Das Amadeus an der Kasernenstrasse ist eine bekannte, seit 1991 unter dem Namen bestehende Adresse in Herisau: Nicht nur die heimischen Vereine und das Militär gehen dort als Gäste ein und aus. „Wir sind ein Treffpunkt für Jung und Alt, für Arbeiter, Geschäftsleute, Gemeinderäte – vom Ländler bis zum Rocker. Bei uns fühlt sich jeder wohl und ist willkommen“, sagt Inhaber Stefan Kull. Im zwölften Jahr betreibt der 42-jährige Herisauer nun die Kultkneipe. Aber bald ist Schluss: Früher als erwartet muss Kull den Laden dicht machen.
Verfrühter Abschied
Im Dezember sei der Zehnjahresvertrag mit den Besitzern des Hauses ausgelaufen. Danach habe man sich mündlich auf eine Verlängerung geeinigt. „Es hiess, ich könne so lang bleiben, wie das Militär als Mieter mit der Berufsunteroffizierschule der Armee BUSA noch drin ist.“ Da der Baustart des BUSA-Neubaus wegen Teuerung um ein Jahr von Frühjahr 2024 auf 2025 verschoben wurde, rechnete Krull mit mindestens zwei weiteren Jahren am Standort. Bevor es zum Vertrag kam, machten die Eigentümer jedoch einen Rückzieher: „Man sagte mir, die Planung seie weiter und ich müsse sofort raus.“ Wie genau die Planung der Eigentümer aussieht, ist ihm jedoch nicht vollends bekannt.
Weiternutzung noch offen
„Die Eigentümer wollen etwas Neues machen“, erklärt Kull. Sehr wahrscheinlich sollen im oberen Teil des Hauses Wohnungen entstehen. In der Bar würde alles abgerissen. „Was mit den Räumlichkeiten passiert, weiss ich nicht. Aber es wird keine Gastro mehr reinkommen.“ Zumindest habe man diese Information dem letzten Gespräch mit den Eigentümern des Hauses entnehmen können. Kull könnte sich vorstellen, dass vorübergehend allenfalls ein Geschäft als Zwischenpächter reinkommen könnte. „Auf keinen Fall mehr etwas, dass Lärm macht und inskünftig Mieter stören könnte, denke ich.“
Schliessung tut weh
Der Abschied vom Amadeus ist für Kull emotional: „All die coolen Parties und Veranstaltungen, die wir erlebt haben. All die gemeinsamen Erinnerungen – es macht mich schon traurig, dass es das in der Form nicht mehr geben wird.“ Zwölf Jahre – mit Höhen und Tiefen, insbesondere auch während Corona – seien eine intensive, aber gleichwohl bereichernde Zeit gewesen. Auch für Herisau sei die Schliessung ein Verlust: „Das Amadeus hat einen hohen Stellenwert, insbesondere auch bei den Vereinen“, so Kull. Unzählige Spezialevents habe man dort durchgeführt: „Wir hatten Kapazität für rund 300 Leute. Bei den Anlässen war oft die Hütte voll.“ Man fühle sich mit den Gästen als Familie.
Emotionale Momente
Besondere Momente seien immer wieder die public viewings gewesen, insbesondere als die Nati in der WM bis ins Achtelfinale kam: „Ganz Herisau war an dem Tag rot und weiss, es hat mir Gänsehaut gegeben, alle so zusammenstehen zu sehen – auch bei uns im Amadeus.“ Auch als der FC St.Gallen im Cupfinal war, sei das ein Gänsehautmoment gewesen. Musikalisch wird ihm der Besuch von Bligg in Erinnerung bleiben: Als beste Stammtisch-Bar beim Blick-Voting gewählt, kam der Sänger 2018 für ein Meet & Greet ins Amadeus. Das war nicht nur fürs Team, sondern auch für die Gäste ein aufregender Tag: „Wir sind aus allen Nähten geplatzt“, erinnert sich Kull. „Nur ein persönliches Highlight zu nennen, ist sehr schwierig. Es gab einfach so vieles zu feiern - so viele Glücksmomente, die in Erinnerung bleiben werden.“
Marry‘s wird zu Amadeus
Sofort klar war, dass das Amadeus nicht für immer schliessen wird: Schon im Dezember eröffnete Kull das Marry’s an der Bahnhofstrasse. Beide Bars wären bis zur geplanten Schliessung des Amadeus mit dem Umzug des Militärs in den Neubau parallel gelaufen. Mit Parallelbetrieb kennt sich Kull nämlich bestens aus: Bis 2014 gehörte ihm zeitgleich zum Amadeus auch die George-Bar. Diese brannte jedoch ab und übrig blieb der Barbetrieb an der Kasernenstrasse. Genauso plötzlich wie damals, muss Kull auch dieses Jahr wieder auf einen Betrieb umstellen: Ab Mai eröffnet das Amadeus an der Bahnhofstrasse – der Name Marry’s wird nicht weiterverwendet.
