Wille wurde einstimmig gewählt. Sowohl von dem Verwaltungsrat als auch von den 41 SRG-Delegierten, welche die Wahl bestätigen mussten. Dies erklärte der SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina an der Medienkonferenz am Hauptsitz des SRF-Mutterhauses in Bern.
Im Zeichen der Halbierungsinitiative
Die Wahl stand im Zeichen der Halbierungsinitiative, über die das Stimmvolk voraussichtlich 2026 abstimmt. Da der heutige Direktor Gilles Marchand zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt sein wird, hat der SRG-Verwaltungsrat beschlossen, die Wahl vorzuziehen und ihren seit 2017 amtierenden Chef in den Vorruhestand zu schicken.
Bewerbung und nicht Berufung
SRG-Verwaltungsratspräsidentin Jean-Michel Cina betonte an der heutigen Medienkonferenz, dass die Wahl von Susanne Wille keine Berufung, sondern eine Bewerbung auf eine öffentliche Ausschreibung war. Bereits im März habe es eine Longliste mit Kandidatinnen und Kandidaten gegeben, mit denen Erstgespräche geführt wurden. Nach der Erstellung einer Shortlist und Zweitgesprächen wurden Assessments durchgeführt.
Stehenbleiben keine Option
Sie habe sich trotz langjähriger Tätigkeit fürs SRF einen frischen Blick bewahrt, erklärte Susanne Wille in einer ersten Stellungnahme als neue SRG-Chefin. Sie werde für eine SRG einstehen, die nah bei den Leuten sei, die zuhört, mit der man sich identifizieren können, die Bewährtes bewahrt, aber auch bereit sei, sich zu verändern. Stehenbleiben sei keine Option, sagte Susanne Wille auf der Medienkonferenz.
Die journalistische Unabhängigkeit bleibe aber ein hohes Gut – gerade angesichts von Fake News. Dahinter stehe sie «mit Herz und Verstand», erklärte Wille an der Medienkonferenz.
Die privaten Medienhäuser sollen durch die SRG nicht konkurrenziert werden, es gebe ein Miteinander, betonte Wille. Auf Nachfragen zu Albert Röstis jüngster Kritik, dass das SRF keine tägliche Zeitung veröffenlichen solle, ging Wille nicht weiter ein. Es sei noch zu früh, um dazu Position zu beziehen – auch aus Rücksicht auf den noch amtierenden SRG-Chef Gilles Marchand.
Andere Kandidaten nahmen sich selber aus dem Rennen
Andere Kandidatinnen und Kandidaten hatten vorzeitig ihren Verzicht erklärt. Nathalie Wappler (56), die stellvertretende SRG-Generaldirektorin, teilte ihren Mitarbeitenden in einer internen E-Mail Mitte Mai mit, dass sie SRF-Chefin bleiben wolle. Auch Ringier-Medien-Schweiz-Chefin Ladina Heimgartner (44) und CH-Media-Chefredaktor Patrick Müller (49) nahmen sich aus dem Rennen.
Zuletzt wurde spekuliert, ob SRG-Geschäftsleitungsmitglied Bakel Walden (48) ein Anwärter auf den den Posten der Generaldirektion sei, allerdings hat die SRG zwei Tage vor der Wahl gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bestätigt, dass dies nicht der Fall sei.