Die Europäische Zentralbank (EZB) vollzieht die Zinswende und reduziert erstmals seit 2019 die Leitzinsen. Die erste Lockerung der geldpolitischen Zügel bedeutet eine Leitzinsreduktion um 0.25 Prozentpunkte. Damit liegt der Zins, zu dem sich Banken Geld bei der Notenbank besorgen, neu bei 4.25 Prozent. Den Einlagenzins der Geldinstitute reduziert die EZB auf 3.75 Prozent. Beim Entscheid geholfen haben die fallende Teuerung und ein langsamer Konjunkturmotor in Europa, vor allem in Deutschland.
Die Schweizer Teuerung im Mai 2024 liegt bei 1.4 Prozent. Während Inlandgüter um 2.0 Prozent teurer wurden, kosteten die Importgüter im Durchschnitt 0.6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Jahresteuerung in der Schweiz ist unverändert geblieben. Inflationszahlen im Zielband lassen der Nationalbank SNB ebenfalls Spielraum für eine weitere zukünftige Lockerung der Geldpolitik. Definitiv entschieden wird offenbar am 20. Juni.
Die Arbeitslosenquote in den USA steigt auf 4.0 Prozent, der höchste Stand seit Anfang 2022, wie am Freitag publiziert.
Sammelklage in den USA gegen die Schweiz infolge der Übernahme der CS durch die UBS: Amerikanische Fonds und Pensionskassen gehen vor Gericht, weil ihre nachrangigen AT-1-Anleihen wertlos geworden sind. Die Obligationen im vorherigen Wert von rund USD 17 Milliarden wurden am 19. März 2023 auf einen Schlag wertlos. Für eine Gruppe von acht Gläubigern fordert die US-Anwaltskanzlei Quinn Emanuel von der Schweiz jetzt eine Entschädigung von rund USD 86 Millionen. Offen ist, ob das US-Gericht eine Klage gegen einen souveränen Staat wie die Schweiz zulässt. Vor Bundesverwaltungsgericht ist ebenfalls ein ähnliches Verfahren hängig.
Unternehmensnachrichten.
Die deutsche FTI-Touristik ist pleite und stellt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Europas drittgrösstem Reisekonzern geht das Geld aus, ärgerlich für die Kunden. Helfen könnte ihnen in solchen Fällen der Reisesicherungsfonds. Seit letztem Dienstag werden wohl keine Reisen mehr durchgeführt. Für bereits bestehende Buchungen und Stornierungen soll aber Geld zurückerstattet werden.
Das Krebsmittel Scemblix von Novartis hat in einer Phase-III-Studie bei Patienten mit neu diagnostizierter Leukämie besser abgeschnitten als die bisherigen Standardtherapien. Das Novartis-Mittel, das in einigen Ländern bereits gegen andere Formen von Blutkrebs zugelassen ist, war auch gut verträglich (kaum Nebenwirkungen).
Die Ratingagentur Standard & Poor’s erhöht den Ausblick für UBS Group von «negativ» auf «stabil». Der mittlerweile vollzogene Zusammenschluss von UBS AG und Credit Suisse AG sei ein Meilenstein bei der Integration der beiden Banken.
Der Hersteller von Kolbenkompressoren Burckhardt Compression hat im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende März) vom hohen Auftragsbestand profitiert. Der Umsatz stieg um 18.4 Prozent auf CHF 982 Mio. Der Betriebsgewinn (Ebit) nahm um 27.8 Prozent auf 121.4 Mio. zu, der Reingewinn um 28.7 Prozent auf CHF 90.1 Mio. Die Dividende wird von CHF 12 auf 15.50 erhöht. Im laufenden Jahr peilt die Gesellschaft die Umsatzmilliarde an.
Der Baustoffhersteller Holcim erwirbt in Grossbritannien das Unternehmen Land Recovery, das vor allem rezyklierte Baustoffe aus Gleisschotter und Abbruchmaterial herstellt und vertreibt. Das Unternehmen beschäftigt an vier Standorten rund 85 Mitarbeitende.
Die Industriegruppe Metall Zug erhält von den Behörden die Erlaubnis für das im November 2023 angekündigte Joint Venture mit Miele, das die Aktivitäten beider Unternehmen mit Reinigungs- und Desinfektionsgeräten für Spitäler und Labore umfasst.
Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat am 5. Juni 2024 das Rating der Luzerner Kantonalbank für die langfristigen Verbindlichkeiten auf AA+ erhöht (vorher: AA).Bei den Beteiligungsunternehmen der Luzerner Kantonalbank kommt es zu einer Veränderung im Aktionariat. Die Familie Garcia verkauft ihre Mehrheitsbeteiligung an Belvédère Asset Management und an deren Führungskräfte. Die LUKB ist über die Fundamenta Group, an der sie 26.8 Prozent hält, weiterhin an dem Asset-Manager und Family Office beteiligt.
Aussichten
Die Zinswende in Europa ist eingeleitet, die Inflation entspannt sich und das Wirtschaftswachstum entwickelt sich leicht nach oben. Kredite werden günstiger, Staatskassen, Unternehmungen, Hauseigentümer und Mieter usw. werden entlastet. In den USA sind Wirtschaft und Arbeitsmarkt noch in einem dynamischen Zyklus. Hier dauert der Zinssenkungsprozess noch länger, er beginnt voraussichtlich erst ab 2025. Weitere Impulse für den Aktienmarkt, die Halbjahreszahlen, werden erst etwa ab Juli publiziert. Was den Markt belasten könnte, ist ein neuer Zollstreit zwischen China und den USA, vor allem bezüglich des Handels mit Elektroautos – der Ausgang bleibt ungewiss. Nächste Woche beginnt die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock. Beobachter machen sich vorerst wenig Hoffnung auf ein sofortiges Kriegsende zwischen Russland und der Ukraine.