Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Schweiz
22.03.2025

Börse: SNB senkt Leitzins erneut – SMI steigt auf 13'075

«Trotz Problemen und unsicheren Aussichten halten sich die Aktien relativ gut», so die Einschätzung von Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
Schweizerische Nationalbank senkte Leitzins auf 0.25 Prozent. SMI plus 1,2 Prozent: 13'075 Punkte. Weltlage komplex mit US-Politik, Ukraine, Aufrüstung und deutschem Schuldenpaket.

Die OECD erwartet weniger Wachstum für Weltwirtschaft, die Organisation führt zur Begründung unter anderem belastende Zollkonflikte auf. Die Wachstumsprognosen wurden gesenkt. Diese sollen im laufenden Jahr um 3.1 Prozent und später 2026 dann um 3 Prozent zulegen. Im Dezember waren von der in Paris ansässigen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) noch 3.3 Prozent erwartet worden. Im Jahre 2024 hatte es zu einem Plus von 3.2 Prozent gereicht.

Der Deutsche Bundestag winkt das gigantische 100-Milliarden-Finanzpaket durch. Am Freitag hat auch die Länderkammer (Bundesrat) ja gesagt. Deutschland hat über die Finanzpläne der zukünftigen Regierung und die dafür benötigte Grundgesetzänderung (Verfassung) zugestimmt, es geht um Investitionen in Infrastrukturen, Rüstung und Umweltschutz. Kritisiert wurde das Paket vor allem, weil Parlament und Regierung in der alten Zusammensetzung Beschluss fassten.

Die Seco-Chefin glättet Wogen in den USA. Helene Budliger Artieda hat in Washington den Stabschef des Handelsbeauftragten von US-Präsident Donald Trump getroffen. Die Schweizer Delegation konnte laut einer Mitteilung US-Vorwürfe unlauterer Handelspraktiken widerlegen, offenbar die Schweiz vor Strafaktionen bewahren.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) reduziert den Leitzins, das fünfte Mal in Folge seit 2024, weil die Inflation künftig tief bleibt, neuste Zahl 0.3 Prozent Jahresinflation. Ebenfalls die Frankenstärke soll bekämpft werden, um den Export nicht zu behindern. Auch die gegenwärtige unsichere politische Weltlage war ein Grund. Falls nötig, will die SNB «alle notwendigen Massnahmen ergreifen» – wozu auch Negativzinsen möglich wären.

Aber die US-Notenbank Fed belässt im Gegensatz dazu Leitzins unverändert. US-Notenbankchef Jerome Powell hält den Leitzins stabil. Er liegt weiterhin in der Spanne von 4.25 bis 4.5 Prozent. Die US-Inflation ist noch zu hoch.

Postauto Schweiz meldet Rekord bei Fahrgastzahlen. Das Transportunternehmen hat im vergangenen Jahr 950 Linien und 11'339 Haltestellen bedient – und dabei hat das Unternehmen noch nie zuvor so viele Menschen transportiert wie vergangenes Jahr. 183 Mio. Passagiere nutzten das Transportmittel. Verglichen mit 2023 entspricht das einer Zunahme um 4.9 Prozent.

Unternehmensmeldungen

Die UBS erwägt offenbar den Wegzug aus der Schweiz. Laut einem Medienbericht erwägt UBS einen Weggang aus der Schweiz. Der Bund will nach der CS-Übernahme mehr Eigenmittel sehen – die UBS hält dies für übertrieben und hält auch an der Kapitalreduktion fest.

Nestlé wird nach starkem Kursanstieg seit Jahresbeginn von einigen Banken heruntergestuft. Am Freitag versetzt die Royal Bank of Canada (RBC) dem Nahrungsmittelkonzern mit ihrer Ratinganpassung einen Dämpfer, geht auf «Sector Perform» von zuvor «Outperform» und belässt das Kursziel auf CHF 93. Die Experten sind der Meinung, dass die Stärke der Wettbewerbsposition von Nestlé unverändert ist, und sind davon überzeugt, dass das Management das Richtige tut.

Swiss Life kann Gewinn steigern, hat im Jahr 2024 mehr verdient und will den Aktionären eine höhere Dividende bezahlen. Der Finanzkonzern hat die bis Ende 2024 gesetzten Ziele übertroffen und die Latte bis 2027 noch etwas höher gesetzt. Im vergangenen Jahr stieg der Gewinn der Swiss Life um 13 Prozent auf CHF 1.26 Mrd. Der bereinigte Betriebsgewinn rückte um 19 Prozent auf 1.78 Mrd. vor, während mit CHF 20.3 Mrd. 2 Prozent mehr an Prämieneinnahmen verbucht wurden.

Unwetter drücken Gewinn und Umsatz von Stadler Rail. Der Schweizer Zugbauer ist angesichts der Rückschläge einigermassen zufrieden mit 2024. Das Vorjahr war für Stadler von Umweltkatastrophen in der Schweiz, Österreich und Spanien geprägt. Besonders schwere Auswirkungen hatten Überschwemmungen in Valencia, was Produktion und Lieferketten erheblich beeinträchtigten. Dadurch wurden CHF 350 Mio. Umsatz ins Jahr 2025 und 2026 verschoben. Die EBIT-Marge sank auf 3.1 Prozent (Vorjahr: 5.1 Prozent). Dennoch konnte Stadler rund 500 Schienenfahrzeuge ausliefern und wichtige Aufträge gewinnen, wodurch der Auftragsbestand auf CHF 29.2 Mrd. wuchs.

Aussichten

Die Weltlage bleibt kompliziert, hat sich in vier Blöcke aufgeteilt, ähnlich einem «kalten Krieg» – USA, Europa, Russland, China. Die einzelnen Staatengruppen rüsten auf, füllen ihre Waffenarsenale. Die Staatsdefizite nehmen wieder zu. Bedenklich ist der von den USA gesteuerte Zollkonflikt. Auch der Krieg zwischen der Ukraine und Russland konnte nicht beendet werden. Der Kampf im Nahen Osten (Israel, Hamas) ist auch wieder entflammt. Frieden ist in weiter Ferne.

Trotz Problemen und unsicheren Aussichten halten sich die Aktien relativ gut. Die Senkungen der Leitzinsen wirken sich positiv aus, die Frankenstärke nimmt ab. Grosskonzerne zahlen mehrheitlich höhere Dividenden, sogar Zykliker sind gefragt, einzig Luxusgüterhersteller, aber auch Autohersteller und -Zulieferer publizieren schwächere Ergebnisse. Hier ist vor allem unsicher, welche Technologien sich durchsetzen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24