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Wirtschaft
10.02.2024

Börse launisch und schwächelnd

Grosskapitalisierte Werte waren praktisch täglich unter Druck, so Christopher Chandiramani. Auch vermehrte Entlassungen und die Frankenstärke waren eine Bremse. Bild: Linth24
Signale wirtschaftlicher Abschwächung, Rating-Rückstufungen, kein unmittelbaren Zinssenkungen und Abschlüsse unter Erwartungen liessen Aktienkurse abbröckeln. SMI: 11'902 Punkte.

Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz ist im Januar 2024 gestiegen. Die Rate liegt nun bei 2.5 Prozent nach 2.3 im Vormonat Dezember. Darin enthalten sind zum Teil auch saisonale Schwankungen. In einigen Branchen wie beispielsweise beim Bau, Strassenunterhalt, den Gärtnereien, der Schifffahrt usw. sind die Aktivitäten im Winter geringer. Aber trotz des aktuellen Anstiegs liegt die Arbeitslosenquote in der Schweiz immer noch auf einem relativ tiefen Niveau.

Eine KOF-Umfrage (ETH) zeigt eine zunehmende Verschlechterung der Geschäftslage. Für Unternehmen in der Schweiz hat sich die Geschäftslage zu Beginn des neuen Jahres abgeschwächt. Vor allem exportorientierten Firmen bereiten die Währungssituation und das rauer gewordene Marktumfeld im Ausland Probleme.

Die Europäische Zentralbank EZB plant die grösste Änderung seit Ende der D-Mark. Somit soll es bald eine digitale Version der Eurowährung geben. Details sind noch nicht bekannt, aber man möchte den Kryptowährungen Konkurrenz machen und längerfristig das Bargeld abschaffen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist weiter an den internationalen Märkten aktiv. Das zeigt sich an der Entwicklung des US-Aktienportfolios. Dieses stieg im vierten Quartal 2023 auf einen Wert von USD 136.3 Mrd. Die SNB hält Aktien von rund 2'600 US-Unternehmungen, darunter auch ein grösseres Engagement bei Microsoft.

Die russische Wirtschaft hat sich überraschend vom Konjunktureinbruch 2022/2023 erholt. Das BIP stieg um 3.6 Prozent, wie der staatliche Statistikdienst am mitteilte.

Unternehmenszahlen

Für die UBS war 2023 ein Ausnahmejahr. Die Akquisition der CS führte zu einem buchhalterischen Gewinn von knapp USD 30 Milliarden. Der effektive Reingewinn sank jedoch von  USD 7.6 auf 3.9 Mrd. Darin enthalten sind die Integrationskosten der CS. Aktionärinnen und Aktionäre erhalten eine Dividende USD 0.7 pro Namenaktie. Hinzu kommen noch Aktienrückkäufe. Das Sparziel für die kommende Zeit beträgt USD 13 Mrd., auch durch Entlassungen. Die CS soll bis 2025 voll integriert sein. Diese Informationen führten zu Gewinnmitnahmen am Tage der Präsentation.

Die drittgrösste Bank der Schweiz, die Zürcher Kantonalbank ZKB (nicht kotiert), hat im Jahre 2023 einen Gewinn von CHF 1'238 Mio. erwirtschaftet. Davon erhalten der Kanton Zürich und die Gemeinden des Kantons Ausschüttungen von insgesamt CHF 528 Mio. für öffentliche Projekte, Investitionen und Unterhalt von Strassen und Bauwerken.

Der Umsatz der Ems-Chemie-Gruppe reduzierte sich im Jahre 2023 um rund 10 Prozent auf CHF 2.19 Mrd. Um Währungseffekte bereinigt, wären die Verkäufe lediglich um 4.6 Prozent gesunken. Der Reingewinn beträgt CHF 461 Mio., die Dividende sinkt auf 16 Franken pro Aktie. Das Umfeld ist schwierig, vor allem beim Fahrzeugbau.

Der Pharmakonzern Roche baut Stellen ab. Auch die Schweiz ist davon betroffen. Insgesamt sind von den Abbaumassnahmen etwa 340 Stellen im Bereich «Produkteentwicklung» betroffen. Vom Abbau sind auch Mitarbeitende in Basel betroffen. Roche-Papiere sind in der letzten Zeit stärker gefallen als der Index. Das hängt auch zusammen mit dem Ende der Corona-Pandemie.

Der Telekommunikationskonzern Swisscom meldet für das Jahr 2023 Stagnation. Der Umsatz lag mit einem Plus von 0.2 Prozent auf CHF 11.1 Mrd. praktisch auf Vorjahresniveau. Das operative Ergebnis auf Stufe Ebitda wuchs um 4.9 Prozent auf CHF 4.6 Mrd. Fr., der Reingewinn 6.7 Prozent auf CHF 1.7 Mrd. In der Schweiz erwirtschaftete das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang, in Italien einen positiven Geschäftsverlauf. Auch für 2024 geht Swisscom von einem stabilen Geschäft aus. Die Dividende bleibt unverändert bei CHF 22 Fr. je Aktie.

Aussichten

Die EZB senkt mit ihren Aussagen die Erwartungen auf Zinssenkungen. Eine Lockerung der Geldpolitik kommt voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2024. Das würde eine sanfte Landung der Wirtschaft ermöglichen. Aber die Inflation ist in den Augen der Notenbanken noch zu hoch, und der Arbeitsmarkt präsentiert sich auch noch zu stark. Deutschland steckt bereits in der Rezession. Bauernproteste und Streiks setzen hier die Regierung unter Druck. Überraschungen bei den Unternehmensabschlüssen führen besonders bei Nebenwerten zu Kursexplosionen, umgekehrt teilweise zu markanten Verlusten. Kreditgeberbanken haben 2023 speziell gut gearbeitet, sie konnten von einer höheren Zinsmarge bei Hypotheken profitiert. Hotels, Bergbahnen, Fluggesellschaften und Flughäfen sind ebenfalls Gewinner der gestiegenen Reiselust.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24