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Wirtschaft
20.04.2024

Nahostkrieg belastet die Börsen

Bild: Px/Linth24
Der Angriff Irans gegen Israel wirkte wie ein Schock. Zwar blieb uns ein «schwarzer Montag» an der Börse erspart. Aber die Flucht aus den Aktien beschleunigte sich dennoch.

Die Flucht ins Gold, in den Schweizerfranken und andere sichere Werte beschleunigte sich diese Woche. Die Ölpreise stiegen wieder gegen USD 90 pro Fass. Dennoch schloss der SMI am Freitagabend versöhnlich bei 11‘296 Punkten.

Krieg belastet

Im Nahen Osten herrscht Krieg. Nach den Problemen zwischen Hamas und Israel im letzten Herbst ist nun auch der Iran in den Konflikt eingetreten. Am letzten Wochenende starteten die Iraner einen Drohnenangriff auf Israel. Die Abwehr funktionierte. Es gab nur wenige Schäden. Aber am Freitagmorgen hat offenbar Israel einen neuen begrenzten Angriff auf Iran lanciert. Vieles bleibt unklar. Sowohl Iran als auch Israel scheinen sich um Deeskalation zu bemühen. Aber die Welt befürchtet eine Ausweitung des Konflikts.

Verschiedene Zinszyklen – in der Eurozone rückt die Zinswende nach den neuesten Inflationsdaten in greifbare Nähe. Marktbeobachter sehen es im Juni. In Übersee sieht es dagegen anders aus. Dort werden erste Zinssenkungen erst später gegen Jahresende oder 2025 erwartet. Inflation und US-Arbeitsmarkt werden als Gründe genannt.

Die Schweizer Exportwirtschaft hat im März weniger Waren ins Ausland abgesetzt. Auch für das gesamte erste Quartal 2024 steht ein Rückgang zu Buche. Insgesamt beliefen sich die Exporte im März auf CHF 21.06 Mrd. Damit sanken die Ausfuhren zum Vormonat um 0.6 Prozent. Real –um Preisveränderungen bereinigt – resultierte ein Minus von 1.7 Prozent. Die Uhrenexporte sanken im März im Vergleich zum Vorjahr sogar um 16.1 Prozent auf CHF 2.00 Mrd.

 Wohneigentum in der Schweiz bleibt anhaltend teuer. Aufgrund der Bevölkerungszunahme steigt auch die Nachfrage nach Wohnraum weiter. In den USA sind die Hypothekarzinsen wieder gestiegen, bei uns bleiben sie konstant. Der Richtwert beträgt etwa 2 Prozent. Festhypotheken sind wieder beliebter als Geldmarktkredite (Saron).

Im Parlament gibt es Diskussionen zur Kompensation der Mehrausgaben für die 13. AHV-Rente. Zur Sprache kamen neue Steuern auf Finanztransaktionen und Erbschaften.

Unternehmensnachrichten

Swisscom siegt vor Bundesgericht, dieses hat die Strafe der Wettbewerbskommission aus dem Jahr 2015 aufgehoben, welche den Konzern zu einer Strafe von CHF 7.9 Mio. verpflichtet hatte. Das Strafurteil war wegen angeblichen Missbrauchs der Marktposition im Rahmen einer Ausschreibung der Post aus dem Jahr 2008 verhängt worden. Swisscom hatte den Zuschlag für die Breitbandvernetzung der Poststandorte erhalten, was Sunrise später angefochten hatte.

Der Industriekonzern ABB weist für das 1. Quartal 2024einen unveränderten Umsatz von USD 7.8 Mrd. aus. Der Ebita nahm 11 Prozent auf USD 1.4 Mrd. zu, während der Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten 14 Prozent auf 0.9 Mrd. zurückging. Der Auftragseingang schwächte sich ebenfalls ab. Für das Gesamtjahr rechnet ABB mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von etwas plus 5 Prozent.

Der Quartalsumsatz Q1/2004 des Fahrtreppen- und Aufzugsspezialisten Schindler ist um 4.4 Prozent auf CHF 2673 Mio. gesunken. Der Ebit stieg hingegen um 9.6 Prozent auf CHF 298 Mio. der Gewinn um 9.4Prozent auf CHF 232 Mio. Für das Gesamtjahr erwartet Schindler ein einstelliges Umsatzwachstum und eine Betriebsgewinn-Marge von etwa 11 Prozent.

Der Bauchemiekonzern Sika ist dank der Übernahme von MBCC (früheres Bauchemie von BASF) vergangenen Mai mit einem Umsatzplus ins 2024 gestartet. Der Umsatz stieg von Januar bis März um 13.8 Prozent auf CHF 2.65 Mrd. Für das Gesamtjahr erwartet Sika eine Umsatzsteigerung um 6-9 Prozent sowie eine noch höhere Steigerung der Gewinnzahlen.

Der Pharmakonzern Roche hat für sein Lungenkrebsmittel Alecensa in den USA die Zulassung erhalten. Die US-Gesundheitsbehörde hat ihre Entscheidung auf Basis der Daten aus der Phase-III-Studie getroffen.

Der Bestelleingang bei Sulzer wuchs im ersten Quartal währungsbereinigt um 4 Prozent, vor allem auf Basis der Bereiche Services und Chemtech.

Die Aktionäre der Luzerner Kantonalbank haben an der Generalversammlung vom Montag sämtliche Anträge des Verwaltungsrats angenommen. Unter anderem genehmigten sie die Dividende von CHF 2.50 pro Namenaktie.

Aussichten

Die Märkte sind momentan stark verunsichert. Ein alter Börsenspruch heisst «Sell in May and go away». Gemeint ist, dass erfahrungsgemäss nach der Berichts- und Dividendensaison die Aktienkurse korrigieren. Dieses Jahr kamen die Gewinnmitnahmen früher aufgrund der geopolitischen Verwerfungen und Befürchtungen einer Konfliktausweitung im Nahen Osten. Auch der Ukrainekrieg hält an. Die Kursgewinne von rund 5 Prozent an der Schweizer Börse seit Jahresbeginn sind teilweise wieder weggeschmolzen.

Damit ist aber noch nicht alles verloren. Mögliches Kurspotenzial nach oben könnte wieder aufleben, wenn die Notenbanken im Juni die Leitzinsen senken. Die EZB hat entsprechende Andeutungen gemacht, und die Schweizer SNB könnte nachziehen. Ein schwächerer CHF wäre für den Export und den Tourismus wünschenswert. Die USA hält andererseits an hohen Zinsen fest. Die Inflation ist noch zu hoch und der Arbeitsmarkt aussergewöhnlich dynamisch. Zinsunterschiede bedeuten somit auch Währungsunterschiede, bzw. einen starken US-Dollar.

Christopher Chandiramani, Börsen- und Wirtschaftsanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24