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Wirtschaft
06.07.2024
06.07.2024 05:09 Uhr

Börse: Kryptowährungs-Crash

Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Die Halbjahresabschlüsse der Unternehmungen dürften vermutlich eher positiv ausfallen.» Bild: Linth24
Kryptos brachen massiv ein und belasteten auch Börsen. Der SMI fiel auf 11'993 Punkte. Auch Grossbritanniens und Frankreichs Wahlergebnisse erschütterten. US-Notenbank wartet zu.

Rabenschwarze Tage für die Kryptowährungen: Der Bitcoin-Kurs crashte und andere Kryptos wurden mitgerissen. Am Freitagmorgen kostete ein Bitcoin nur noch 55'000 Dollar, vor kurzer Zeit noch über 70'000 – tiefster Stand seit Februar. Die Ursachen sind nicht eindeutig. 

In Grossbritannien haben die Konservativen nach 14 Jahren massiv verloren, die Labour-Partei gewann die Wahlen, der Sozialdemokrat Keir Starmer zieht als Premierminister neu in die Downing Street ein und ersetzt Rishi Sunak. Grossbritannien will Veränderungen, der Brexit war eine Enttäuschung, vermutlich wird wieder eine Annäherung zur EU angestrebt, Entstaatlichungen und eine andere Asylpolitik.

Bei einem Wahlsieg am Wochenende will die Rechte Frankreichs massiv weniger Atomstrom exportieren und aus dem europäischen Stromnetz aussteigen. Die Schweiz wäre auch davon betroffen. Diskussionen über Stromverknappung und Einfluss auf die Energiewende könnten wieder aufflammen.

Die US-Konjunktur stottert teilweise, die Inflation geht zurück. Jetzt könnten die Zinsen auch sinken – aber die US-Arbeitsmarktdaten sind robust, 206'000 neue Stellen ausserhalb der Landwirtschaft wurden im Juni geschaffen, mehr als die von Ökonomen geschätzten 190'000. Die Arbeitslosenquote beträgt hier 4.1 Prozent.

Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Juni gesunken. Sie lag bei 1.3 Prozent nach 1.4 Prozent im Vormonat Mai.

Gemäss den Erhebungen des Staatssekretariats SECO waren Ende Juni 2024 104'518 Arbeitslose gemeldet, 947 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 2.3 Prozent im Juni.

Unternehmensnachrichten

Mark Schneider, CEO des Nahrungsmittelmulti Nestlé, sagte in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung», dass die Gesellschaft nicht in das Geschäft mit Tierarzneimitteln einsteigen werde. Er ist zuversichtlich, dass der Nahrungsmittelriese zu stabilem Wachstum zurückfinden wird.

Balz Grollimund, Verantwortlicher für Naturkatastrophen beim Rückversicherer Swiss Re, sagte in einem Interview mit der «Sonntagszeitung», dass Ereignisse wie Starkregen aufgrund der Klimaerwärmung öfter und stärker ausfallen könnten.

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) übernimmt von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihre Vermögensverwaltungstochter in Österreich. Damit wechseln rund 120 Mitarbeiter zu den Liechtensteinern. Die ZKB habe den Verkauf im Rahmen einer Überprüfung ihrer Strategie beschlossen. Die Übernahme der ZKB Österreich durch LLB mit Standorten in Salzburg und Wien umfasst Kundenvermögen in Höhe von rund EUR 3.1 Mrd.

Der Immobilienkonzern PSP Swiss Property hat im Genfer «Quartier des Banques» eine Geschäftsliegenschaft gekauft. Dabei handelt es sich um den Hauptsitz der Bank Edmond de Rothschild, die vorläufig (bis Ende Juni 2026) als Mieter in den Räumlichkeiten bleibt. PSP hat für die Liegenschaft CHF 58 Mio. bezahlt und will wieder als Hotel umwandeln.

Der Pharmakonzern Roche hat in einer Phase-II/III-Studie zur Behandlung von Lungenkrebs mit den Wirkstoffen Tiragolumab und Tecentriq die Studienziele nicht erreicht. Die mit Hoffnungen verbundenen Versuche werden gestoppt.

Der Energiespezialist Landis+Gyr erhält mit SEO (Spectrum Entrepreneurial Ownership) einen neuen Grossaktionär. Mit einem Aktienpaket über 5 Prozent von Kirkbi Invest ist Thomas Schmidheiny nach Rudolf Maag mit 10.4 Prozent nun der zweitgrösste Aktionär.

Der Preisüberwacher will die Grossbank UBS nach ihrer Übernahme der CS stärker unter die Lupe nehmen.

Der Milchverarbeiter Emmi will die französische Gruppe Mademoiselle Desserts übernehmen. Das Unternehmen ist auf Premium-Patisserie spezialisiert, es erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von EUR 420 Mio. und verfügt im Vergleich zu Emmi über eine überdurchschnittliche Marge.

Aussichten

Die Märkte bereiten sich weiterhin ein auf Zinssenkungen vor. Die Inflation gibt überall nach. Die Halbjahresabschlüsse der Unternehmungen dürften vermutlich eher positiv ausfallen. Unsicherheiten ergeben sich aber infolge der Regierungswechsel. Sogar in Deutschland wackelt die Koalition wegen der rezessiven Wirtschaft und den zahlreichen Firmenpleiten. Auch in den USA ist die Zukunft von Präsident Joe Biden altersbedingt noch ungewiss. Friedensbemühungen laufen permanent. Ministerpräsident Viktor Orbán besuchte überraschend Putin in Moskau, aber ohne offizielles Mandat, Ungarn hat den EU-Vorsitz. Strafzölle der EU für Elektroautos aus Fernost sind keine gute Nachricht. Diskussionen wegen Stromverknappungen dürften im kommenden Winter wieder aktuell werden, wenn Frankreich die Exporte drosselt. Die gegenwärtige Wetterlage mit Hurrikans in der Karibik und Überschwemmungen im Alpenraum könnten die Versicherungen überdurchschnittlich belasten.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24