
"Christliche Politik" - mehr als eine Etikette?


Eric Nussbaumer betonte in seinen einleitenden Gedanken, dass der Werteraster der meisten Schweizer Politikerinnen und Politiker auf christlichem Glauben aufgebaut sei. Trotzdem führe dies nicht zu einem einheitlichen Meinungsbild, weil jedes Mitglied des Parlaments Sachverhalte und Entwicklungen unterschiedlich beurteile und deshalb auch zu unterschiedlichen Erkenntnissen und Entscheidungen gelange. Als Beispiel nannte er die Flüchtlingspolitik, in der sehr unterschiedliche Ansichten zum Tragen kämen. Immerhin werde von allen ein rechtstaatliches Verfahren als Basis anerkannt. Für ihn persönlich werde es schwierig beim Thema Ausschaffung und der Frage, ob jemand den Anspruch auf menschenwürdige Behandlung verliere, wenn er oder sie die Menschenwürde anderer nicht respektiere, beispielsweise durch Straffälligkeit.
Das Podiumsgespräch startete mit einem Votum des St.Galler Ständerats Benedikt Würth, der unterstrich, dass die Schweiz im internationalen Vergleich dank der christlich-humanistischen Tradition gut dastehe und die Demokratie "dank einer anständigen Politik" gut funktioniere.
In der Folge wurde das Spannungsfeld "Illegale Immigration" versus christliche Tradition diskutiert, ebenso das Thema Menschenwürde und der leitende Geist des Jesus von Nazareth, der in der Politik unserer Zeit nicht mehr spürbar sei. Würth sieht diesbezüglich die katholische Soziallehre mit den Prinzipien der Personalität, Solidarität, Subsidiarität und des Gemeinwohls immer noch als gute Basis für das Politisieren.
Christina Aus der Au und Simone Curau-Aepli betonten die Wichtigkeit des Agierens aus Liebe und nicht aus Angst. Es sei wichtig, dass - mit Bezug zur Präambel der Bundesverfassung - das Wohl der Schwachen als Masstab für eine erfolgreiche Politik genommen werde, wobei dies - so Aus der Au - durch "Empowernment", Stärkung durch Bildung und Motivation, und nicht durch das Verteilen von Streicheleinheiten und Almosen erfolgen sollte.
