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Schweiz/Ausland
01.03.2025
04.03.2025 09:12 Uhr

Börse: US-Zölle und SMI-Rekord im Fokus

Laut Christopher Chandiramani war die Einführung neuer US-Importzölle auf Industriegütern wie Elektroautos ein massiver Börsen-Störfaktor. Bild: Linth24
Der SMI beendete die Woche mit Rekord: 13'004 Punkte. Die Aussenpolitik des US-Präsidenten verunsicherte, speziell wegen Zöllen. Aktien tendierten zögernd stärker, Kryptos schwächer.

Die Politik von Präsident Trump sorgt immer noch für Verwirrung, insbesondere der Handelskrieg mit Kanada, China, Europa und Mexiko (Zollspirale), aber auch die generell abbröckelnde Freundschaft mit Europa (die EU droht mit Gegenmassnahmen), Beamtenentlassungen, ein bilaterales Rohstoffabkommen mit der Ukraine für seltene Erden für Energiewende und Elektronik, sowie auch der Alleingang mit Russland bezüglich Friedengesprächen für die Ukraine.

Deutschland hat gewählt. Die Resultate sind wie erwartet, Ende der Ampelregierung, CDU/CSU stärkste Kraft, Friedrich Merz wird Kanzler, AfD zweitstärkste Partei, aber ohne Ministerposten, Grüne schwächer, FDP und Partei Wagenknecht unter 5 Prozent und SPD massiv schwächer. Die Koalitionsgespräche werden schwierig. Der neue Kanzler stellt sich eine  Unterstützung durch die SPD vor. Deutschland muss die rezessive Wirtschaft, die Autoindustrie retten und total umkrempeln.

Rund fünf Monate nach der Wahl in Österreich haben sich die konservative ÖVP, die sozialdemokratische SPÖ und die liberalen Neos auf die Bildung einer Regierung und auf ein neues Regierungsprogramm geeinigt.

Italien baut wieder Atomkraftwerke. Das wurde am Freitag von der Regierung beschlossen. Das Land war vor 40 Jahren 1986 aus der Kernenergie ausgestiegen nach Tschernobyl. Fokussiert wird jetzt auf kleinere bzw. dezentrale Anlagen.

Leichtes Wachstum in der Schweiz: Das Bruttoinlandprodukt wuchs im 4. Quartal 2024, das BIP der stieg um 0.5 Prozent, nach 0.2 Prozent im Vorquartal. Das Wachstum wurde etwa je zur Hälfte vom Industrie- und vom Dienstleistungssektor getragen.

Unternehmensnachrichten

Der Zementhersteller Holcim verzeichnet CHF 26.4 Mrd. Umsatz für 2024, 2.2 Prozent weniger als im Vorjahr, währungsbereinigt hingegen ist das Geschäft 1.3 Prozent gewachsen. Der Ebit stieg 6.1 Prozent auf CHF 5.05 Mrd. der Reingewinn hingegen sank 4.4 Prozent auf CHF 2.93 Mrd. wegen Investitionen in die Nachhaltigkeit. Die Dividende soll von CHF 2.80 auf 3.10 steigen. Holcim kommt bei der Abspaltung der Nordamerika-Geschäftes wie geplant voran.

Der US-Konzern für Augenheilkunde Alcon hat im vierten Quartal 2024 den Umsatz um 6.2 Prozent auf USD 2'477 Mio. gesteigert. Die Kernmarge stieg von 18.9 Prozent im Vorjahresquartal auf 20.1 Prozent, lag jedoch leicht unter den Erwartungen von 20.9 Prozent. Die operative Marge stieg von 8.9 auf 15.9 Prozent.

Das Industrieunternehmen Georg Fischer hat 2024 den Betriebsgewinn (angepasster Ebit) um 15.4 Prozent auf CHF 449 Mio. gesteigert. Dies lag über den Erwartungen von CHF 430 Mio. Der Reingewinn fiel um 8.9 Prozent auf CHF 214 Mio. und der Umsatz stieg um 18.6 Prozent auf 4'776 Mio. Die Dividende wird von CHF 1.30 auf 1.35 pro Aktie steigen.

Der Industriekonzern Sulzer hat mit den Jahreszahlen die ebenfalls die Analystenerwartungen übertroffen. Auftragseingang und Umsatz stiegen zweistellig um 11 Prozent. Der Reingewinn erhöhte sich um 20 Prozent auf CHF 265.4 Mio. Die Dividende soll deshalb um CHF 0.50 auf 4.25 je Aktie erhöht werden. Für 2025 zeigt sich Sulzer gut gerüstet.

Der Rückversicherer Swiss Re hat trotz Aufstockung der Reserven im US-Haftpflichtgeschäft und trotz der hohen Belastungen aus Naturkatastrophen sein reduziertes Jahresziel übertroffen. Der Gewinn stieg leicht auf USD 3.24 Mrd. Die Dividende soll um 8 Prozent auf USD 7.35 je Aktie steigen. Für 2025 peilt Swiss Re einen Gewinn von USD 4.4 Mrd. an. Die grossen Waldbrände in Florida belasten die Gesellschaft mit Schäden von unter USD 700 Mio.

Der Spezialist für das Raumklima Belimo hat mit den Jahreszahlen die Erwartungen übertroffen. Er hat den Betriebsgewinn um knapp 19 Prozent auf CHF 181.1 Mio. gesteigert, die Marge ist um 140 Basispunkte auf 19.2 Prozent gestiegen.

Aber ein Nachfrageeinbruch aus der europäischen Industrie belastet zwei Berner Konzerne. Feintool und Bystronic haben Verluste eingefahren und Stellen abgebaut. Adecco verabschiedet sich vom Status als Dividendenperle. Die hohen Schulden zwingen den Personalvermittler zu einer reduzierten Ausschüttungspolitik.

Aussichten

Eigentlich lief die US-Wirtschaft unter Präsident Joe Biden gut: Wachstum, fallende Inflation, robuster Arbeitsmarkt usw. Die Zollpolitik Donald Trumps könnte zum Eigentor werden, falls die US-Wirtschaft an Fahrt verliert und sich die Produkte verteuern. Dann müsste die Notenbank FED wiederum die Geldpolitik straffen. In den USA sind bereits einige Privatanlegen aus Angst am Aussteigen aus ihren Aktienengagements.

Die Schweizer Wirtschaft wuchs 2024 um 1.3 Prozent gegenüber 2023. Für 2025 erwarten wir, dass sich die einheimische Konjunktur weiter erholen wird. Das belegen auch die Jahresabschlüsse der meisten Firmen. Auch für den Euroraum stehen die Chancen gut, dass die Dynamik dieses Jahr an Tempo gewinnt, vor allem in Deutschland. Die US-Zölle seien verkraftbar, heisst es, lassen aber die Situation der Autoindustrie und deren Zulieferer auf anspruchsvollem Niveau verharren. Die Zinssätze könnten nochmals fallen. Die Bundesratswahlen finden am 12. März statt.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24