Zootheater sensibilisiert für Klimathemen

Das grosse Zootheater im Walter Zoo ist voll besetzt: Auf den ersten Baumstamm- und Bänklireihen rund um die Manege sitzen erwartungsvoll die kleinen Gäste, auf der hinteren Tribüne warten die Erwachsenen. Der Duft von Popcorn liegt in der Luft. In der Menge erkennt man auch ein paar bekannte Gesichter: Neben zahlreichen Parlamentariern von Gossau und dem Stadtrat haben sich auch Mitglieder der Kantonsregierung und des Kantonsrates zur Premiere des Theaterstücks „Die Zaubermaus“ eingefunden.
Dreissigstes Theaterstück
Vor dem Showstart tritt Jeannine Gleichmann-Federer auf die Bühne: „Ich heisse euch alle herzlich willkommen zur 30. Produktion des Zootheaters. Liebe Mami“, richtet sie das Wort an Gabi Federer, die zusammen mit ihrer Tochter Regie führt und die Geschichten des Theaters schreibt. „Das zeigt uns beiden vor allem, auch wir werden älter.“ Die Lacher hat sie damit bereits auf ihrer Seite. Dass es im Zootheater aber nicht mehr nur um Spiel und Spass, sondern auch um Bildung geht, wird an diesem Abend verstärkt deutlich.
Bildungsauftrag im Vordergrund
„Uns ist es wichtig, mit jedem Zootheater eine bestimmte Botschaft zu übermitteln“, sagt Gleichmann-Federer. Seit fünf Jahren schon steht nicht nur das Entertainment, sondern auch die besondere Message im Vordergrund. „Im Sinne des Bildungsauftrages des Zoos und unseres Slogans ‚Faszinieren, bilden, schützen.‘ wollen wir Kinder spielerisch für Themen sensibilisieren, die die Umwelt, das Leben der Tiere, Pflanzen und Menschen gleichermassen belasten“, erklärt sie. Im Stück kämpfen drei auf einem Bauernhof lebende Mäuse mit der klimabedingten Trockenheit: Sie können ihre Beete nicht mehr ausreichend bewässern. Das Gemüse vertrocknet, die Mäuse bleiben hungrig. Die Zaubermaus kann am Ende mit einem Regenzauber Abhilfe schaffen.
Happy end im Stück – aber für die Welt?
„Für die Kinder kreieren wir natürlich ein happy end: Das ist pädagogisch wichtig“, erklärt Gleichmann-Federer. „Ganz so einfach wie im Zootheater ist die Lösung in der Realität natürlich nicht.“ Am Premierenabend galt die Sensibilisierung deshalb vor allem auch den Erwachsenen: Elia Heule, Leiter Umweltbildung im Walter Zoo, hielt im Anschluss an das Stück einen knapp zehnminütigen Vortrag zum Thema Klimawandel und damit zusammenhängende Auswirkungen. „Wir alle können und müssen etwas tun“, appelliert Heule. „Die Energiewende ist möglich – dafür braucht es keine Zaubermaus, kein Wunder. Es braucht vor allem Geld – rund 62 Millionen Dollar – und unser aller Einsatz im Kleinen jeden Tag.“
Spontaner Themenwechsel
Der Klimawandel und die damit verbundene, ausgeprägtere Trockenheit seien naheliegende Themen gewesen, sagt Gleichmann-Federer zur Themenbezogenheit. „Allerdings hatten wir ursprünglich eine andere Geschichte geplant und später noch Mal umdisponiert.“ Die andere Storyline sei jedoch nicht gelöscht, sondern würde zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen: „Wir haben so viele Ideen, dass wir immer aus einem grossen Portfolio schöpfen können – wir wählen das Thema aus, was gerade am aktuellsten ist oder am besten passt.“ Das müssen auch nicht immer kritische Themen sein: „Bei Igel Pix haben wir das Zootheater zum Beispiel zur Eröffnung der Igelstation geschrieben.“
Darsteller haben mehrere Rollen
Traditionell beginnt die Saison für das Zootheater Mitte März – dann, wenn das Tingel-Tangel Varieté vorbei und wieder Kapazität für die Proben sind. Geprobt wird seit 1. März: „Wir kamen dann alle für 16 intensive Probetage zusammen. Mit dem ersten Tag erfolgt auch die Rollenvergabe“, erklärt Gleichmann-Federer. Das Ensemble besteht aus insgesamt fünf Darstellern. „Da wir so ein kleines Team sind und immer einer frei hat, muss jeder Schauspieler alle Rollen besetzten können. Das ist noch etwas besonders.“ Da im Stück selbst aber kaum gesprochen wird, falle der Wechsel relativ leicht.
