4. Gymnasium
Mit meiner Berufswahl haben sich meine Eltern kaum befasst, vor allem der Vater nicht. Mein Wunsch war jedoch klar: Ich wollte ans Gymnasium, an die Kantonsschule in St. Gallen. Ich besorgte mir die Anmeldeunterlagen und kann mich gut erinnern, wie ich eines Morgens um 07:00 Uhr ans Bett meiner Eltern trat, mit der Bitte, diese Anmeldung zu unterschreiben.
Mein Vater fragte mich, was das sei das Gymnasium und wie lange das dauern würde?
"4 ½ Jahre!"
"Was bist Du dann und was machst Du nachher?"
"Danach werde ich die Matura machen!"
Ich erklärte ihm, dass ich nachher mit 19 nach Zürich an die ETH wolle, um dort zu studieren.
"Für wie lange?"
"4 ½ Jahre, 9 Semester."
Das hat er nicht mehr begriffen. Die Mutter war dafür, der Vater wollte lieber einen Elektriker, hat dann aber letztlich unterschrieben.
Die Jahre im Gymnasium
Zwischen 1956 und 1960 besuchte ich die Kantonsschule in St. Gallen. Der Typus C entsprach in jeder Hinsicht meinen Interessen. Diese Zeit war für mich äusserst interessant. Ich hatte nie das Gefühl, in die Schule gehen zu müssen. Das Lernen fiel mir leicht, vor allem in den mathematischen Fächern wie Mathematik, Physik und Darstellende Geometrie war mir immer alles "klar". Eine besondere Vorliebe hatte ich auch für Geografie und Geschichte, auch die Fremdsprachen sagten mir zu. Entsprechend gut waren in der Folge meine Noten.
Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich nach freiem Thema auf Englisch halten musste: Ich wählte das Thema Fräs- und Drehmaschinen, also Werkzeugmaschinen. Ein Thema, welches mich immer interessierte. Der Vater eines Mitschülers arbeitete in einer Firma "Starrag" in Rorschacherberg. Diese Firma stellte sogenannte Kopierfräsmaschinen her und war weltweit tätig. Starrag beschäftigte zu dieser Zeit über 1000 Mitarbeiter. Von Starrag und Georg Fischer Schaffhausen besorgte ich mir Unterlagen über ihre Werkzeugmaschinen, um diesen Vortrag interessant zu gestalten. Ich habe diese Unterlagen stets bei mir zu Hause behalten. Dies war mein erster Kontakt mit der Starrag, ich war 18-jährig. (Davon mehr später.)
Im Sommer 1960 folgten drei Wochen Praktikum bei Benninger in der Giesserei. Gleich darauf im Herbst die Maturaprüfung. Mein Notendurchschnitt von 5,3 wurde von keinem meiner 42 Kollegen überboten.
Die Kantonsschule St. Gallen war zu dieser Zeit die einzige kantonale Mittelschule (Gymnasium) im Kanton St. Gallen. Nur eine ganz kleine Minderheit durfte die Kantonsschule besuchen. Entsprechend hoch waren die Anforderungen an die Schüler. Ich schätze, dass nicht mehr als 4 bis 5 % der Schüler nach der obligatorischen Schulzeit die Kantonsschule besuchen konnten.