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Wirtschaft
09.01.2025
09.01.2025 21:09 Uhr

Neuropsychologie trifft Wirtschaft

Prof. Dr. Lutz Jäncke in Inhaber des Lehrstuhls für Neuropsychologie an der Uni Zürich. Bild: Gossau24
Am Donnerstagabend lud die acrevis Bank AG zum jährlichen Anlageapéro in die Olma Messen St.Gallen ein. Unter dem Motto „Anlegen mit Weitblick“ bot die Veranstaltung spannende Vorträge über wirtschaftliche Entwicklungen, menschliches Denken und neue Anlageideen.

CEO Michael Steiner eröffnete den Abend mit einer Motivationsrede. Er betonte, dass es trotz globaler Unsicherheiten gute Gründe für Optimismus gebe. „Die Dinge sind oft weniger negativ, als wir sie wahrnehmen“, erklärte er. Und ergänzte: „Erwartungen werden häufiger übertroffen, als enttäuscht.“ Sein Aufruf: Mit Zuversicht und einer optimistischen Haltung die Chancen der Zukunft nutzen.

Prof. Dr. Lutz Jäncke: „Ist unser Gehirn vernünftig?“

Einen faszinierenden Einblick in die menschliche Psyche bot Prof. Dr. Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich. Sein provokanter Vortrag „Vernunft und Entscheidung: Ist unser Gehirn vernünftig?“ zog die Zuhörer in seinen Bann. „Wir sind keine vernünftigen Wesen“, erklärte Jäncke. „Unser Alltag ist geprägt von Entscheidungen, die nicht immer rational sind.“ Dabei stellte er die These des Philosophen René Descartes infrage, der mit „Cogito, ergo sum – Ich denke, also bin ich“ das rationale Denken des Menschen betonte. „Descartes lag falsch. Unsere Entscheidungen werden stark von unbewussten Prozessen beeinflusst. Wir bleiben in vielerlei Hinsicht Tiere“, so Jäncke.

Wenig Gewicht, grosse Wirkung

Er führte aus, dass das Gehirn evolutionär darauf ausgelegt sei, Vertrauen und Kooperation zu fördern, da der grösste Feind des Menschen lange Zeit der Mensch selbst war. „Unser Gehirn ist ein Interpretationsorgan, das kontinuierlich ein Weltmodell berechnet“, erklärte er. Dabei verbraucht es 20% der gesamten Energie des Körpers – eine beeindruckende Leistung für die läppischen 1300 Gramm Gewicht. Ein zentraler Punkt seines Vortrags war die Bedeutung der unbewussten Wahrnehmung. „Unsere Entscheidungen basieren auf Erfahrungen, die tief in unserem Unterbewusstsein gespeichert sind. Die Zukunft können wir zwar nicht vorhersagen – aber wir können sie gestalten“, fasste Jäncke zusammen.

Dr. Beat Stöckli: Geopolitik und Anlagechancen

Dr. Beat Stöckli, Bereichsleiter Private Banking der acrevis Bank, schloss den Abend mit einer Analyse der aktuellen geopolitischen Lage und deren Einfluss auf die Finanzmärkte. „Unsicherheiten gibt es überall – ob Trump, China, Nahost oder Europa“, räumte er ein. Dennoch betonte er positive Signale: „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Privatkonsum robust, und wir sehen breit abgestütztes Wirtschaftswachstum.“ Besonders hob er die Stärke der US-Wirtschaft hervor, die 2024 dank technologischer Innovationen ein starkes Wachstum verzeichnete. „An vielen Orten haben wir Rekordmarken gesehen, doch die hohen Stände sind gerechtfertigt – durch die wirtschaftlichen Leistungen dahinter“, erklärte er.

Anlageideen und Ausblick

Für 2025 sieht Stöckli stabile Konjunkturen und vielversprechende Gewinnchancen, besonders in Schwellenländern. Als interessante Anlageideen nannte er Unternehmen wie SFS, Georg Fischer, Kardex, Sonova und Schneider Electric. „Aktien bleiben attraktiv, Obligationen hingegen weniger“, erläuterte er. „Gold und alternative Anlagen gewinnen zunehmend an Bedeutung.“ Er fügte hinzu, dass Rekordmarken an Aktienmärkten kein Grund zur Sorge seien: „Alleine der S&P 500 hat seit 1950 über 1.400 neue Höchststände erreicht. Das zeigt: Ein Markt auf dem Gipfel ist selten das Ende.“ Der Anlageapéro der acrevis Bank AG vermittelte eine klare Botschaft: Auch in unsicheren Zeiten gibt es Gründe, optimistisch zu bleiben. Mit einem klaren Kopf, Vertrauen und strategischem Handeln lassen sich Chancen erkennen und die Zukunft aktiv gestalten.

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Gossau24/David Hugi