Artistenkunst variiert
Die darstellende Leistung wird in jeder Rolle mit einem persönlichen Artistenstück ergänzt: So erwarten die Zuschauer u. a. eine Diabolo-Lichtshow, gekonnte Leiterakrobatik oder ein riskanter Balanceakt. „Je nachdem wer dann die Rolle spielt, sieht die Showeinlage etwas anders aus oder wird anders umgesetzt“, erklärt Gleichmann-Federer. Besucht man das Theater also öfters, kann man durchaus noch neues entdecken.
Neue Vertikalartistin
Neu im Ensemble ist nur ein Mitglied: Yvonne Geiger. Als Vertikalseilartistin arbeitet sie im Zirkusbusiness. „Ich wollte aber schon immer Mal im Zootheater spielen“, sagt Geiger. Da ihre Grosseltern in Gossau wohnen, kennt sie die vergangenen Aufführungen sehr gut. „Mich haben die Stücke immer begeistert – ich habe grosse Freude daran, jetzt dabei sein zu dürfen.“ An der Premiere selbst sass Geiger in den Zuschauerrängen: „Da immer einer von uns frei hat, durfte ich zuschauen.“ Ihre Artistenkollegen sind schon länger dabei: Am längsten Martin Wildi, der bereits seit 25 Jahren im Walter Zoo aktiv ist. An der Premiere spielte er die Zaubermaus. Die drei weiteren Mauskollegen sind Azmat Mambetov, Adrien Mirle und Lisa Theissl. Steht einer der vier gerade nicht auf der Bühne, bedient er die Technik: „Wie im Varieté muss auch im Zootheater jeder alles können“, erklärt Gleichmann-Federer. Lediglich der Bedienservice fällt beim Zootheater weg.
Besonderer Dank an ehrenamtliche Helfer
Gemeinsam mit dem Varieté hat das Theater auch die liebevoll gestaltete Kulisse. Im Stück der Zaubermaus werden zwei Sujets eingesetzt, die in einer gekonnten Ablenkung fast unbemerkt ausgewechselt werden: So findet sich der Besucher plötzlich nicht mehr auf dem Mäusebauernhof, sondern im Zauberwald, dem zu Hause der Zaubermaus, wieder. Die Arbeiten an den Kulissen und Kostümen begannen bereits im November 2023. „Ganz besonderer Dank gilt dabei unserem ehrenamtlichen Helferteam“, sagt Gleichmann-Federer. Die neun Ehrenamtlichen wurden bei der Premiere besonders hervorgehoben und bekamen als Dankeschön auf der Bühne ein Präsent überreicht. Den Ausklang der Premiere feierten alle gemeinsam im Foyer des Zootheaters bei einem Apéro und einem vegetarischen Chili sin Carne – ganz im Sinne des Themas Klimawandel, die Co2-ärmere Alternative zur Fleischvariante.
Zootheater "Die Zaubermaus"
Montag - Sonntag: täglich um 11 Uhr und um 15 Uhr (bis 20. Oktober 2024)
Ort: Zootheater im Walter Zoo, Gossau
Im Eintritt zum Zoo inbegriffen










