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Wirtschaft
14.02.2024
14.02.2024 10:50 Uhr

Anschlusslösungen für Mitarbeiter der Cilander gesucht

Die Schliessung der AG Cilander scheint unabwendbar. Aktuell arbeitet man unter anderem an einem Sozialplan für die Mitarbeiter. Bild: zVg
Vor rund zwei Wochen gab die AG Cilander die potenzielle Schliessung bekannt und leitete das Konsultationsverfahren ein. In Herisau sind 160 Arbeitnehmer/innen davon betroffen. Welches Ziel verfolgt die Textilfirma nun im Verfahren, wie ist der aktuelle Stand in der Erarbeitung eines Sozialplans und welche Rollen übernehmen die Stiftung Steinegg und die Gemeinde Herisau?

Die Nachricht am Morgen des 25. Januar 2024 traf die Mitarbeitenden hart: Das Traditionsunternehmen Cilander in Herisau muss voraussichtlich im August seine Tore für immer schliessen. Von der Massenentlassung betroffen sind in Herisau 160 sowie in Flawil und Lützelfluh je zwei Dutzend weitere Beschäftigte. Bis vor wenigen Wochen habe man versucht, die Weiterführung des Betriebs in einer allenfalls reduzierten oder umstrukturierten Form erhalten zu können: „Wir haben so ziemlich alle Optionen probiert und durchdacht, die uns in den Sinn gekommen sind – eine solch schwerwiegende Entscheidung würden wir sonst nicht treffen“, sagt CEO Burghard Schneider.

Nichts unversucht gelassen
Eingeleitete Massnahmen seien unter anderem der Aufbau von neuen Produkten, diverse Umstrukturierungen und Kurzarbeit als Überbrückungslösung für auftragsschwache Monate gewesen. Auch Fusionen und die Firmenübernahme seien geprüft worden. Das Interesse in den Textilindustriemarkt sei jedoch zu gering, die Auftragslage kritisch. Die Kombination der Umstände aus drastisch reduzierten Auftragsbeständen und den signifikant höheren Kosten bedeute, dass der Betrieb nicht weiter rentabel geführt werden könne. „Der schmerzliche Entscheid der rechtzeitigen Schliessung des Betriebs ist leider der einzig gangbare Weg“, erklärt Schneider. Diese ermögliche jedoch nun einen kontrollierten Marktrückzug sowie gegenüber Mitarbeitenden, Lieferanten und Kunden einen möglichst geordneten Abschluss.

Sozialplan und Eingliederung
Entsprechend Artikel 335f. des Schweizer Obligationenrechts hat die AG Cilander nach der Mitarbeiterinformation das Konsultationsverfahren eröffnet. Damit erhält auch die Arbeitnehmerschaft die Gelegenheit mögliche Vorschläge zu unterbreiten, wie die in Aussicht gestellten Kündigungen vermieden oder ihre Folgen gemildert werden können. Teil des Prozesses sei nun unter anderem die Entwicklung eines Sozialplans. „Auch die Weiterführung von Teilbereichen unter einem neuen Eigentümer ist eine von mehreren Möglichkeiten, die zur Diskussion stehen.“ In diesem Rahmen könnten auch Mitarbeiter übernommen werden. Zudem stehe man in engem Kontakt mit Firmen aus der Region, um Mitarbeiter und insbesondere die Lernenden an neue Arbeitgeber zu vermitteln, sagt Schneider.

Stiftung unterstützt Sozialplan
Unterstützung erfährt die Cilander von vielen Seiten. „Unsere Partner und umliegende Firmen zeigen sich offen für Gespräche bezüglich des Auffangens der Mitarbeiter. Wir hoffen natürlich, dass sich daraus etwas ergeben kann.“ Auch die gemeinnützige Herisauer Stiftung Steinegg als Mehrheitsaktionärin unterstützt die Cilander weiterhin - insbesondere bei der Entwicklung des Sozialplans. „Die Steinegg Stiftung unterstützt den Prozess und die spätere Umsetzung des Plans finanziell und befindet sich im Austausch mit den Verantwortlichen“, sagt Paul Zähner, Präsident der Steinegg AG.

Sozialplan diese Woche final
Für die explizite Ausarbeitung des Sozialplans wurde eine Task-Force aus den Mitgliedern des Verwaltungsrates, der Geschäftsleitung, der Personalkommission (PeKo) der AG Cilander sowie einer externen Spezialistin zusammengestellt. „Der Inhalt des Sozialplans, die Organisation und die Leistungen stehen im Grossen und Ganzen“, verrät Zähner. „Er befindet sich aktuell in der Prüfung bei den verschiedenen involvierten Parteien. Ziel ist es, die Ausarbeitung diese Woche abzuschliessen.“

Faire Lösungen für alle
Jahrzehntelang habe die Stiftung Steinegg die AG Cilander finanziell unterstützt, um Arbeitsplätze zu erhalten. An diesem Punkt seien jedoch auch der Stiftung die Hände gebunden, denn die Rentabilität der AG Cilander können nicht mehr hergestellt werden: „Weitere Investitionen zum Beispiel in eine Neuausrichtung würden die gemeinnützige Fördertätigkeit der Stiftung sowie ihr regionalwirtschaftliches Engagement gefährden.“ Nun geht es also um Schadensbegrenzung: „Für alle Betroffenen müssen faire und tragbare Lösungen gefunden und Härtefälle möglichst vermieden werden“, sagt Stiftungsratspräsident Stefan Sonderegger. Der entworfene Sozialplan könnte hier die Lösung sein.

Cilander war verlässlicher Partner
Auch die Gemeinde bedauert die Schliessung sehr: „Vor allem macht mich betroffen, was es für die 160 Mitarbeitenden in Herisau bedeutet“, sagt Gemeindepräsident Max Eugster. In welcher Form der Erhalt der Arbeitsplätze vielleicht sogar in Herisau möglich sein wird, werde sich im Konsultationsprozess herausstellen. Die AG Cilander sei aber nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber für Herisau, sondern auch immer ein verlässlicher Partner der Gemeinde zum Beispiel in Projekten zur Abwasserbehandlung gewesen.

Gemeinde unterstützt Wiedereingliederung
Die Gemeinde und auch der Kanton stünden im Kontakt mit der Firmenleitung, seien aber am Lösungsprozess nicht beteiligt. Als Privatwirtschaftliches Unternehmen ist die finanzielle Unterstützung zum Betriebserhalt seitens der Gemeinde ausgeschlossen. „Soweit Bedarf besteht, unterstützen wir den Wiedereingliederungsprozess von Mitarbeitenden aber mit unseren Netzwerken und stehen für weitere Gespräche zur Verfügung.“ Die AG Cilander habe diese Zusicherung seitens der Gemeinde sehr begrüsst.

Konsultationsverfahren läuft noch
Das Konsultationsverfahren ist momentan noch in vollem Gange. Nach der Durchführung und der definitiven Entscheidungsfindung erfolgt die offizielle Meldung des Unternehmens beim Arbeitsamt. Danach erst kann das Unternehmen die Kündigung an die Mitarbeiter aussprechen. Dies könnte bereits zum Sommer hin der Fall sein. 

... Fortsetzung folgt.

Vanessa Vogt