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Wirtschaft
08.03.2025
09.03.2025 17:00 Uhr

Börse: Geopolitisches Erdbeben - SMI hält sich

Trotz zunehmender Volatilität konnte sich der SMI gut halten, auch weil die Schweiz laut Christopher Chandiramani immer noch als «sicherer Hafen» gilt. Bild: Linth24
Nach Trump-Selenskyj-Eklat stoppen USA Ukraine-Hilfen, Freundschaft mit Europa bröckelt, der Zollstreit weitet sich aus. Börsen später volatiler, SMI hielt sich gut: 13'077 Punkte.

EZB senkt Leitzins auf 2.5 Prozent. In Europa kommt es zur sechsten Zinssenkung seit dem vergangenen Sommer. Gemäss geldpolitischem Beschluss vom 6. März 2025 hat die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden, den Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft um 0.25 Prozentpunkte zu senken. Die Änderungen werden wirksam zum 12. März.

Europas Autobauer sollen Gnadenfrist bei Klimaauflagen bekommen. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den angeschlagenen europäischen Autobauern erheblich mehr Zeit geben, für den Umstieg auf die Elektromobilität. Sie werde noch im März eine gezielte Änderung der CO₂-Normen vorschlagen.

Die Inflation in der Schweiz sinkt im Februar auf tiefsten Stand seit April 2021. Aktuell liegt sie bei 0.3 Prozent. Auch die Jahresteuerung in der Schweiz ist weiter gesunken. So tief wie jetzt lag sie zuletzt im April 2021. Schweizer Konsumgüter waren im Februar durchschnittlich um 0.3 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat. Inlandgüter sind dabei weiterhin deutlich teurer als vor einem Jahr (+0.9 Prozent), während Importgüter (-1.5%) klar billiger sind als vor Jahresfrist.

Die Arbeitslosenquote sinkt im Februar leicht auf 2.9 Prozent. Sie stieg im Januar erstmals seit gut drei Jahren auf drei Prozent, nun geht sie wieder leicht zurück. Saisonbereinigt verharrte die Quote bei 2.7 Prozent, wie das Seco (Staatsekretariat für Wirtschaft) weiter schrieb. Je nach Jahreszeit können saisonale Schwankungen die Werte in einigen Branchen beeinflussen (Bau oder die Gastronomie).

Nachdem der Referenzzins für Mieten zuletzt im Juni und im Dezember 2023 zweimal erhöht wurde, ist er per 4. März 2025 wieder auf 1.5 Prozent gesunken.

Unternehmenszahlen

Die Nationalbank (SNB) fährt für das Jahr 2024 einen Gewinn von CHF 80.7 Mrd. ein. Das ist auch eine gute Nachricht für Bund und Kantone. Diese profitieren wieder von Ausschüttungen, nachdem in den zwei Jahren lang darauf verzichten mussten. Vom Gewinn weist die SNB 11.6 Mrd. den Rückstellungen für Währungsreserven zu und deckt so die Ausschüttungsreserve von 53.2 Mrd. Unter dem Strich bleibt damit ein Bilanzgewinn von 15.9 Mrd. übrig. Davon zahlt die Nationalbank eine Dividende von CHF 15 pro Aktie an die Anteilseigner und schüttet CHF 3 Mrd. an Bund und Kantone aus.

Der Sanitärtechniker Geberit hat 2024 mit einem kaum veränderten Umsatz von CHF 3.1 Mrd. ein etwas niedrigeres Betriebsresultat (Ebitda) von CHF 913 Mio. verbucht. Der Gewinn sank 3% auf CHF 597 Mio. Dennoch soll die Dividende Um 10 Rp. auf CHF 12.80 erhöht werden.

Der Schokoladenhersteller hat Lindt & Sprüngli hat 2024 den Gewinn auf CHF 672,3 Mio. (+0,1%) erhöht. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg auf CHF 884.2 Mio. Fr. (+8.7%), die operative Gewinnmarge legte um 0.6 Prozentpunkte auf 16,2 zu. Die Dividende der Partizipationsscheine wird um CHF 10 auf 150 je Aktie angehoben. Das Unternehmen hat sämtliche Erwartungen übertroffen und die Ziele bestätigt.

Der Dermatologie-Konzern Galderma präsentiert für 2024 einen 8 Prozent höheren Umsatz von USD 4.4 Mrd. Der Kern-Ebita nahm von 942 auf USD 1‘031 Mio. zu. Unter dem Strich blieb ein Kerngewinn von USD 496 Mio. nach 208 Mio. im Jahr zuvor. Der Verwaltungsrat schlägt eine Erstdividende von USD 0.15 vor.

Der Flughafen Zürich hat 2024 den Umsatz um 7.3 Prozent auf CHF 1.33 Mrd. gesteigert. Die Gewinnzahlen legten noch mehr zu; der Ebitda stieg 8.3 Prozent auf CHF 733 Mio. und der Reingewinn 7.6 Prozent auf CHF 327 Mio. Für 2025 rechnet Flughafen mit einem Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau und einem niedrigeren Gewinn aufgrund der mit der Eröffnung des Flughafens Noida verbundenen Kosten. Die Dividende soll CHF 0.40 steigen auf CHF 5.70. Ab Jahr 2025 tritt zudem eine neue Dividendenpolitik in Kraft, da die Kapitaleinlagereserven mit der Ausschüttung einer Zusatzdividende für 2024 erschöpft sein werden. Dafür soll die bisherige Ausschüttungsquote von 40 auf maximal 75 Prozent steigen.

Aussichten

Die Entscheidungen des US-Präsidenten Trump – er ist kaum zwei Monate im Amt ist – sind schockierend, vor allem seine Aussenpolitik. Überrascht hat die Geschwindigkeit der Umsetzung seiner Entscheidungen. Neue und höhere Zölle hatte man erwartet, aber nicht, dass er Europa verteidigungstechnisch fallen lässt. Auch wie die USA jetzt mit der Ukraine umgeht, wie sie vermutlich zur Kapitulation gezwungen wird, ist fragwürdig. Die EU antwortet mit Aufrüstungsplänen, falls die Amerikaner abziehen. Wie das finanziert wird, bleibt offen. Man spricht von einem Mittelbedarf von 80 Mrd. Euro oder mehr.

Bezüglich Zinsen sind weitere Senkungen zu erwarten. Die fallende Teuerung dürfte dies zulassen. Die EZB ist bereits vorangegangen, die SNB wird folgen.

Die Saison der Generalversammlungen hat begonnen. Novartis eröffnet den Reigen unter den Grossen. Es überwiegen Dividendenerhöhungen. Gespannt warten die Investoren auf die Aussichten der Firmen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24