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Herisau
20.05.2025
21.05.2025 07:21 Uhr

Appenzeller Verlag AG zieht von Schwellbrunn nach Herisau

Das neue Domizil: Haus Windegg 5 beim Rosengarten in Herisau. Bild: herisau24.ch / cv
Die Appenzeller Verlag AG zieht im November 2025 von Schwellbrunn nach Herisau in die Windegg 5. Das historische Gebäude wird derzeit umfassend renoviert und künftig Büros, einen Verlagsladen sowie Raum für ausgewählte Veranstaltungen beherbergen.

Es ist der zweite Umzug in der Unternehmensgeschichte: Vor gut zehn Jahren hatten Marcel und Yvonne Steiner den Verlag aus der NZZ-Mediengruppe gelöst und mit einem siebenköpfigen Team von Herisau nach Schwellbrunn verlegt. Zu den fünf angeschlossenen Verlagen zählen der Appenzeller Verlag, der Toggenburger Verlag, der Verlag FormatOst, der orte Verlag und die edition punktuell.

Die Hauptfassade mit Malereien, die Luigi Grigoletti 1937 angebracht hat. Bild: herisau24.ch / cv

Neuausrichtung Besitzverhältnisse und Geschäftsleitung

Gemäss einer Medienmitteilung gehen mit dem bevorstehenden Umzug auch Veränderungen in den Besitzverhältnissen einher. Marcel und Yvonne Steiner, welche die Appenzeller Verlag AG 2014 gründeten, haben ihre restlichen Aktien der Herisauer Steinegg AG veräussert, die zur Herisauer Steinegg Stiftung gehört. 30 Prozent der Aktien verbleiben wie bisher bei der Appenzeller Druckerei AG in Herisau, mit welcher der Verlag administrative Synergien nutzt. Im März 2025 übergab Marcel Steiner altershalber das Präsidium des Verwaltungsrats an Paul Zähner von der Steinegg AG.

«Die Geschäftsleitung – bestehend aus Christine König, Susanna Schoch (beide Publizistik) und Alexandro Isler (Administration) – sowie der Verwaltungsrat blicken der Zukunft mit Freude entgegen und setzen sich auch am neuen Standort dafür ein, die Appenzeller Verlag AG als bedeutendes Verlagshaus der Ostschweiz weiterzuentwickeln», teilt die Appenzeller Verlag AG mit.

Bild: herisau24.ch / cv

Zur Geschichte des Wohnhauses Windegg 5

Der bauhistorischen Untersuchung des Wohnhauses Windegg 5 von Thomas Hurschler (2025) ist unter anderem zu entnehmen:

Der heutige Dorfkern von Herisau bestand im 16. Jahrhundert aus rund 40 Häusern. Unglücklicher Ausgangspunkt für eine neue bauliche Entwicklung des Dorfkerns war der Grossbrand vom 5. März 1606. Gemäss den Quellen fielen dem Brand die Kirche, das Pfarrhaus, das Rathaus und 32 Häuser sowie 12 Ställe – also rund 48 Firste zum Opfer. Ob eines der abgegangenen Gebäude am Standort des heutigen Hauses Windegg 5 stand, ist nicht bekannt. 

[...] Um 1670 wurde an der Stelle des heutigen Wohnhauses ein wohl zweigeschossiger Fachwerkbau errichtet. Grösse, Konstruktion und die räumliche Nähe zum Wohnhaus Windegg 4 deuten darauf hin, dass es sich dabei um einen gewerblichen Nebenbau zu diesem stattlichen Haus gehandelt haben könnte. Seine Entstehung könnte im Zusammenhang mit der Leinenproduktion stehen, denn Herisau entwickelte sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts im Leinengewerbe zu einem konkurrenzfähigen Rivalen der Stadt St.Gallen. [...]

[...] Im Jahr 1675 – also bereits rund 5 Jahre später – wurde das Haus um das vorkragende zweite Obergeschoss und das hochgieblige Dach erhöht und damit wohl zu einem Wohn- und Geschäftshaus erweitert. Dieser Umbau könnte in Zusammenhang mit dem Bevölkerungszuwachs stehen, den Herisau nach den verheerenden Pestwellen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verzeichnete. [...]

[...] Dem Lithografen und Kunstmaler Luigi Grigoletti (1887–1939), der das Haus 1931 übernahm, ist die Dekorationsmalerei an der Hauptfassade zu verdanken, die das Haus heute wesentlich prägt. Sie wurde von ihm 1937 ausgeführt und im Jahr 1993 unter der Leitung seines Sohnes umfassend erneuert. Unter Grigoletti wurde wohl auch das zweite Obergeschoss über dem Treppenhaus durch eine schmale Raumschicht mit Bad- und WC-Einbauten erweitert. [...]

[...] Das Haus ist ein äusserst interessanter, von zahlreichen Bauphasen geprägter Zeuge der Siedlungsentwicklung, aber auch ein anschauliches Beispiel für die Wohnkultur einer mittelständischen Besitzerschaft des 17. bis 20. Jahrhunderts. Als Teil des historischen Ortskerns von Herisau kommt dem Haus zudem auch eine hohe Bedeutung für das Innere Ortsbild zu. 

pd / Claudia Vamvas