Noch ist unklar, ob die Schweiz im Visier der neuen US-Regierung steht. Zollmauern schaden der Ostschweizer Wirtschaft aber, auch wenn sie nicht direkt gegen die Schweiz gerichtet sind. Für die Schweiz als rohstoffarmes, kleines und stark exportorientiertes Land ist ein hindernisfreier Warenhandel essenziell. Die Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sie ihre Güter auf dem Weltmarkt verkaufen können. Positiv ist, dass viele Unternehmen strategisch gut aufgestellt sind, auf hochtechnologische Nischen fokussieren und sich ihre Produkte nur schwer substituieren lassen.
Was droht der Schweiz?
Sollten auf Produkte aus der Schweiz neue US-Zölle verhängt werden, drohen sie an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Auch ohne direkte US-Zölle könnte die Ostschweizer Exportindustrie negative Effekte zu spüren bekommen. Erstens, weil zahlreiche Ostschweizer Unternehmen in Mexiko oder Kanada präsent sind und von da unter anderem in die Vereinigten Staaten liefern. Zweitens, falls Produktgruppen aus dem EU-Ausland breitflächig mit weiteren US-Zöllen belegt werden und so die Bestellungen bei den Schweizer Zulieferern weiter zurückgehen. Drittens, falls die EU als Gegenmassnahme ebenfalls Zölle gegenüber Drittstaaten erheben sollte, von denen auch die Schweiz betroffen wäre – so bereits während der ersten Trump-Präsidentschaft geschehen. Und viertens, über nichttarifäre Massnahmen wie die unlängst angekündigten Ausfuhrquoten von Computerchips, die auch gegenüber der Schweiz verhängt werden sollen. Schliesslich ist es derzeit aber vor allem die ‹vorhersehbare Unberechenbarkeit›, die belastet.
Schwäche der deutschen Wirtschaft verstärkt den Druck
In Deutschland, dem wichtigsten ausländischen Abnehmermarkt der hiesigen Industrie, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage zuletzt erneut. Hohe Energiepreise, strukturelle Probleme und eine geringe Exportdynamik bremsen das Wachstum. Die deutsche Industrieproduktion entwickelte sich in den vergangenen Jahren rückläufig. «Die Entkopplung des deutschen Exports von der weltwirtschaftlichen Entwicklung verstärkt den negativen Effekt. Dies führt zu einer angespannten Lage bei vielen Ostschweizer Zulieferern», folgert Céline Koster. Nebst konjunkturellen Herausforderungen schwächt sich das Investitions- und Geschäftsklima in unseren Nachbarländern Frankreich, Österreich und Deutschland auch aufgrund politischer Umwälzungen weiter ab.
Industrieproduktion in Deutschland rückläufig
Nominaler Wert des Produktionsvolumens der Industrie, indexiert, Januar 2019 = 100, saisonbereinigt