichte erwacht

Christopher Chandiramani: «Im Börsenjahr 2024 könnten sich die Indexschwergewichte wieder erholen. Im Vorjahr hatten diese den Anstieg gebremst.» Bild: Linth24
Die Neujahrswoche startete mit Schwung dank Erholung von Pharma und Nestlé; am Freitag Gewinnmitnahmen wegen Herabstufungen, Zins-Zweifeln und Kriegshandlungen. SMI: 11'186 Zähler.

Die US-Wirtschaft überraschte im Dezember mit 216'000 neuen Jobs ausserhalb der Landwirtschaft. Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 170'000 gerechnet. Die Arbeitslosenquote verharrte im Dezember auf dem Vormonatswert von 3.7 Prozent. Experten hatten einen Anstieg auf 3.8 Prozent erwartet. Solide Arbeitsmarktdaten beeinflussen auch die Geldpolitik und bedeuten auch aufkommende Zweifel an raschen Leitzinssenkungen der Notenbank. Bereits das veröffentlichte Protokoll der Dezember-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der amerikanischen Notenbank Fed hat die Aussicht auf eine Zinssenkung ab März entkräftet.

Die Inflation in Deutschland lässt nur zögernd nach. Das Jahr 2023 war für Konsumenten das zweitteuerste Jahr seit der Wiedervereinigung. Im Dezember zog die Teuerung nochmals an. Im Jahresdurchschnitt legten die Verbraucherpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 5.9 Prozent zu.

Die Türkei als Beispiel eines extremen Ausreissers: Im Kampf gegen die Inflation hat die Zentralbank den Leitzins 2023 von 8.5 auf 42.50 Prozent angehoben – bisher ohne Erfolg. Die Inflation stieg nach einer Währungskrise Ende 2021 sprunghaft an und erreichte im Oktober 2022 Jahres einen 24-Jahres-Höchstwert von 86 Prozent. Im Dezember verharrte die Inflation bei 65 Prozent.

Wegen der guten Schneeverhältnisse ist die Wintersaison 2023/24 in den hiesigen Skigebieten gut angelaufen. So lag die Zahl der Fahrten laut dem Branchenverband Seilbahnen Schweiz bis Ende Dezember um 26 Prozent über Vorjahr (Weihnachtsgeschäft bis +80 Prozent).

Die Investmentbank JP Morgan erwartet 2024 mehr Unternehmensübernahmen in der Schweiz. Die Bank rechnet mit einer deutlichen Zunahme im Vergleich zu 2023. Zudem dürften Schweizer Unternehmen auch devestieren bzw. auf der Verkäuferseite aktiv sein.

Unternehmensnachrichten

Der Basler Pharmakonzern Novartis sichert sich von der US-Firma Voyager die Rechte an Gentherapien. Novartis will mit dem US-Biotechunternehmen Voyager bei der Entwicklung von Therapien für die Huntington-Krankheit (HD) und zur Behandlung von Muskelschwund zusammenarbeiten. Novartis beteiligt sich zudem auch an einem chinesischen Biotechunternehmen für Behandlung von Nierenkrankheiten.

Der Basler Pharmakonzern Roche hat einen Wirkstoff entwickelt, der gegen antibiotikaresistente Bakterien wirkt. Ein neues Antibiotikum bekämpft Superkeime. Es gibt bereits vielversprechende Resultate. Aber noch ist der von Forschenden des Pharmakonzerns Roche in Basel entwickelte Wirkstoff weit weg von der praktischen Anwendung.

Die Matterhorn-Gotthard-Bahn (BVZ) steuert gemäss einer Mitteilung auf ein neues Allzeithoch zu. Das Jahr 2023 dürfte zum Rekordjahr werden: Die Matterhorn Bahn sowie die Gornergrat-Bahn haben so viele Gäste wie nie zuvor befördert. Rekordhohe Gästezahlen werden auch beim gemeinsam mit der Rhätischen Bahn betriebenen Glacier Express erwartet (geschätzter Zuwachs von 6 Prozent).

Die Jungfraubahn-Gruppe knackt wieder Millionen-Marke. Das Jungfraujoch wurde erstmals seit der Pandemie wieder von über einer Mio. Personen besucht. Die Bahn freut sich über Rekorde in mehreren Bereichen. Insgesamt wurden letztes Jahr 1'007'000 Gäste befördert. Das sind 61 Prozent mehr als im noch immer von der Pandemie beeinträchtigten Vorjahr.

Die Aktien der Ostschweizer Online Apotheke DocMorris (früher zur Rose) setzen ihren Höhenflug fort. Bank-Analysten haben die Papiere hochgestuft (Kursziel teilweise 100). Seit dem letzten Herbst hat sich die Aktie bereits verdoppelt.

Aussichten

Die Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen durch die Notenbanken sind in die Ferne gerückt. Die Inflation ist noch zu hoch und der Arbeitsmarkt robust, was auf keine Rezession hindeutet. Das hat Einfluss auf die Geldpolitik. Das Wirtschaftswachstum bleibt jedoch bescheiden, sogar einstellig, vor allem in der Schweiz und Europa. In Kürze folgen die ersten Unternehmensabschlüsse. Die Gewinn- und Dividendenerwartungen sind nicht allzu hoch. Im Börsenjahr 2024 könnten sich die Indexschwergewichte wieder erholen. Im Vorjahr hatten diese den Anstieg gebremst. Verschiedene Investoren fokussieren deshalb wieder auf die internationalen Multis wie Novartis, Roche, Nestlé, UBS und die grossen Schweizer Versicherungen. Die guten Schneeverhältnisse sorgen weiterhin für Rekordergebnisse im Tourismus und bei den Bergbahnen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24