Kapazität kleiner – weniger Einnahmen
Der markanteste Unterschied in den neuen Räumlichkeiten sei die Grösse. „Wir haben nur 1/3 der Kapazität vom alten Standort“, so Kull. Dies habe zum Nachteil, dass man keine grösseren Veranstaltungen mehr durchführen könne. „Ich werde Live-Gigs und andere Grossevents wirklich vermissen.“ Auch wenn man die Terrasse im Sommer bestuhlen könne, könne man im besten Fall nur noch 100 Leute unterkriegen. „Das wird eine Umstellung – und logischerweise geht das auch von den Einnahmen ab.“ Das tolle an den Veranstaltungen im Amadeus sei nämlich gewesen, dass Kull diese meistens habe gratis anbieten können. „Mein Anreiz wäre dies auch weiterhin zu tun – wenn ich erst Eintritt nehmen muss, ist es nicht dasselbe.“
Amadeus-Familie soll bleiben
Kull hofft, dass mit der endgültigen Schliessung des Amadeus dennoch die Gäste nachfolgen: „Aktuell haben wir im Marry‘s eher älteres Publikum.“ Sobald die andere Bar geschlossen sei, wollen Kull und sein Team aber auch wieder die beliebten Mottoabende wie Bingo oder spezielle Musikevents veranstalten. Das Team vom Amadeus wird vollständig mitgezügelt: Es hat keine Entlassungen oder Kündigungen gegeben. „So bleibt unsere Familie intern schon Mal die alte – fehlt nur noch der grosse Rest der Amadeus-Familie“, sagt Kull.
Gäste gehen „nach Hause“ ins Ama
Gemeint sind seine Gäste: „Über das Amadeus sagen viele: Ich geh nach Hause oder in die Stube. Damit meinen sie unsere Bar – das möchte ich auch an der Bahnhofstrasse wieder erreichen“, sagt Kull. Wie schon im alten Amadeus wird es ab 1. Mai auch dort einen bedienten Raucherraum geben. Das Angebot an Speisen und Getränken wird ebenfalls gleichbleiben. Einige „Schätze“ vom Inventar des Amadeus werden nach dem Closing-Wochenende ebenfalls an der Bahnhofstrasse wieder aufgebaut.
Adieu mit Knall
Damit der Abschied von den alten Räumlichkeiten gebührend begangen wird, reserviert die Amadeus-Crew gleich zwei Partyabende: Am Freitag 26. und Samstag, 27. April können alle Partyfans ausgelassen feiern: Ab 16 Uhr stehen am Freitag die Türen offen – bis open end. Freitags wird Andi Mac Wild mit Irish Rock-Klängen den Abend einleiten. Zur späteren Stunden folgt DJ Sparkling Sam mit party & house beats.
Schlagersängerin Nancy Franck am Samstag zu Gast
Am Samstag folgt resident DJ Mäsi – er ist bekannt vom Diskolable Halligalli und Siebenschläferparties. Auch für ihn ist es ein besonderer Abend: Nach 30 Jahren beendet er in diesem Jahr seine DJ-Karriere. Als Highlight hat Kull keine Kosten gescheut und die Mallorca-Schlagersängerin Nancy Franck („Schnelle Brille“) einfliegen lassen. „Wir wollen für alle noch ein letztes Mal etwas bieten - und es wie immer, aber nochmal ordentlich krachen lassen“, sagt Kull.