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Schweiz/Ausland
06.12.2024

Aktienbörse: Seitwärtsmarkt

«Zurzeit gibt es kaum Erwartungen auf ein Jahresendrally. Die geopolitischen Probleme sind zu komplex», so Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Störfaktoren hemmten Weihnachtsrally: Schweizer Wirtschaftsdaten, Krisen in Frankreich, Syrien und Südkorea. SMI 11'781 Punkte; Franken stärker, Bitcoin-Höchst über 100'000 Dollar.

An der Dezembersession der eidgenössischen Räte gab es lange Diskussionen bezüglich des Bundesbudgets für das Jahr 2025. Bei einer Marathondebatte wurden Mehrausgaben für die Armee und Landwirtschaft auf Kosten der Auslandshilfe und des Bundespersonals beschlossen: Nach zwölf Stunden Beratung an drei Tagen hat schliesslich der Nationalrat das Bundesbudget für das kommende Jahr genehmigt.

Der Preisanstieg in der Schweiz stieg im November 2024 um 0.7, im Vormonat 0.6 Prozent. Die Inflation in der Schweiz betrug im vergangenen Jahr 2.1 Prozent. Die Inflationsrate war in der ersten Hälfte des Jahres rückläufig und in der zweiten Jahreshälfte insgesamt stabil auf moderatem Niveau.

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz erhöhte sich im November 2024 – teilweise saisonal bedingt gegenüber dem Vormonat – um 0.1 Prozentpunkte auf 2.6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im gegenüber dem Oktober um 4'667 (+4.0 Prozent) auf 121'114.

Die Axpo nimmt das AKW Beznau in 9 Jahren vom Netz Der Energiekonzern hat beschlossen, die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Beznau bis 2033 stillzulegen. Die Schweiz verliert damit eine stabile Stromquelle (10 Prozent der Schweizer Produktion). Beznau ist das älteste AKW der Welt (Baujahr 1969/71).

Politisches Erdbeben in Frankreich wegen Budget und hoher Verschuldung: In der Rede zur Nation hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angekündigt, er werde in den nächsten Tagen eine Regierung «von allgemeinem Interesse» (überparteilich) ernennen. Zuvor hatte der französische Premierminister Michel Barnier nach dem Misstrauensvotum gegen seine Mitte-Rechts-Regierung offiziell seinen Rücktritt eingereicht. Präsident Emmanuel Macron bat Barnier, mit seiner Regierung vorübergehend geschäftsführend im Amt zu bleiben.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol hat am Dienstag das Kriegsrecht im Land verhängt, jedoch am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) nach einer Kabinettssitzung wieder aufgehoben. Damit nimmt der Druck zu bezüglich eines Rücktritts.

Unternehmensnachrichten

Der Solarmodulhersteller Meyer Burger hat von bestehenden Gläubigern USD 39,5 Mio. erhalten. Die Mittel sollen als Brückenfinanzierung dienen, um eine Vereinbarung für eine nachhaltige Restrukturierungslösung abzuschliessen. Mit dem bisher grössten Kunden Desri, der Mitte November den Vertrag mit Meyer Burger gekündigt hatte, will das Unternehmen noch im Dezember eine neue Vereinbarung abschliessen. Der Aktienkurs verdoppelte sich nach dieser Ankündigung.

Der Verbindungstechniker (Schraubenspezialist) Bossard hat die erfolgreiche Platzierung einer Anleihe in Höhe von CHF 200 Mio. bekannt gegeben. Sie hat eine kurze fünfjährige Laufzeit und einen Coupon von 1.25 Prozent pro Jahr. Der Erlös der Anleihe wird für die teilweise Refinanzierung des aktuellen Konsortialkredits sowie für allgemeine Geschäftszwecke verwendet.

Gemäss einem soeben gefällten Bundesgerichtsurteil muss der Flughafen Zürich für die Steuerperiode 2014 rund CHF 3.5 Mio. Mehrwertsteuern nachzahlen. Das Gericht hat damit eine Beschwerde der eidgenössischen Steuerverwaltung anerkannt. Die Nachzahlung betrifft nicht verrechnete Leistungen für Dienste im Rahmen der Bodenabfertigung. Geschäftsmässig erwartet der Flughafen für 2024 Rekordzahlen.

Der Zement- und Baustoffhersteller Holcim will sein Nordamerikageschäft ausser in den USA auch an der Schweizer Börse kotieren. Damit soll europäischen Investoren Rechnung getragen werden. Die Abspaltung des Geschäfts in den USA und Kanada ist bis Ende Juli 2025 geplant. Sie benötigt die Zustimmung der Generalversammlung vom 14. Mai 2025.

Das neueste Aktienrückkaufprogramm des Versicherers Swiss Life, das demnächst startet, dauert längstens bis 29. Mai 2025. Wie bereits bekannt, beginnt der Konzern sein Programm am 9. Dezember. Gesamthaft sollen Aktien über CHF 750 Mio. zurückgekauft werden.

Der Zugbauer Stadler Rail hat in den USA einen Auftrag über USD 500 Mio. erhalten. Er rüstet im Auftrag der Metropolitan Atlanta Rapid Transit Authority das gesamte Schienennetz mit einem Signaltechniksystem aus. Für Stadler Rail ist es der grösste Auftrag bisher im Bereich Signalisation.

Aussichten

Zurzeit gibt es kaum Erwartungen auf ein Jahresendrally. Die geopolitischen Probleme sind zu komplex. Angst machen neue und angekündigte hohe Einfuhrzölle in den USA unter Präsident Trump. Sorgen bereitet auch die Immobilienkrise in China. Der Ukrainekrieg hat mit nordkoreanischen Soldaten und chinesischer Munition für die Russen eine neue Dimension erreicht. Russland antwortet mit atomaren Drohungen auf weitere Waffenlieferungen des Westens. Die Märkte warten auf Friedensverhandlungen. Verschiedene Wirtschaftsdaten in Europa kühlen sich ab, nicht zuletzt auch wegen der hohen Verschuldung und der politischen Krisen in Deutschland und Frankreich. Eine abnehmende Wirtschaftsdynamik und weniger Inflation heisst auch fallende Leitzinsen. Noch vor den Feiertagen wird von der Nationalbank SNB eine Senkung erwartet. Tiefere Zinsen bedeuten auch wieder mehr Interesse an Aktien, vor allem mit hohen Dividendenrenditen. Nestlé-Aktien und diejenigen der Pharmaindustrie haben eine Rendite von 3-4 Prozent, Versicherungen eher noch mehr.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24