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Wirtschaft
29.06.2024
02.07.2024 10:10 Uhr

Börse: Auf und Ab der Grossen

Christopher Chandiramani zieht Bilanz: «Das Börsenjahr 2024 hat Ende Juni bereits Halbzeit und entwickelte sich gut: knapp 8 Prozent Wertzuwachs beim SMI.» Bild: Linth24
Der SMI schloss die letzte Juniwoche etwas tiefer: 11'994 Punkte. Einige Indexschwergewichte waren auf einer Achterbahn, nicht wegen eigener News, sondern wegen politischem Umfeld.

Die Europawahlen haben Spuren hinterlassen, ein Rechtsruck führt in Frankreich zu Neuwahlen. Es droht ein Regierungswechsel. Ähnliches passiert in Grossbritannien. Auch hier rechnen Beobachter mit einer Abwahl der bisherigen Regierung. Ursula von der Leyen bleibt Ratspräsidentin der Europäischen Kommission. Der ehemalige Bundesrat Alain Berset wurde als neuer Generalsekretär des Europarats gewählt.

Am Ende der Woche fand das erste TV-Duell zwischen dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden und dem früheren Präsidenten Donald Trump statt, zwei ältere Herren, der eine knapp 82-jährig, der andere auch nur wenig darunter: Beim TV-Duell zwischen Biden und Trump wurde vor allem auf die Fitness geschaut, für die Demokraten nach Einschätzung von Experten ziemlich bitter. Man denkt bereits über einen Ersatzkandidaten nach.

Der Bundesrat hat Martin Schlegel zum neuen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank und somit zum Nachfolger von Thomas Jordan ernannt. Martin Schlegel tritt sein Amt per 1. Oktober an. Das bedeutet Kontinuität, da der Nachfolger bereits bei der Geldpolitik erfahren ist. Die SNB hat im ersten Quartal 2024 erstmals seit Mitte 2022 wieder Devisen erworben. Von Januar bis März hat die Notenbank Devisen im Gegenwert von CHF 281 Mio. gekauft.

Im Jahre 2023 stiegen die Tourismusausgaben in der Schweiz und im Ausland weiter an und übertrafen sogar die Rekordwerte von 2019 (vor Corona). Die ausländischen Gäste in der Schweiz generierten Einnahmen von 18.4 Mrd. Franken. Gegenüber dem Vorjahr ergibt dies einer Zunahme von 12.4 Prozent.

Die Kosten für das Wohnen sind im vergangenen Monat erneut schneller gestiegen als die offizielle Inflation.

Unternehmensmeldungen

Dank einer verbesserten Ertragslage hebt die Luzerner Kantonalbank ihre Erwartungen für das Gesamtjahr 2024 an. Sie rechnet neu mit einem Konzerngewinn von CHF 270 bis 285 Mio. Zuvor wurde ein stagnierender Gewinn von ungefähr CHF 265 Mio. in Aussicht gestellt.

Der Verkehrsertrag der Titlis-Bahnen lag im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/23 (per Ende März) dank eines hohen Gästeaufkommens erstmals über dem Wert von vor der Corona-Pandemie. Der Betriebsertrag lag mit CHF 47.1 Mio. fast ein Drittel höher als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis (Ebitda) stieg um 80 Prozent auf CHF 18.1 Mio. Der Reingewinn fiel mit CHF 10,5 Mio. mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr.

Der Zementkonzern Holcim wird aufgespalten. Der neue Chef Miljan Gutovic hat ehrgeizige Pläne, was er mit dem europäischen Teil vorhat und warum Kreiskaufwirtschaft für die Schweiz zentral ist. Holcim will rund CHF 250 Mio. in Schweizer Werke investieren. Zudem soll in der Logistik auch künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werden.

In den USA eröffnet der Logistiker Kühne+Nagel in der Nähe von Hochseehäfen acht neue Cross-Dock-Lager für spezielle Pharmaprodukte. Diese Lager erleichtern die Sortierung und die Weiterleitung von Seefrachtcontainern und senken den Containerbedarf und somit die auch Gebühren. Das Konzept reduziert auch CO₂-Emissionen. Bereits eingeführt mit einem grossen Kunden, führte es zu Kosteneinsparungen und einer CO₂-Reduktion um fast 50 Prozent.

Der Zugbauer Stadler Rail kann fünfzig elektrische Flirt-Züge an den polnischen Bahnbetreiber Koleje Mazowieckie liefern. Der Auftrag, inklusive Instandhaltung, hat ein Volumen von EUR 750 Mio. Die Züge werden im polnischen Stadler-Werk in Siedlce gebaut.

Die Zurich-Versicherungs Gruppe baut das Geschäft mit Reiseversicherungen aus. Von AIG übernimmt sie den Reiseversicherungsbereich für Privatkunden mit dem Namen AIG Travel. Die Übernahme kostet rund USD 600 Mio.

CPH hat ihre Neuausrichtung auf die Bereiche Chemie und Verpackung abgeschlossen. Damit tritt die ehemalige CPH Chemie+Papier Holding nun als CPH Group auf. Die Aktien werden weiterhin an der Schweizer Börse SIX gehandelt.

Im Mai 2024 sind 2'772'182 Passagiere über den Flughafen Zürich abgeflogen und gelandet. Das entspricht einem Plus von 9 Prozent gegenüber derselben Periode des Vorjahres. Am Freitag hatte Skyguide eine umfangreiche Computerpanne, welche den Abflugverkehr des Flughafens behinderte.

Rückblick und Aussichten

Das Börsenjahr 2024 hat Ende Juni bereits Halbzeit und entwickelte sich gut, knapp 8 Prozent Wertzuwachs beim SMI. Hauptgrund sind fallende Zinsen und teilweise auch verbesserte Unternehmenszahlen als erwartet. In den USA waren es vor allem Technologietitel, die von der künstlichen Intelligenz (KI) profitierten. Wegen der fallenden Teuerung sind gegen das Jahresende noch weitere Zinssenkungen möglich. Ein schwächerer Schweizerfranken gefällt auch die Exportindustrie und den Tourismus. Halbjahreszahlen werden ab etwas Mitte Juli, publiziert werden. Die US-Wahlen finden am 5. November 2024 statt und dürften die Börsen und alle Handelsplätze der Welt beeinflussen. Der Wahlausgang für einen neuen US-Präsidenten ist noch offen. Bei den Demokraten werden bereits Namen von jüngeren Kandidaten herumgereicht.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24