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Wirtschaft
20.07.2024

Trump-Attentat erschüttert Börse

Die Finanzmärkte haben sich auf einen Wahlsieg Donald Trumps in den USA eingestellt und rechnen danach mit neoliberaler Politik, so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Der Anschlag auf Ex-US-Präsident Donald Trump schockierte die Börsen und verunsicherte zuerst. SMI verlor knapp 2 Prozent: 12'173 Punkte. New York schloss mit Rally kaum verändert.

Der Anschlag auf Donald Trump am vergangenen Wochenende führte zu einem Solidaritätseffekt. Gewisse laufende Gerichtsprozesse gegen ihn wurden sistiert. Würde heute gewählt, hätte der Republikaner einen deutlichen Vorsprung gegenüber dem amtierenden Demokraten Joe Biden. Hier nimmt die Zahl der Skeptiker zu, insbesondere auch wegen seines Alters und Gesundheitszustandes. Die Finanzmärkte stellen sich auf einen Sieg Trumps am 5. November ein.

Im abgelaufenen Monat reduzierten sich die US-Konsumentenpreise saisonbereinigt um 0.1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Jahresveränderungsrate reduzierte sich sich von 3.3  auf 3.0 Prozent. Auch der Arbeitsmarkt schwächt sich ab. Die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe war höher als erwartet. In der vergangenen Woche haben 243'000 Bürger einen Antrag auf staatliche Unterstützung gestellt. Das erlaubt Zinssenkungsschritte der US-Notenbank FED.

Das EU-Parlament hat Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen mit deutlicher Mehrheit für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt. Sie erhielt 401 der möglichen 719 Stimmen.

Der Schweizerfranken hat ein schwächeres erstes Halbjahr hinter sich. Neun der zehn wichtigsten Währungen haben gegenüber dem Franken seit Jahresbeginn zugelegt. Am stärksten stiegen der EUR (+4.7 Prozent), der australische Dollar (+4.8 Prozent), der USD (+5.25 Prozent) und das britische Pfund (+8 Prozent). Einzig gegenüber dem japanischen Yen (-5.7 Prozent) vermochte der CHF zuzulegen. Im 2. Halbjahr ist wieder mit einer Gegenbewegung zu rechnen.

Am Freitag gab es eine weltweite Computerpanne. Sie betraf vor allem Flughäfen, Banken, Telekommunikation, Spitäler und Medien. In Zürich Kloten fielen rund 100 Flüge aus oder waren verspätet. Auch die IT-Systeme der Stromversorger Axpo, BKW und CKW waren betroffen. Ursache war ein Updatefehler der US-Firma Crowdstrike.

Unternehmensnachrichten

Das Pharmaunternehmen Roche darf sein neues Produkt Vabysmo künftig in der Schweiz vermarkten. Swissmedic hat dem Augenmittel die Zulassung zur Behandlung des Makulaödems (Netzhaut) erteilt. Mit einem Umsatz von CHF 847 Mio. im ersten Quartal gehört das Augenmittel zu den Hoffnungsträgern. Erfolge gab es auch bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit.

Beim Basler Pharmakonzern Novartis läuft es derzeit gut; er hat erneut die Jahresprognosen erhöht. Der operative Kerngewinn wird höher geschätzt. Im zweiten Quartal steigerte der Konzern den operativen Gewinn um 43 Prozent auf USD 4 Mrd. Der Kernbetriebsgewinn stieg auf knapp USD 5 Mrd. und lag über den Analystenerwartungen. Unter dem Strich verdiente Novartis USD 3.2 Mrd. Der Umsatz erhöhte sich um 9 Prozent auf USD 12.5 Mrd. Bereits nach dem ersten Quartal 2024 hatte Novartis die Jahresprognose erstmals erhöht.

Der Luxusgüter-Konzern Richemont hat mit seinen Umsatzzahlen zum ersten Halbjahr die Erwartungen nicht erreicht. Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten um 1 Prozent. Der Konzern berichtete von einem Wachstum in allen Regionen ausser Asien. China wurde durch eine schwache Nachfrage belastet.

Bei Swatch ging der Umsatz um 14 Prozent (3.45 Mrd. CHF) zurück und der Gewinn um 72 Prozent (136 Mio. CHF).

Der Immobilienfonds des Versicherers Swiss Life, ESG Swiss Properties, hat sein Kapital um 610 Mio. Fr. erhöht. Es ist die grösste Kapitalerhöhung eines kotierten Schweizer Immobilienfonds. Mit den neuen Mitteln erwirbt der Fonds ein Portfolio von rund CHF 700 Mio. von der Konzernmutter.

Der Vertriebsspezialist in Asien DKSH leidet unter dem starken CHF. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr um 3.2 Prozent auf CHF 5.4 Mrd. Zu konstanten Wechselkursen wäre er um 3.3 Prozent gestiegen. Insgesamt verdiente DKSH deutlich mehr. Der Reingewinn erhöhte sich um 7.2 Prozent auf CHF 114.8 Mio. Experten erwarteten nur 102.5 Mio.

Der Industriekonzern ABB ist im zweiten Quartal nur leicht gewachsen. Der Umsatz stieg um 1 Prozent auf USD 8.24 Mrd. Der Auftragseingang stagnierte bei USD 8.44 Mrd. Die operative Marge (Ebita-Marge) verbesserte sich auf 19 Prozent. Unter dem Strich verdiente ABB USD 1'096 Mio., 21 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Industriekonzern Georg Fischer hat im ersten Halbjahr von der Übernahme der finnischen Uponor profitiert: Er konnte den Umsatz um +23 Prozent auf CHF 2,4 Mrd. steigern. Ohne die Akquisition wäre der Umsatz um 3 Prozent geschrumpft.

Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler hat im ersten Halbjahr weniger Umsatz erzielt, jedoch mehr Gewinn gemacht. Der Umsatz sank um 2.3 Prozent auf CHF 5.59 Mrd. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) stieg auf CHF 637 Mio., die Ebit-Marge beträgt 11.4 Prozent. Schindler hat einen Gewinn von CHF 494 Mio. erzielt, verglichen mit 463 Mio. im Vorjahr.

Aussichten

Die Finanzmärkte rechnen mit einer Wiederbelebung der neoliberalen Politik, falls Donald Trump als Präsident gewählt würde. Diese «Trumponomics» könnten höhere Importzölle bringen, was die Inflation wieder anheizt, eine viel strengere Zuwanderungspolitik, vor allem gegenüber Mittel- und Südamerika, weniger Umweltschutz, Förderung von Öl, Gas und Kernenergie, aber auch tiefere Steuern und Zinsen. Letzteres wäre wiederum gut für die Aktien. Das Motto «America first» könnte vermutlich auch die wirtschaftliche Entwicklung Europas und Asiens behindern, vor allem China.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24